Idee: Baran bo Odar und Jantje Friese | Science-Fiction-Mystery Serie | 2.Staffel 2019 mit 8 Folgen auf netflix veröffentlicht
Die 2.Staffel von „Dark“ ließ über ein Jahr auf sich warten und wurde am 21.6.2019 veröffentlicht, dem Tag, an dem die Erzählung der ersten Staffel begann, die ein vielschichtiges Netzwerk von familiären Überschneidungen über 66 Jahren hinweg zeigte. Schon die ersten zehn Folgen von Dark entwickelten sich zu einer komplexen Geschichte, bei der recht viele Fragen offen blieben. Problematisch wird nun, dass man viele der Akteure nach einem Jahr nun nicht immer parat hat und die Handlung in den neuen acht Folgen der zweiten Staffel weiter voranschreitet. Für eine so komplex gemachte Serie wie „Dark“ ist das schwierig, denn ohne die vielschichtigen Zusammenhänge vor Augen zu haben, kann man die vielen Zeitsprünge, die häufig hintereinander weg passieren nur schwer folgen. So ist man zumindest in den beiden ersten Folgen der 2.Staffel ständig damit beschäftigt, sich zu orientieren, wen man hier gerade sieht und was dieser Charakter mit wem und wann zu tun hat. Daran gewöhnt sich der Zuseher jedoch und die neuen Folgen werden zeitgleich komplexer, aber irgendwie im Laufe des Zuschauens auch einfacher verfolgbar, wenngleich „Dark“ ein konzentriertes Maß an Aufmerksamkeit unbedingt erfordert.
Inhaltlich soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden (da sonst aus der ersten Staffel erzählt werden müsste). Vielleicht nur so viel; Staffel 2 erhöht sowohl das Tempo als auch die Komplexität der Handlungen über die verschiedenen Zeiten hinweg, die sich mittlerweile von 1921 bis 2053 ziehen und sie baut eine aufziehende Apokalypse auf. Die acht Folgen sind spannend inszeniert und durch ihre mehrschichtige Strukturierung ziemlich unvorhersehbar. Das macht den Hauptreiz der Serie aus, die jedoch auch einige ärgerliche Elemente beinhaltet. Da ist zum einen der Hang und die erzählerische Notwendigkeit, ein theatralisch schicksalhaftes Moment zu emotional aufzuladen, was vielleicht Geschmacksfrage ist, ich aber etwas zu dick aufgetragen empfinde. Dazu kommt das die Serie wegen ihrer Story sehr stark auf ein unabänderliches Schicksal abstellt, daher auf eine Grundannahme, das irgendwie alles schon geschrieben steht (fragt sich aber wo und wer das geschrieben hat und ob für das geschriebene Schicksal auch schicksalhaftes wieder geltend gemacht werden kann). Der große Nachteil ist aber ein anderer, nämlich eine Schwächung der Entwicklung der Charaktere, denn ihre Handlungen sind gefangen im Vorbestimmten und wirken (besonders vielleicht in der Figur des Jonas) wie wenn sie benebelt durch die Jahrzehnte schweifen. Obwohl die Serie mit ihrer hohen Geschwindigkeit dem Zuschauer kaum Zeit gibt neue Handlungsstränge zu verarbeiten oder zu hinterfragen, stellt man dann doch schnell fest, dass logische Unzulänglichkeiten sich entweder in der 3.Staffel erklären lassen (worauf man momentan hoffen muss), oder aber bei der Komplexität der Serie einfach entstehen, was dann aber irgendwie ärgerlich wäre. Insgesamt kann man „Dark“ nur wünschen, dass die 3.Staffel etwas von der Geschwindigkeit herausnimmt, welche die 2.Staffel angenommen hat und dafür mehr Raum für seine Charaktere und die Konsequenzen des hochspannenden und manchmal philosophisch anmutenden Inhalts lässt.