Ein Psychologe reist in ein touristisches Badeörtchen in den Bergen, um seinen Doktorvater zu besuchen. Doch eigentlich hat er es auf dessen Frau abgesehen, die eine ehemalige Studienbekannte ist. Diese setzt sich noch vor seiner Ankunft ab und da der Psychologe nicht einfach wieder wegfahren kann, widmet er sich einem Fall, der ihn von allen Seiten angepriesen wird. Im Ort gilt Johanna Palm als Ausnahme, den ihr psychischer Zustand ist, vereinfacht formuliert, zweigeteilt.
Mich erinnerte der Titel „Schmerznovelle“ an Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“. Ebenso wie bei Schnitzler, ist das Thema des rund 140 Seiten kurzen Buches von Krausser, Sexualität. Jedoch gerät hier ein Enddreißiger, der mit seinem Leben nicht unbedingt zufrieden ist (ziemlich großartig: „Fast vierzig Jahre alt sein, stellt dem Sehen zu viele Retrospektiven entgegen. Und die Verklärungen prasseln nicht durchweg albern auf uns ein, sie sind geladen mit dem, was hätte sein können, im Unterscheid zu dem, was da gewesen ist. Immer viel zu wenig“ (S.60)), in eine Spirale zwischen Hilfe für einen Kranken und Verlangen nach ihm. Das Ganze liest sich über weite Strecken sehr geistreich und ist phasenweise recht komisch, jedoch kam bei mir nie näheres Interesse an der Geschichte (es war mir schlichtweg egal, wie es ausgeht) oder den Personen auf. Das macht das Leseerlebnis zwiegespalten, ein Buch das sicherlich ebenso viele Fans wie Gegner hat, aber für mich vielleicht ein Einstieg in die Welt von Helmut Krausser.