Jahr: 2019 | Regie: John Lee Hancock | Drehbuch: John Fusco | Krimi | Länge: 132min | Location: Texas im Jahr 1934
Von „Bonnie & Clyde“ haben wohl die meisten schon etwas gehört. Dieses raubende und mordende Pärchen ist nicht nur eines, der am häufigsten zitierten Motive der Popkultur der letzten Dekaden (sicherlich am bekanntesten mit dem gleichnamigen Film von Arthur Penn mit Faye Dunaway und Warren Beatty) für sozial abweichendes Verhalten. Bonnie Parker und Clyde Barrow sind reale Menschen gewesen, die ab dem Jahr 1930, in den Jahren der Weltwirtschaftskrise im Süden der USA, Banken überfielen und (mehrheitlich, aber nicht nur) Polizisten ermordeten. Erstaunlich ist vielleicht nicht unbedingt, dass es Hunderte von romantisierenden Verweisen der Pop-Kultur gibt (ob nun als eigene Pop-Songs, Theaterstücke oder nur als Referenzen), sondern das die beiden tatsächlich auch als lebende Menschen einige Sympathien ihrer Zeitgenossen erhielten und eine Art „Robin Hood Image“ hatten.
Mit „The Highwaymen“ ist ein weiterer Film zum Thema, 2019 erschienen.[1] Doch in John Lee Hancocks Streifen, wird die Perspektive der Polizisten erzählt, welche Bonnie und Clyde zur Strecke bringen wollen.[2] Bei den Gesetzeshütern handelt es sich um die beiden schon etwas in die Jahre gekommenen Texas Rangers Frank Hamer (Kevin Costner) und Maney Gault (Woody Harrelson).[3] Die Gouverneurin von Texas, Miriam „Ma“ Ferguson (Kathy Bates), hat einige Zweifel, neben dem bundestaatlichen FBI, ihre eigenen texanischen Leute zu aktivieren, aber das Unwesen von Bonnie & Clyde scheint bald überhand zu nehmen und so stimmt sie zu. Hamer und Gault nehmen die Spur des Verbrechens auf und können schon bald erste Annährungserfolge erzielen, müssen aber auch feststellen, dass die dann doch nicht mehr die Jüngsten sind.
„The Highwaymen“[4] ist kein Film der Filmgeschichte schreiben könnte, obwohl er sich an einer realen Geschichte orientiert. Aber er ist gut gemachte Kinounterhaltung, deren Sinn „fang die Bösewichte“ natürlich ein gewohntes Strickmuster enthält. Der Film inszeniert die Fragen der Hauptfiguren an sich; sind sie noch körperlich fähig, diese neue Generation zu erledigen; welchen moralischen Kompass muss man verwenden, wenn man es mit unmoralischen Gegnern zu tun hat und wie kämpft man gegen ein falsches öffentliches Image an. Das ist teilweise sehr traditionell komponiert, aber sowohl Costner, als insbesondere Harrelson, gefallen und ihnen wird genügend Raum gegeben ihre Rollen auszubreiten.[5] Wer also Spaß hat an der Jagd von alten Männern auf junge Verbrecher, oder wer sich einen soliden Krimi ansehen will bei denen es Verfolgungsjagden mit Oldtimern gibt, der sollte „The Highwaymen“ schauen.
[1] Wikipedia.de zählt allein 12 Verfilmungen des Themas, darunter auch „Natural Born Killers“ von Oliver Stone.
[2] Wobei die Polizei, Bonnie weniger ernst als Verbrecherin nimmt, allein weil sie eine Frau ist. In den 1930er Jahren dachte man, dass nur Männer das „echt böse Gen“ haben können und trotz größtmöglichen Bemühens um Gleichberechtigung, scheint mir das empirisch (selbstverständlich nicht auf biologischen, sondern sozialer Tatsachen beruhend) nicht ganz weit hergeholt. Bitte lassen sie mir diese Vorstellung, die Welt ist schlecht genug!
[3] Quasi alte weiße Männer in biologischer Reinform!
[4] Ich hatte bisher unter dem Eindruck gestanden, dass Highways kreuzungsfreie Straßen (= Autobahnen) wären. Doch das ist schlichtweg falsch, Highways sind Hauptverkehrsstraßen, die von Stadt zu Stadt führen, insofern fahren die „Highwaymen“ im Film auch mal auf Wegen, die eher an bessere Dorfstraßen erinnert. Historisch muss bedacht werden; in dieser Zeit der beginnenden 1930er entstehen gerade die ersten Autobahnen, die ihren Siegeszug als Straßenform bis heute beibehalten haben.
[5] Die beiden haben als Duo eine interessante Grundspannung; Harrelson es schon etwas trotteliger Ex-Polizist, der aber einen moralischen Kompass hat, während Costner den harten Hund markiert, dessen stille Wasser natürlich tief sind.