Im Jahre des Herrn 2011 kam Thomas Glavinics Reiseroman „Unterwegs im Namen des Herren“ heraus. Er beschreibt die Reise des Alter Egos Glavinic mit seinem Freund Ingo in den bosnischen Pilgerort Medjugorje. Die beiden Herren wünschen sich, ein näheres Bild von einer Pilgerreise zu machen. Gemeinsam mit anderen, mehr oder weniger streng gläubigen Menschen, fahren sie von Wien aus per Bus (wundervoller erster Satz des Buches: „Sechs Uhr früh ist eine Uhrzeit, die ich sonst nur von der anderen Seite her kenne.“) auf den Balkan. Als Atheisten beobachten sie das Geschehen, sind aber nicht wirklich von den Botschaften begeistert, doch irgendwie bleibt doch etwas Hängen bei diesem drei Tages-Trip zwischen Himmel und Hölle.
Glavinic beschreibt, wie immer höchst amüsant und sehr lesenswert, eine Reise. Der Sinn einer solchen, sei es etwas zu lernen, etwas Neues für sich zu entdecken, sein Leben um eine Erfahrung reicher und besser zu machen. Doch das will sich irgendwie nicht recht einstellen und Glavinic und mehr noch sein Freund Ingo zweifeln am Unterfangen. Doch wer „Unterwegs im Namen des Herren“ nur als Komik über Religion liest, der liegt nicht wirklich richtig. Denn – gerade auf den letzten Seiten – wird nicht nur der tiefere Sinn und die „Erweckung“ der Reise bedeutsam, sondern auch das, was Glavinic als Glauben und dem verbundenen guten Handeln versteht. Das macht das rund 200 Seiten kleine Büchlein zu einem wunderbaren Begleiter, in der jetzt startenden Reisezeit.