Der Fall Richard Jewell

Jahr: 2019 | Originaltitel: „Richard Jewell“ | Regie: Clint Eastwood | Drehbuch: Billy Ray | Spielfilm | Länge: 129min | Location: Atlanta (USA) im Jahr 1996

Richard Jewell (Paul Walter Hauser) ist ein Sicherheitsdienstangestellter, der seinen Dienst sehr ernst nimmt und ein Verfechter strenger Regeln und deren Einhaltung ist, was ihm wiederum bei seinem Jobs gelegentlich auf die Füße fällt, weil er das Image eines machtgeilen Aushilfssherifs akkumuliert. Aus Anlass der Olympischen Spiele in Atlanta 1996 finden im Rahmenprogramm des Großereignisses einige Konzerte in der Stadt statt. Auf einem dieser Konzerte ist Jewell angestellt und findet eine Bombe. Er versucht noch, so viele Menschen wie möglich aus der Gefahrenzone zu bekommen, bis die Bombe explodiert und leider Verletzte und Tote hinterlässt. Schnell als Held gefeiert, wird das FBI unter Leitung von Tom Shaw (Jon Hamm) misstrauisch gegenüber Jewell und mit der Methode des hausinternen Profiling, verdichtet sich der Verdacht, Jewell könnte selbst die Bombe explodiert haben lassen, um danach als Held dazustehen. Davon bekommt die Reporterin Kathy Scruggs (Olivia Wilde) Wind und macht aus Jewell in ihrer Reportage einen Massenmörder. Jewell jedoch kooperiert anfangs hilfsbereit mit den Behörden, doch als die Wohnung, die er zusammen mit seiner Mutter Bobi (Kathy Bates) bewohnt, komplett auseinandergenommen wird und die Medienmassen an jeder Ecke auf ihn lauern, vertraut er immer mehr seinem Anwalt Watson Bryant (Sam Rockwell) und schlägt gegen das FBI und die Medien zurück.

Viele von Eastwoods Filmen sind Porträts (einfacher) amerikanischer „Helden“. Das ist auch bei diesem Film der Fall, in dem ein Mann aus dem „einfachen Volk“ erst zum Helden und dann zum Feindbild wird. Anders als bei vielen Eastwood Filmen hält sich hier aber die Geschichte auf einem erstaunlich übersichtlichen Niveau. Es ist vollkommen legitim, eine Geschichte zu erzählen, in welchem ein einfacher weißer amerikanischer Mann aus der kulturellen und sozialen Unterschicht zum Helden wird, aber Eastwood erzählt die Geschichte etwas platt emotional und ganz im Gestus, wie Donald Trump seine Geschichten, über die „wahren Amerikaner“ immer wieder aufgeladen hat, als von den Medien und vom Staat verfolgte Menschen, die eigentlich nur Gutes wollen. Eastwood hätte hier die Chance gehabt, einen zu Unrecht vorverurteilten Helden ein Denkmal zu setzen, aber er lässt die Geschichte zu sehr im Seichten baumeln, legt viel zu klar fest, wer Gut (Jewell, seine Mutter und sein Anwalt) und wer Böse (FBI und die Medien) ist und er verpasst es die eigene Filmerzählung so darzustellen, dass sie über den groben Vereinfachungen von politischen Spins steht. Das lässt den Film wie aus dem 1990er Jahren erscheinen, wo Geschichten über zurückzuschlagendes Unrecht noch mit Emphase erzählt werden konnten. Das wirkt heute wie ein erzählerischer Rückschritt, insbesondere wenn man bedenkt, wie sensibel und einfühlsam Eastwood Geschichten über die USA in den letzten Jahrzehnten selbst erzählt hat. Trotz dieser eher kritischen Worte, bleibt „Der Fall Richard Jewell“ allerdings ein sehenswerter Film, was an dem hervorragenden Schauspielerkollektiv liegt, aus dem Paul Walter Hauser, als autoritätsgläubiger, aber auch gutmütiger Trottel heraussticht und bei dem Kathy Bates (sicher nicht zu Unrecht) einen Oscar als beste weibliche Nebenrolle bekommen hat. Ein vielleicht etwas zu platt geratener, aber keinesfalls ein wirklich schlechter Film.

 

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