Erschien im Original: 2015 | Deutsche Übersetzung von Volker Oldenburg | 2018 bei Rowohlt | 240 Seiten
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich an dieser Stelle eine Art Leselinie von Autoren gezeichnet. Wie das nun mal bei Listen so ist, kann man mit ihnen nie ganz zufrieden sein, denn die Frage wer oder was auf ihnen aufgenommen ist und wer oder was nicht, ist immer ein wenig komplex. Eine Liste lebt genauso davon was auf ihr steht, wie was sie nicht beinhaltet. David Mitchell jedenfalls erschien auf der angesprochenen „biographisch-chronologischen“ Leselinie meines Lebens. Seit rund anderthalb Jahren würde ich mich als großen Fan bezeichnen und was sehr erfreulich ist, mir stehen noch drei Bücher des britischen Autors bevor, die ich noch nicht gelesen hatte. Eines davon ist „Slade House“, ein für Mitchell Verhältnisse recht kurzes Werk.
In einer verwinkelten Gasse in einer namenlosen britischen Stadt steht das nicht einfach zu findende Slade House. Dichte und hohe Mauern scheinen es fast unauffindbar zu machen, doch wenn man einmal hineingelangt, dann eröffnet das Haus und seine Bewohner einen ganz eigenen, auf seine Besucher abgestimmten Charme, der einen schneller als man denkt gefangen nimmt.
Anfangs erinnert Slade House – Mitchells 7.Roman – an seinen Vierten, denn im Mittelpunkt der Handlung steht der 13-jährige Junge Nathan Bishop, der mit seiner alleinerziehenden Mutter zu einem Kammermusikkonzert ins Slade House eingeladen ist. Doch schnell wird man sich als Leser bewusst, dass sich der Text von einem Jungen-Abenteuer, in Richtung eines Grusel-Romanes wendet. Ich bin tatsächlich kein Freund dieses Genres, aber ich muss zugeben, dass es Mitchell schafft, mich in den Bann der Erzählung zu ziehen und ich die rund 250 Seiten sehr schnell verschlang. Auf diesen finden sich fünf verschiedene, aber aufeinander aufbauende Geschichten, in welchen immer das mysteriöse Slade House im Zentrum der Handlung zu stehen scheint. Erst nach und nach erkennt man als Leser die sagenumwobenen Geheimnisse, die diesen verwunschenen Ort und ihre Bewohner begleiten.
Das alles ist kein großes Panorama des Lebens (wie bei „Chaos“ oder dem „Wolkenatlas“), sondern beschäftigt sich mit den Fragen nach Leben, Seele und Tod, allerdings auf einem Level der spannend erzählten und schauerlichen Unterhaltung. Der Reiz des Buches liegt dann auch darin, dass der Erzählfluss sehr fesselnd angelegt ist und ein bisschen, wie in einer Horrorbahn funktioniert, wo das eigentlich spannende Thema ist, wann denn nun das Böse zum Vorschein tritt und wie es wirklich funktioniert.