Jahr: 2021 | Drehbuch & Regie: Adam McKay | Satire | 138min
Katastrophen sind so alt wie die Menschheitsgeschichte, wobei das eigentlich nicht stimmt, denn es gibt sie eigentlich von Anbeginn der Zeit. Das Wort kommt aus dem altgriechischen und bedeutet soviel wie „Um- oder Niederwendung“ und wird heute allgemein für folgenschwere Unglücksfälle verwendet. Vom Urknall[1] bis zur Corona-Krise[2] ist die „Verheerung“, so das altdeutsche Wort für Katastrophe, also ein ständiger Begleiter allen Entstehen und Vergehens. Adam McKay’s – am Weihnachtstag in Netflix veröffentlichten – Film, nimmt sich einem Katastrophenfall an und fragt danach, wie wir als Menschheit damit umgehen.
Die Doktorandin Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) findet einen neuen Kometen in den Weiten des Sternenhimmels und vor lauter Freude der Neuentdeckung benennt ihr Professor Dr. Randall Mindy (Leonardo DiCaprio) den Himmelskörper nach ihr. Doch die Freude währt nur so lange, bis Mindy die Umlaufbahn des etwas 10km großen Geschosses berechnet hat und zu dem deprimierenden Ergebnis gekommen ist, dass dieser in 6 Monaten und 14 Tagen auf die Erde einschlagen wird. Das ist tragischerweise nicht nur das Ende des Kometen, sondern könnte vielmehr auch das Ende der Menschheit sein. Diese Nachricht wird an Dr.Oglethorpe (Rob Morgan) weitergeleitet, dem Leiter des Büros zur Abwehr von Weltraumgefahren. Man ist sich schnell einig, hier muss gehandelt werden und die Nachricht muss schnell zur Präsidentin der USA getragen werden. Allerdings ist Janie Orlean (Meryl Streep) gerade mit allerlei politischen Skandalen beschäftigt und ihr vorderster Berater (und Sohn) Jason Orlean (Jonah Hill) muss feststellen, dass vor den nächsten Midterm Wahlen, das Thema ziemlich ungelegen käme und ein politischer Spin gerade nicht zu drehen sei. Also gehen Mindy und Dibiasky in die Öffentlichkeit. Dort wird Dibiasky wegen ihres emotionalen Wutausbruchs vor laufender Kamera[3] als panikmachende Furie wahrgenommen, Prof. Mindy jedoch als attraktiver Wissenschaftler, welcher sogleich die Aufmerksamkeit der TV-Moderatorin Bree Evantee (Cate Blanchett) erhält. Die Nachricht von der Auslöschung des Planeten, schlägt also gar nicht mal so gewaltig ein, wie gedacht! Zum Glück gibt es ja noch Wege aus der Krise. Diese wären; eine NASA-Expedition unter Leitung des eher umstrittenen Benedict Drask (Ron Pearlman) oder die faszinierende Ideenwelt des Konzerngurus Peter Isherwell (Mark Rylance), welcher die ökonomischen Potentiale des Kometen entdeckt.
„Don’t Look Up“ ist eine sehr witzige und mit jeder Menge schwarzen Humor versehene Satire, die als eine Parabel auf den derzeitigen Zustand der Menschheit und der Herausforderung der Klimaveränderung gesehen werden kann. Die Stärke der Komödie liegt dabei nicht so sehr, auf der recht offensichtlichen Analogie, zwischen dem Ende der Menschheit durch Planeteneinschlag oder Klimakiller, sondern darin zu zeigen, dass alles was passiert, immer zu einer komplexen Geschichte verarbeitet wird, die aus den unterschiedlichsten Perspektiven und Facetten beschrieben werden kann. Diese Geschichten werden dann so komplex, dass ihre Fakten zu einfachen, emotional aufgeladenen Punkten heruntergeschmolzen werden und es nicht mehr um das Denken eines Sachverhaltes, sondern um dessen Glauben geht.
Allein diese Darstellung unserer Zeit ist es schon wert den Film zu schauen, aber das wird dann noch von einer ganzen Riege von Stars in Szene gesetzt, bei welcher nicht nur Meryl Streeps Darstellung einer weiblichen Trump-Präsidentin in Erinnerung bleiben sollte. Das Lawrence eine etwas punkige Rebellin spielt ist vielleicht noch erwartbar, ebenso wie der zwischen Starrummel und Schicksal der Erde changierende DiCaprio, wirklich hinreisend finde ich aber die Steve Jobs Imitation von Mark Rylance oder Jonah Hills Präsidentinnensohn.
Ein amüsanter und sehr kurzweiliger Film, dessen Botschaft vielleicht nicht nur sein sollte, den Klimawandel ernst zu nehmen, sondern auch uns zu fragen, welchen Fakten über der Welt wir mit welchen Emotionen hinterherhängen.
[1] Eine wirklich spannende Theorie zum Urknall kann ich an dieser Stelle weiterempfehlen:
[2] Der Höhepunkt der Coronaviruskrise liegt nun allerdings hinter uns und auch wenn es momentan nicht den Anschein hat, wird sie viel schneller vergessen sein, als wir uns dies zum Jahreswechsel 2021/22 vorstellen können. Betrachten Sie dieses Statement gern als Wette auf die Inhalte der medialen Diskurse 2022!
[3] Anders als in massenmedienfreier Kommunikation kann ein Wutausbruch vor laufender Kamera unsouverän interpretiert werden.