Ihnen mag es vielleicht auch schon aufgefallen sein, man zieht durch das Leben, begegnet neuen Menschen, die einen an das Herz wachsen, während man andere verliert, die einen auch am Herzen lagen. Andere wiederum scheinen einen die ganze Zeit zu begleiten. Sicher ist nur, dass man nicht weiß, wer einen wie lange begleitet. Irgendwie so ist es auch bei „The Wire“, der Serie, die wohl wie keine andere eindrucksvoll die Geschichten ihrer Charaktere beschreibt.
Die 3.Staffel könnte man unter den Titel stellen, „die freie Zone“. Major Howard Colvin (Robert Wisdom) erhält, wie die gesamte Polizei, strikte Vorgaben die Verbrechensrate zu senken. In seinem Bezirk wählt er eine ungewöhnliche Lösung. Er erlaubt drei freie Zonen, wo Drogenverkauf von der Polizei toleriert wird, wenn die Dealer dafür alle anderen Ecken des Stadtviertels verlassen, eine politisch recht fragwürdige Entscheidung, weshalb Colvin sie auch lieber geheim hält. Im Barksdale Clan wiederum ist es Springer Bell (Idris Elba) der sich immer mehr vom Drogendealer zum Geschäftsmann entwickelt und in den Immobilienmarkt einsteigt, um sein Geld zu legalisieren. Währenddessen scheint die Einheit von Lt. Daniels (Lance Reddick) bei ihren Ermittlungen nicht wirklich erfolgreich zu sein, während McNulty (Dominic West) einen Alleingang nach dem anderen durchzieht.
Staffel 3 blickt wieder ähnlich der 1.Staffel massiv auf die Drogenproblematik in Baltimore. Der Blick weitet sich jetzt auf das Feld der Politik. So erleben wir den ehrgeizigen Stadtrat Tommy Carcetti (Aidan Gillen), der auf den Bürgermeisterposten schielt, oder den Ex-Häftling Cutty Wise (Chad Coleman) der in der Freiheit seinen Platz zwischen legal und illegal, gut und böse sucht. Gerade die letzte Figur erlebt ab der Mitte der Staffel eine etwas langweilige Eintrübung und wird unangenehm eindimensional. Insgesamt kann die gesamte Staffel nicht mehr mit der Atmosphäre des Vorgängers mithalten, ist aber immer noch eine Serie der absoluten Spitzenklasse, was sich nicht nur wieder in den letzten drei Folgen des Finales zeigt, die tragisch, überraschend und schön zugleich sind und uns wieder zeigen das „The Wire“ wie das Leben ist, man weiß nie wo es gerade hinläuft.