Die letzten zwei Jahreswechsel gab es aus diversen Gründen keinen Rückblick auf die besten Bücher, Serien und Filme des Jahres, die hier auf tommr.de vorgestellt wurden. Mit Beginn des Jahres 2022 soll sich dies für eine Rekapitulation des alten Jahres ändern. Wie an vorheriger Stelle bereits bemerkt, sei der Hinweis an den vermeintlichen Leser gegeben, dass es sich hierbei eher um eine subjektive Leidenschaft zum Platzieren handelt, als um eine objektivierte Erfahrung.
Literatur:
Bester Roman:
Bester Roman des Jahres war für mich Ingo Schulzes „Die rechtschaffenen Mörder“ und das, obwohl ich über viele Seiten des Lesens hinweg es für ein eher mittelmäßiges Werk hielt. Aber hier zeigt sich, dass man ein Werk immer erst am Ende beurteilen kann. Ein großartiger Roman, über Bücher, unsere Zeit, und irgendwie auch meine Heimatstadt. Definitiv erwähnt werden muss aber auch Peter Stamms „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“, ein kurzes, aber sehr intensives Buch über Identitätsfindung. Nicht vergessen werden soll einer meiner neuen Lieblingsautoren; David Mitchell, von dem ich dieses Jahr drei Romane las. „Wolkenatlas“, sein bekanntestes Buch war, obwohl ich es schon den Film kannte, ein Highlight des Lesejahres einundzwanzig. Aber auch sein sehr persönlich inspiriertes Buch „Der dreizehnte Monat“ konnte mich überzeugen, wie auch Mitchells „Number 9 Dream“, ein furioses Porträt eines jungen Mannes, der im Sündenpfuhl Tokyo nach seinem Vater und vielleicht noch mehr, nach sich selbst sucht. Erwähnen möchte ich ebenfalls Julie Zehs „Unter Leuten“, ein in Erinnerung bleibendes Porträt der ostdeutschen Provinz und Christoph Heins „Verwirrnis“, einem weiteren großen Roman, des mit großem Abstand besten Schriftstellers über DDR-Geschichte. Abschließend sei auf Sasa Stanisics „Wie der Soldat das Grammophon repariert“ verwiesen, einem Roman über den Balkankrieg in der unvergleichlich beeindruckenden Sprache Stanisics.
Sachbuch:
In der Kategorie Sachbuch hat mich dieses Jahr Adam Tooze „Crahsed“ schwer beeindruckt. Eine detaillierte und spannende Aufzeichnung der Weltwirtschaftskrise von 2008, die einen hintergründigen und fundierten Eindruck über unser Weltfinanzsystem gibt. 2021 war auch das Jahr, in welchem soziologische Inhalte wieder meine Aufmerksamkeit genossen und hier sind besonders Andreas Reckwitz „Die Gesellschaft der Singularitäten“ zu nennen und Armin Nassehis „Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft“ (auch wenn ich den dazugehörigen Text erst 2022 veröffentliche, weil mich die Zusammenfassung solch inhaltsvoller Texte recht viel Zeit kostet). Erwähnung soll auch ein Text von Stefan Zweig finden, dessen großartige Autobiographie „Die Welt von gestern“ ich endlich gelesen habe.
Serien:
Bei meinem Konsum von Serien, ist ein jahrelanger Abwärtstrend zu verzeichnen, der sich auch 2021 fortgesetzt hat. Bezeichnend dafür ist, dass die beste Serie des Jahres „Community“ wurde, eine Serie, die bereits 2009 erstausgestrahlt wurde. „Community“ gehört zu den besten und innovativsten Komödien, die ich bisher gesehen habe und es ist in vielerlei Hinsicht eine wahre Freude gewesen, die 110 Folgen zu schauen. Aber auch ein paar aktuelle Serien des Jahres müssen erwähnt werden, wie „The Third Day“ eines der optisch anspruchsvollsten Werke der letzten Jahre, mit einer dadurch sehr eindrücklichen Atmosphäre, oder „Mare of Easttown“ eine Serie, die von sehr beeindruckenden Schauspielern lebt, allen voran, der wunderbaren Kate Winslet.
Filme:
Obwohl 2021 durch Corona kein wirkliches Kinojahr war, habe ich den besten Film des Jahres tatsächlich im Kino gesehen. Es ist das großartige Werk „Nomadland“ von Chloé Zhao, ein Film über Freiheit und Einsamkeit, zwei Themen, die auch den gesellschaftlichen Diskurs dieses Jahres prägten, wenngleich vor einem anderen Hintergrund. Ebenfalls sehr beeindruckend sind zwei andere Filme; Quentin Tarantinos “Once Upon a Time in Hollywood“, ein ungewöhnlich inszeniertes Panorama über Gut und Böse, sowie „I Care a Lot“, ein bitterböser Film, der sich im Grunde des gleichen Themas bedient, aber sich ganz dem (Bitter)-Bösen in guter Gestalt widmet.
Erwähnt werden sollten aber auch der Krimi „Shimmer Lake“ wegen seiner innovativen Struktur, das gewaltig knisternde Historiendrama „Edison“ über die „Erfindung“ des elektrischen Stroms, der ungewöhnliche Zeitreisefilm „Predestination“, der bildgewaltige Western „The Power of the Dog“, sowie „Mank“ ein weiteres Beispiel dafür, dass Hollywood die besten Filme über sich selbst dreht (wie auch bei „Once Upon a Time in Hollywood“ zu bemerken ist). Vergessen soll aber auch „Don’t Look Up“ nicht werden, obwohl es der letzte Film des Jahres war, dafür aber einer der amüsantesten.