Originaltitel: „Quién te cantará?“ | Regie und Drehbuch: Carlos Vermut | Jahr: 2018 | Drama | Länge: 119min | Location: Andalusien
Lila Cassen (Najwa Nimri) ist eine legendäre Sängerin, die nach dem Tod ihrer Mutter vor 10 Jahren ihre Karriere beendete. Da die finanziellen Mittel aber langsam knapp werden plant, ihre Managerin Blanca (Carme Elias) eine Comeback-Tour. Doch ein Badeunfall führt zu einer Amnesie bei Lila, die sich an ihr Leben nicht mehr erinnern kann. Auf der Suche nach sich selbst, sieht sie ein Karaoke-Video einer ihrer Lieder, gesungen von Violeta (Eva Llorach), einem, vielleicht dem, größten Fan von Lila. Violeta wiederum arbeitet in einer Bar, doch ihr scheinbar größtes Problem ist die 23-jährige Tochter Marta (Natalia de Molina), deren Wutausbrüche (selbst-) zerstörerische Dimensionen annehmen, die dringend behandelt werden müssten.
„Quién te cantará?“ beleuchtet die Suche nach sich selbst, insbesondere bei ihren beiden Hauptcharakteren Lila und Violeta. Lila scheint tatsächlich ihr Leben verloren zu haben und tastet sich zurück, mit der Hilfe von Violeta, einer glühenden Anhängerin ihrer Lieder, die wiederum lieber in den Lieder ihres Stars, als in ihrem eigenen Leben lebt. Das ist eine spannende Grundkonstruktion, die Carlos Vermut in Szene setzt. Er baut dabei auf wunderschöne Bilder und einem sehr starken Soundtrack mit ziemlich beeindruckenden Schauspielerinnen (tatsächlich ist der Film ein reiner Frauenfilm, Männer spielen hier mehr oder weniger keine Rolle, was so auch selten zu sehen ist). So berührend „Quién te cantará?“ manchmal ist, so sehr zieht er sich an anderen Stellen, badet sich in einer Mischung aus Melancholie und Nachdenklichkeit und wirkt ärgerlich aufgeblasen und bedeutungsschwanger. Auch mit dem Ende kann ich mich nicht ganz anfreunden, erst wirkt es konventionell, dann überraschend, dann wiederum überzogen ausweglos. Das alles lässt einen gemischten Eindruck zurück; schöne Bilder, ein spannendes Thema, aber dann doch zu viel Drama um des Dramas willen.