Cristóbal Balenciaga

Idee: Aitor Arregi, Jon Garaño, José Mari Goenaga, Lourdes Iglesias | Mini-Bio-Serie | 6 Folgen | veröffentlicht 2024 auf Disney +

Verlassen wir nicht so schnell die Welt des guten Geschmacks. Während man sich in Deutschland gern mit der Mini-Serie über Karl Lagerfeld beschäftigt, gibt es auf der Plattform von Disney+ auch eine etwa gleichlange Mini-Serie über Cristóbal Balenciaga, einem Modeschöpfer, der von seinem Einfluss auf die Modebranche sicherlich noch mal eine Stufe höher als Lagerfeld anzusiedeln ist.

In dieser spanischen Serie (in der neben Spanisch, auch Französisch und Baskisch gesprochen wird) begleiten wir den Aufstieg des baskischen Modedesigners Cristóbal Balenciagas (Alberto San Juan) in der Modehauptstadt der Welt, Paris von den 1930er Jahren an. Gemeinsam mit seinem Geliebten den polnisch-französischen Millionär Wladzio D’Attainville (Thomas Coumans) und dem baskischen Unternehmerpaar Nicolás Bizkarrondo (Josean Bengoetxea) und Virgilia Mendizabal (Cecilia Solaguren) arbeiten sie am Aufstieg der Maison Balenciaga zum angesagtesten Modelabel der Welt. Erzählt wird die Geschichte als Rückblick Balenciagas gegenüber der Journalistin Prudence Glynn (Gemma Whelan) nach dem Ende seiner Karriere, in der er mit Coco Chanel (Anouk Grinberg) befreundet war, mit Christian Dior (Patrice Thibaud) einen sehr freundlichen, aber was Mode betrifft, erbitterten Rivalen hatte und sich als Förderer von Hubert de Givinchy (Adrien Dewitte), einen attraktiven Freund schaffte.

Die Stärke dieser sehr kurzweiligen Serie liegt im herausragenden Spiel von Alberto San Juan, der einen beeindruckenden Cristóbal Balenciaga spielt. Im vielleicht nicht fairen Vergleich mit dem von mir hochgeschätzten Daniel Brühl in „Becoming Karl Lagerfeld“ bleibt San Juans Balenciaga viel stärker in Erinnerung. Das mag auch daran liegen, dass die Serie nur eine Hauptfigur kennt, diese aber möglichst facettenreich, aber doch stets subtil darstellen möchte, als Modemacher, der auf der einen Seite vorgibt, nur Damenmode machen zu wollen, auf der anderen Seite, aber möglichst alle Prozesse vom Stoff bis hin zum Sitz der Kleidung kontrollieren will, ein Perfektionist, der sich nicht als Künstler sieht, aber eben doch so etwas wie Kunst erschafft. Das verschaffte beim Zusehen einen eine große Lust, sich mehr mit der Welt der Mode auseinander zu setzen, auch wenn an dieser Stelle zu sagen ist, dass die heutige Modemarke Balenciaga rein gar nichts mehr mit Cristóbal Balenciaga zu tun hat, nicht nur weil die Marke von seinen Erben 1978 verkauft wurden, sondern auch weil Balenciaga zu seinen Lebzeiten Pret-a-Porter Mode verabscheute und der heutige Konzern, genau diese anbietet (wie bitter ist es eigentlich, dass ich mir nur Pret-a-Porter leisten kann).
Ein faszinierender Blick in die Modebranche und eine beeindruckende Serie, über einen großen Meister seines Fachs, gespielt von einem großartigen Alberto San Juan. Filmisch das Beste, was ich zum Thema Mode kenne.

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