Jahr: 2020 | Regie: George Clooney | Drehbuch: Mark L. Smith | Science-Fiction-Film | Länge: 117min | Location: Die Arktis und der Weltraum in einer postapokalyptischen Zukunft
Im Zeitalter der großen globalen Krisen liegt es eigentlich nahe, sich zwei Dinge klarzumachen;
1. Nichts ist für die Ewigkeit, auch die Menschheit nicht und daraus folgend;
2. Wie könnte das Ende der Menschheit aussehen, wenn nichts für die Ewigkeit ist.
George Clooneys mittlerweile siebte Filmregie widmet sich diesem Thema, dass vom Roman „Good Morning, Midnight“ von Lily Brooks-Dalton inspiriert wurde[1].
Es ist drei Wochen nach der Apokalypse im Jahr 2049. Der Wissenschaftler Augustine Lofthouse (George Clooney) ist auf einer Forschungsstation in der Arktis zurückgeblieben. Er ist schwer krank und als die Station evakuiert wurde, sah er keine Notwendigkeit, in die Zivilisation zurückzukehren. Er hat damit viel richtig gemacht, denn der Rest der Welt ist Opfer einer Katastrophe geworden, die das Leben auf dem Planeten ausgelöscht hat und sich anschickt, über kurz, oder weniger lang, auch seine Station im Nirgendwo zu erreichen. Alle Kommunikationspartner sind unerreichbar geworden, nur ein Raumschiff nicht. Dieses befindet sich auf dem Weg zurück zur Erde. Es war auf Mission, um den Jupitermond „K23“ zu erkunden, den Lofthouse als jüngerer Wissenschaftler entdeckt und für menschliches Leben als geeignet begutachtet hatte. Die 5-köpfige Crew des Raumschiffes „Aether“ konnte bestätigen, das Leben auf „K23“ möglich ist. Sie sind auf dem Rückweg zum Heimatplaneten und noch ist ihnen nicht klar, dass auf der Erde die Apokalypse stattgefunden hat und die von ihrem Kommandanten Adewole (David Ojewolo) geschwängerte Astronautin Sully (Felicity Jones) (keine Sorge, es handelt sich um ein Liebespaar) versucht verzweifelt Funkkontakt herzustellen. Lofthouse wiederum versucht, zum – gar nicht so Nahe gelegenen – Observatorium Lake Hazon zu gelangen, da er feststellt, dass von dort aus, dass Schiff kommunikativ erreichbar erscheint. Dabei soll ihm das kleine Mädchen Iris (Caoilinn Springall) begleiten, welches plötzlich auf der Station aufgetaucht ist. Währenddessen gerät die „Aether“ vom Kurs ab und Pilot Mitchell (Kyle Chandler) steuert das Raumschiff durch einen Meteoritenhagel, der erheblichen Schaden anrichtet.
„The Midnight Sky“ ist eine Dystopie, die ohne die Beschreibung ihrer auslösenden Katastrophe auskommt (denn man erfährt lediglich das es Unfall war), die in ihrer Konsequenz aber radikal ist und die letzten Momente der Menschheit skizziert.[2] Der letztendliche Tod der Menschheit wird hier in meist ruhigen Bildern inszeniert, in der Kälte des (vielleicht nicht unbedingt) ewigen Eises der Arktis, oder der Leere des Weltraums. Vielleicht sind dies genau die beiden Zustände, die unseren Planeten im riesigen Weltraum umgeben, Kälte und Leere.
Die Geschichte des Endes des Lebens in Zeiten zu erzählen, in dem es nach Aufmerksamkeit windende Klimakleber gibt, welche sich „Extinction Rebellion“ nennen, erscheint fast zeitgeistig, aber das ist sie nicht. Sie setzt an der leider unbestreitbaren Tatsache an, dass alles, aber auch wirklich alles, ein Ende hat.[3] Die Erzählung dieses Endes wirkt dann auch größtenteils stimmig, das beginnt in der Einsicht des Haupthelden, dass es final zu Ende geht, aber auch in den Überlegungen, wie man dann doch noch etwas Rausschlagen könnte, aus der Zeit, die man noch glaubt zu haben. Vielleicht verliebt sich dabei der Regisseur George Clooney etwas zu sehr in den Hauptdarsteller George Clooney, der aber vollkommen uneitel als Sterbender gezeigt wird. Ärgerlich wirkt einzig die Szene der Eisschmelze, die einfach viel zu rasant von statten geht und der Unlogik von Action-Szenen geopfert wird (aber das ist fast unerheblich für den Rest der Handlung). Möglicherweise ist dann auch das Ende etwas zu gewollt, aber wer mag beim Ende der Menschheit nicht ein Auge zudrücken. Ein schöner, melancholischer Film über eine niederschmetternde Idee, deren Realität hoffentlich noch unzählbar viele Generationen vor uns liegt.
[1] Eine deutsche Übersetzung des Romanes von 2016 gibt es nicht.
[2] Im großen Sammelkasten der Dystopien ist diese Idee sicherlich eine der schwärzesten Gedankenspiele.
[3] Die Idee des Endes der Menschheit finde ich seit Jahren sehr spannend, nicht unbedingt weil ich endzeitliche Stimmungen hege, oder von Nihilismus gefangen bin, sondern aus der Tatsache heraus, das wir zwar über die Notwendigkeit des eigenen individuellen Tod Bescheid wissen, ihn aber bestens möglich verdrängen. Den Tod der kompletten Spezies sehen wir aber fast als unmöglich an, ganz so, als würde die Ewigkeit uns Menschen gehören. Es ist sogar so etwas wie ein Gegenmittel gegen das eigene individuelle Verschwinden mit dem Tod, denn wenn die eigenen Kinder weiterleben, bleibt auch von einem selbst etwas bestehen, was irgendwie weiter existiert. Die Idee der letzte Mensch zu sein, der den Laden quasi zusperrt, ist jedoch nicht nur spannend, melancholisch und die radikalste Version einer Robinsonade, es ist so etwas wie die Fantasie vom Ende der Geschichte und irgendwie würde man sich wünschen, dass der letzte Mensch an sich und seine Ahnen zurückdenkt und neben Wehmut, dass nun alles vorbei ist, auch etwas Stolz empfindet, auf die letzten 10.000 oder 20.000 Jahre.