Wer kennt das nicht, eine richtig wichtige Aufgabe steht an und man hat rein gar nichts dafür gemacht. Der Termin rückt immer näher, aber wie benebelt macht man weiterhin nichts. Unvorbereitet – Hilfsausdruck. Der Verstand sagt einem, mach was – jetzt, sofort! Doch das Leben läuft weiter und die Gedanken schweben dahin. Könnte man doch einfach aus seinem Leben flüchten, abtauchen, neu beginnen.
So geht es Julian, zu einer Konferenz mit seinem Chef nach Italien gekommen, wo er in wenigen Stunden einen Vortrag halten soll, auf den er nicht nur wenig, sondern rein gar nicht vorbereitet ist. Trotzdem geht er lieber erstmal schwimmen, im See am Hotel. Denn es ist Oktober und da muss man schon ehrlich sein, wenn er jetzt nicht nochmal schwimmen geht, dann wird das dieses Jahr nichts mehr, in Deutschland startet ja schon der Winter. Und so schwimmt Julian und taucht ab.
Daniel Kehlmanns Novelle „Der fernste Ort“ erschien im Jahr 2001. Trotz eines hervorragend zu lesenden Starts wird das Buch – obwohl nur rund 150 Seiten stark – zunehmend schwieriger, verschwommener könnte man ebenso gut sagen. Es wird traumhafter, genauso wie der Traum den man hat, wenn man sich in einem anderen Leben vorstellt, an einem von der Realität fernen Ort und einer anderen Zeit. So driftet die Novelle zwischen Traum, Vorstellung, Vergangenheit und Zukunft immer wieder sich fragend, was es heißt sich auszumalen abzutauchen.
Die Novelle gehört sicherlich zu den eher sperrigeren Büchern Kehlmanns ist aber trotzdem ein sehr zu empfehlendes Buch, nicht nur, weil es viel Raum gibt den dargebotenen Stoff zu deuten.