Created by Mitchell Hurwitz | Fox, Netflix | 68 Folgen in 4 Staffeln | 2003-2006, 2013 | Location: Newport Beach, CA
Jetlag ist eine doofe Sache. Man liegt nachts sinnlos rum und weiß nicht so recht, ob man aufstehen soll, oder lieber nicht, denn irgendwie könnte die Müdigkeit einem doch noch besuchen kommen. Als guter Kompromiss erweist sich da, einfach liegen zu bleiben und trotzdem irgendwas zu tun, sprich etwas im Bett zu schauen. Dafür eignen sich ein Streaming Anbieter mit reichhaltiger Serienauswahl und ein internetfähiges Abspielgerät wirklich sehr gut. Betrachtet man die Möglichkeit vielleicht doch schnell wieder einschlafen zu können, muss die Wahl auf etwas Un-Komplexes, gegebenfalls Leichtes fallen, dass einen schnell ins Reich der Träume bringt. Und da ich gerade etwas „Flaked“ mit Will Arnett sah, dass von Mitchell Hurwitz erdacht wurde und ebenso gelesen hatte, dass beide schon in „Arrested Development“ zusammengearbeitet haben, war die Entscheidung naheliegend, mal zur Abwechslung letztgenannter Serie eine Chance zu geben. Es sollte sich dabei um Comedy handeln, ideal zum schnellen Einschlafen wenn es zu langweilig ist und wenn nicht, hat man bestenfalls was zum Lachen.
Tatsächlich verlängerten sich die Phasen des Wachseins noch und es könnte gut daran liegen das „Arrested Development“ damit zu tun hat. Der Zuschauer springt bei den 68 Folgen ins begüterte Newport Beach, einen südlichen Vorort von Los Angeles. Immobilienunternehmer George Bluth sen. (Jeffrey Tambour) verkündet die Nachfolgereglung seines Geschäfts, als die Polizei ihn verhaftet. Ein herber Schlag für die Familien, denn bisher war man gewohnt, dass nicht unerhebliche Einkommen und den eigenen, ausschweifenden und daher angemessenen Lebensstil aus den Firmeneinnahmen zu beziehen und sich angenehmeren Dingen als schnödem Geldverdienen zuwenden. Lediglich der zweitgeborene Sohn Michael Bluth (Jason Bateman) war und ist da ein anders. Denn er hat nun die Geschäft in seiner Hand und muss die stark angeschlagene Firma vor der Pleite retten, während sich seine Familie fleißig aus der Firmenkasse bedient. Was soll man machen, wenn Schwester Lindsay (Portia de Rossi) ihren exklusiven Lebensstil mit der Pseudo-Tätigkeit einer Aktivistin rechtfertigt und ihr Mann Dr. Tobias Fünke (David Cross) einer Schauspielkarriere hinterherläuft für die er absolut ungeeignet ist (wie für so viel anderes auch). Oder wenn der ältere Bruder Gob (Will Arnett) immer neues Geld benötigt, um sein angeknackstes Selbstbewusstsein als Illusionist anzuheben versucht, für das er aber Zaubertricks lieber einkauft, statt sie sich selbst auszudenken. Nicht zu reden von Buster (Tony Hale) dem Nesthäkchen der Familie, dessen zahlreiche Studien an Eliteschulen seiner tatsächlichen Intelligenz diametral entgegen stehen und der ein auffällig enges Verhältnis zu seiner Mutter Lucille (Jessica Walter) hat, deren Hauptbeschäftigung wiederum in der Wahrung des guten Familienansehens liegt, mit den damit verbunden Society-Tätigkeiten und dem obligatorischen Verunglimpfungen anderer sozialer Gruppen. Nebenher ist Michael auch noch alleinerziehender Vater und obwohl er sich große Mühe gibt seinen Sohn George-Michael (Michael Cera) mit einem offenen Ohr zu erziehen, bemerkt er nie, dass dieser unsterblich in seine Cousine Maybe Fünke (Alia Shawkat) verliebt ist.
Aus dieser Ausgangssituation einer Anti-Familie, die sich gegenseitig belauern, um die eigene Selbstsucht zu befriedigen, zieht „Arrested Development“ seinen Witz, der immer wieder angefacht wird vom wundervollen Erzähler (Ron Howard). Dabei ist die Serie aber nicht klamaukig, sondern spitzfindig und teilweise auch verschachtelt. So werden Running-Gags (wie dem knüppelnden Polizisten), über viele Folgen ausgespart und dann kurz hintereinander wieder zu erscheinen, oder es werden zweischneidige Bemerkungen gemacht, die besonders im Fall des großartig-witzigen Charakters von Dr. Tobias Fünke, eine herrliche Doppeldeutigkeit haben. Gerade in Staffel drei nimmt sich die Serie als solche auch selbst aufs Korn, bedingt wohl vom Fakt zwar exzellente Kritiken bekommen zu haben, aber nur unzureichende Einschaltquoten. Lediglich die vierte (sieben Jahre später produzierte) Staffel erschlafft etwas, weil sie nicht mehr chronologisch erzählt, sondern teilweise zu schematisch das Schicksal aller Familienangehörigen zusammenfügt und dadurch erheblich schwerfälliger und langweiliger wird, trotzdem aber immer noch lichte Momente hat. „Arrested Development“ ist dennoch eine der witzigsten Serien der letzten 15 Jahre und sicherlich stilbildend für spätere Comedy-Serien, wie beispielsweise „30 Rock“. Eine echte Sehempfehlung!