Unser – scheinbar momentan ständig vom Untergang bedrohtes, wenn man zeitgeistigen Mahner Gehör schenken sollte – Abendland ist geprägt von der christlichen Religion, welche die letzten 2000 Jahre maßgeblich zur kulturellen Formung in Europa und weit darüber hinaus beigetragen hat. Jörg Lauster hat dazu eine Kulturgeschichte vorgelegt, die für alle (ob nun Christen oder Nicht-Christen) äußerst lesenswert ist.
Auf über 700 Seiten stellt er den Weg des Christentums da, von den Geheimnissen des Anfangs und der rätselhaften und gleichzeitig äußerst faszinierenden Person Jesus, über die Frage, wie diese eher kleine Glaubensrichtung die Antike überleben konnte und sogar an deren Ende zur allumfassenden Religion wurde. Lauer erläutert das Mittelalter mit dem Aufstieg des Papsttums, den Kreuzzügen und Ketzerverfolgungen, aber auch mit der Entstehung von Orden und der Universitäten. Der Leser wird durch die Renaissance geführt und erlebt den Bruch der Reformation mit, der das Christentum in Europa nachhaltig verändert und aufspaltet und auch den neu entstanden Formen des Christentums widmet sich Lauer, um dann die Aufklärung und ihre Abarbeitung mit der Religion zu beleuchten, die in die Sattelzeit mündet, in der die Säkularisation das Christentum stark verändert. Schließlich stellt Lauer das 19. Jahrhundert und – sehr kurz – das 20. Jahrhundert und die Herausforderungen für das Christentum in jenen Epochen dar.
Das alles fügt sich zu einem wunderbar belesenen Buch zusammen, dass äußerst inspirierend und tatsächlich sehr informativ ist. Ein Werk, dass die Aspekte unserer Geschichte aus Sicht des Christentums ausführlich, aber stets spannend aufzeigt und eine riesige Leseempfehlung, wenngleich vielleicht die letzten 100 Jahre der Geschichte etwas arg kurz geraten sind und die Rolle des Christentums im 21. Jahrhundert nicht mehr als nur sachte berührt wird.