Ein Zwischentext! Nachdem mir im letzten Jahr Paul Austers „Unsichtbar“ sehr gefallen hat und in diesem Jahr sein recht umfangreiches Werk „4321“ von der Kritik scheinbar positiv angenommen wurde, dachte ich daran mich diesem neuesten Werk des Meisters aus New York anzunähern, durch die Lektüre von, „Sunset Park“, erschienen 2010, dem Roman der zwischen dem Erscheinen der beiden erstgenannten liegt.
Miles Heller räumt in Florida Wohnungen aus, die durch die Immobilenkrise von ihren Bewohnern aufgegeben werden mussten. Es ist eine traurige Tätigkeit, die zum 28-järhigen aber gut passt, denn er lebt ein verlassenes Leben. Vor 7 Jahren hat er seine Eltern in New York zurückgelassen und ist ohne ein Wort des Abschieds gegangen. Zu sehr lasteten die Erinnerungen an den Tod seines Stiefbruders auf ihm, an dem er sich eine Mitschuld gibt. Der Lichtstrahl in seinem Leben ist Pilar, eine 17-jährige Highschool Schülerin, in die sich Miles verliebt hat. Doch in ihrem Alter liegt ein Problem, denn es wird von Pilars ältester Schwester als Druckmittel benutzt, um Miles zu erpressen. Also muss eine Lösung her und die heißt wiederum; weggehen. Es treibt Miles zurück nach New York, da er dort von seinem alten Kumpel Nate das Angebot erhalten hat, ein leerstehendes Haus in Sunset Park zu besetzen.
„Sunset Park“ kann als Austers Roman zur Immobilienkrise 2008 gelesen werden. Er spielt nicht nur in jenem Jahr, sondern sein Sujet ist getrieben von der Krise. Diese liegt nicht nur im Immobilienbereich, auch die Erschütterungen im Buchmarkt (Miles Vater ist Verleger) werden beschrieben, ebenso wie die nicht einfachen politischen Zeiten (die einen heute jedoch irgendwie doch leichter vorkommen). Der Roman beschreibt die großen und kleinen Lebensprobleme von hochgebildeten New Yorkern. Einer Elterngeneration, die mit gemischten Gefühlen auf die nächsten Jahre schaut, denn alles war schon einmal einfacher im Leben und einer Generation von 20-30 jährigen Kindern, die in den harten Jahren der Krise mehr schlecht als recht versuchen müssen, einen Einstieg in die Berufswelt zu bekommen, der scheinbar viel höher hängt als noch weniger Jahre vorher. „Sunset Park“ ist auch die Geschichte einer emotionalen Vereinsamung und deren versuchter Aufhebung, einer Form der Suche mit anderen Menschen befriedigende soziale Kontakte aufzunehmen. Das alles klingt nach einem vielversprechenden Roman, aber sehr häufig hat man beim Lesen das Gefühl, hier einfach routiniert durch die Geschichte gezogen zu werden. Auster baut souverän, aber irgendwie auch langweilig die verschiedenen Ebenen seiner Story auf, beleuchtet eingehend seine Charaktere, aber dem Roman will es einfach nicht gelingen mich als Leser zu fesseln. Als Lektüre der 2008 Krise ist „Sunset Park“ ein gutes Beispiel, aber wieviel fehlt diesem Buch von der klugen Verschachtelung und der Selbstreflexion des Vorgängerwerks „Unsichtbar“. Ein gutes Buch, das aber wegen seiner routinierten Komposition irgendwie nicht fesseln kann.