Ich tippe mit dem Finger ein weiteres Buch um, Autor nie gehört, tipp – weiter – nächster Autor – nie gehört – tipp – weiter – Douglas Coupland – … – Moment, habe ich schon mal gehört, Amerikaner, oder? Einer von diesen neumodischen Schriftstellern?!? Ich entnehme das Buch „jPod“ von Douglas Coupland dem Wühltisch beim Thalia Outlet. Es soll einen Euro kosten. Kann man nicht viel falsch machen, oder!?!
Mehrere Wochen später
Bei der Frage welchen Roman ich als nächstes lesen könnte, wähle ich „jPod“ aus. Aus Neugier. Wie schreibt dieser Coupland, der ja gar nicht Amerikaner ist, sondern Kanadier und der Begriffe wie „Generation X“ prägte (mit dem gleichnamigen Buch)? Auf den nächsten 500 Seiten sollte sich das rausfinden lassen.
Ethan Jarlewski ist Ende 20 und arbeitet bei einer Spielesoftware-Firma als Programmierer. Sein Arbeitsplatz ist der jPod, ein Bürobereich von kreativen Nerds, deren Leben hauptsächlich von ihrer Arbeit geprägt ist. Die große Aufgabe ist es momentan, ein Skateboardspiel zu programmieren. Alles könnte entspannt laufen, würde nicht der neue Marketingchef Steve unbedingt eine Schildkröte im Spiel sehen wollen, was in der Firma als ziemlich nervend angesehen wird. Nerven können auch die Eltern von Ethan. So benötigt seine Mutter häufig seine Hilfe, wobei die Ernte des hauseigenen Marihuana Feldes noch die am wenigsten Illegale Aktion ist, während sich Ethans Vater als Turniertänzer und Schauspieler in größtmöglichen Nebenrollen verdingt.
Etwas später – Nachdem Lesen des Buches
Das mit Sicherheit auffälligste an „jPod“ ist der Stil und die Form des Buches. Immer wieder finden sich Computercode, chinesische Schriftzeichen oder Zahlenkombinationen im Text, gern in vollkommen anderer Formatierung. Ein Beispiel: von Seite 375 bis 406 sind die ersten 100.000 Stellen von Pi zu sehen (mit einer fehlerhaften Zahl dabei), gefolgt auf Seite 407 bis 437 weitere 58.894 Ziffern, wobei eine Stelle keine 0 ist, sondern ein O sein soll (und nein, ich habe mir nicht die Mühe gemacht herauszufinden, wo das O ist und auch nicht wo die falsche Stelle bei Pi ist).
Das macht „jPod“ zu einem etwas anderen Buch, dessen 500 Seiten man dann auch recht flott durchbekommt. Doch irgendwie fehlt diesem Buch etwas. Die Story ist abwechslungsreich und an der ein oder andern Stelle humorvoll, aber bei vielen Sachen wirkt es doch wie ein etwas hastig aufgeschriebener Roman. Das Coupland zu eben jenem hastig Aufgeschriebenen sogar eine Selbstreferenzialität einbaut ist zwar geistreich, macht es aber nur bedingt besser. Es bleibt der Eindruck eines kreativen, aber auch irgendwie beliebigen Buches mit einer spannenden, aber eben schon wieder fast zu abgedrehten Story, die viel über unsere heutige Zeit sagen will, aber irgendwie dann doch nur wenig Aussage hat. Trotzdem angenehm zu lesen, aber kein großes Werk.