Sasa Stanisic gilt als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der letzten Jahre. In Buchhandlungen liegen seine Bücher stets gut platziert und immer mal wieder hört man, dass der Vorgang ein Stanisic als Buch zu verschenken, sowohl Schenkenden, als Beschenkten als destingierten Leser auszeichnen. Da traf es sich vortrefflich, dass ich mir Stanisics zweiten Roman „Vor dem Fest“ ausleihen konnte.
Wir befinden uns im kleinen Ort Fürstenfelde in der Uckermark. Es ist Spätsommer geworden und am morgigen Tag findet der Höhepunkt des Kalenderjahres statt, das Annenfest. Sasa Stanisic führt uns durch die Nacht vor dem Fest und porträtiert in vielen kleinen Kapiteln die Bewohner des Ortes, wie beispielsweise Herrn Schramm „ehemaliger Oberstleutnant der NVA, dann Förster, jetzt Rentner und, weil es nicht reicht, schwarz bei Von Blanckenburg Landmaschinen…“, den ehemaligen Postboten Dietzsche, der Hühnereier verkauft, Johann, der das Glockenspielen lernt oder seine Mutter Frau Schwermuth, welche nicht nur das Heimatmuseum leitet, sondern auch so eine Art heimliche Bürgermeisterin von Fürstenfelde ist. Wir begleiten eine Fehe auf ihrem Streifzug durch das nächtliche Fürstenfelde und wir hören von alten Geschichten, Mythen und Sagen des Ortes und der Umgebung.
So zeichnet uns Sasa Stanisic – genau wie im Roman die 90-jährige Dorfmalerin Frau Kranz – ein Panorama eines Ortes der irgendwo im Nirgendwo liegt. Es ist ein Sommerbild mit Seen und vielen Menschen geworden, ein kunterbuntes Durcheinander, bei dem doch alles irgendwie zusammengehört. Das macht der Autor mit so viel Sympathie für seine Figuren, für den Ort und die Landschaft und mit so wundervollem Humor, dass man all den Buchhändlern und den Schenkenden nur Recht geben kann, Stanisiscs Bücher wohlgeordnet auf der Auslage zu drapieren und sie zu kaufen, um sie zu lesen und lesen zu lassen.
„Vor dem Fest“ ist nicht nur ein Heimatroman im besten Wortsinn, es ist auch ein Buch über die Provinz, der diese aber nicht abwertet, wie es im Klang des Wortes mitschwingt, sondern liebevoll und humorvoll inszeniert, in einer stets gewandten und wohlüberlegten Sprache, der man anmerkt, wie schön sie sein kann, wenn ein Schriftsteller damit umzugehen weiß. Ein großartiges Buch und der Beginn einen neuen Autor und sein Werk kennenzulernen.