Europäische Serien haben es immer etwas schwer, denn zumeist sind ihre Story und ihre Produktionsmittel dünner, als bei ihren amerikanischen Pendants. Rühmliche Ausnahmen bilden dabei einige wenige skandinavische oder britische Produktionen, so wie beispielsweise „Die Brücke“, eine schwedisch-dänische Co-Produktion, deren dämlichen deutschen Untertitel „Transit in den Tod“ ich lieber nur ganz kurz erwähnen möchte. Die Serie war so erfolgreich, dass gleich zwei Remakes davon gemacht wurden. Zum einen, eine amerikanische Version und auch eine britische. Selbstredend schauen wir hier nur das skandinavische Original.
Im Mittelpunkt der Handlung liegt im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche, nämlich auf der Öresundbrücke, die das dänische Kopenhagen mit dem schwedischen Malmö verbindet. Da die Leiche genau auf der Grenzlinie liegt, sind beide Staaten zuständig. Auf schwedischer Seite übernimmt Kommissarin Soga Norén (Sofia Helin) die Ermittlungen, auf dänischer Seite ist es Martin Rohde (Kim Bodna). Beide bilden ein eher ungewöhnliches Team, denn Solgas Asperger-Syndrom führt dazu, dass sie zwar jede Regel des Dienstes kennt und haarklein anwendet, dass aber ihr Fingerspitzengefühl im sozialen Miteinander als nicht vorhanden gelten muss, so das selbst Martin, ein toleranter, aber auch emotionaler Lebemann ab und zu an seiner Kollegin zu verzweifeln scheint. Schon bald stellt sich heraus, dass es nicht eine, sondern zwei Leichen sind, die da auf der Brücke liegen und damit nicht genug. Ein Attentäter bekannt sich zu den Morden und kündigt vier weitere Tötungsdelikte an, mit denen er auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam machen will. Schnell beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und mit den Medien, die der geheimnisvolle „Wahrheits-Terrorist“, wie er im Internet genannt wird, für sich beeinflussen möchte.
„Die Brücke“ überzeugt vor allem mit einer wirklich sensationellen Atmosphäre aus Winter, Kälte, Nacht und einem düsteren Soundtrack, die die Verbrechen noch unheimlicher machen, als sie sowieso schon sind. Das Ermittlerduo ist eine frische Kombination der altbekannten Mischung aus penibler Polizist und lockerer Polizist. Auch wenn zwischenzeitlich die Zeiten sich zu vermischen scheinen (gerade war es noch Nacht, in der nächsten Einstellung ist es schon hell) und das Wetter nicht stringent mitspielt (eine Szene spielt bei starkem Schneefall, bei der nächsten ist nicht ein einziger weißer Fetzen mehr zu sehen) sind diese Fehler verzeihlich. Weniger begeisternd ist allerdings das Ende der 1.Staffel, die den Mordfall abschließt. Hier wird einfach zu angestrengt versucht, eine neue Wendung mit noch einer neuen Wendung zu toppen, so dass die gesamte Geschichte seltsam aus den Fugen zu geraten scheint und etwas überdreht wirkt. Trotzdem ein sehr gelungener Krimi und ein echter Hoffnungsschimmer für europäische Serien.