Die Weltfinanzkrise 2007 brachte allerhand Unheil über die Welt, Banken gingen genauso Pleite wie Betriebe und trieben nicht wenige Staaten fast in den Bankrott, Menschen verloren Arbeitsplätze und Häuser. Vielmehr noch als der 11.September hatten die Ereignisse die insbesondere an den Börsenplätzen am 9.August 2007 stattfanden (das gilt als der Tag des Krisenbeginns) eine große Auswirkung auf das Leben fast aller Menschen auf der Erde.
Doch was passierte da genau? Wer oder was trieb uns alle in diese Krise? „Der große Crash – Margin Call“ von Jeffrey C. Chandor aus dem Jahr 2011 bietet dem Zuschauer einen Blick auf die Finanzwelt jener Tage. Wir blicken in ein Finanzinstitut in New York City. Eric Dale (Stanley Tucci) wird, wie viele andere Angestellte, betriebsbedingt gefeuert. Alle seine Arbeitsmittel werden sofort eingezogen und ihm bleibt nur noch ein kurzer Moment des Abschieds von seinen Mitarbeitern Peter Sullivan (Zachery Quinto) und Seth Bregman (Penn Badgley), bei dem er Sullivan einen USB-Stick mit seiner letzten Arbeit gibt. Sullivan prüft diese noch weit nach Dienstschluss und kommt zum katastrophalen Ergebnis, dass die Bank auf Papieren sitzt, die nicht nur völlig falsch bewertet wurden, sondern zudem soviel Risiko in sich tragen, da sie die Bank schon in sehr naher Zukunft in den Ruin stürzen könnten. Sullivan unterrichtet noch in der Nacht seinen Chef Will Emmerson (Paul Bettany) und der ruft seinen Boss Sam Rogers (Kevin Spacey) zurück ins Büro, damit man dann mit deren Boss Jared Cohen (Simon Baker) in einer ersten nächtlichen Krisensitzung sprechen kann. Doch auch für ihn ist die Situation nicht lösbar und der Big Boss John Tuld (Jeremy Irons) wird gerufen und eine riskante Exit-Strategie entworfen, die als Beginn der Weltfinanzkrise gilt.
Sicherlich ist Chandors Blick auf die Ereignisse eine Fiktion und keine Dokumentation, aber der Film ist für Nicht-Branchenkenner so gut gemacht (außer vielleicht die aus filmästhetischen Gründen immer – auch in tiefster Nacht – angelassenen Computer, deren Bildschirme Handelskurven und Tabellen zeigen während die Putzfrauen mit den Staubsaugern durchgehen), dass man sich dies sehr wohl als ein auslösendes Ereignis der Krise 2007 vorstellen könnte. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Angestellten der Bank und ob sie nun 250.000 oder 80 Millionen im Jahr verdienen, haben sie doch alle sehr unterschiedliche Reaktionen auf diesen Katastrophenfall. Chandor gelingt es gut, nicht ein unangreifbares und diffuses System zu instrumentalisieren, sondern zu zeigen das handelnde Akteure die entscheidende Rolle spielen, auch wenn diese zumeist mit mathematischen Formeln spielen und darauf vertrauen, dass diese stimmen, oder eben nicht. So ist „Margin Call“ (klingt im englischen Original, doch irgendwie viel besser als „Der große Crash“) ein Drama (oder doch ein Thriller?), der sehr viele der Grundannahmen unserer Leistungsgesellschaft bespricht. Der zeigt das Geld gleichzeitig ein Spielzeug und Zwang sein kann, dass Löhne gerade nach oben hin entgrenzt sind, das der Wert von Arbeit und Leistung ob nun für das Individuum oder die Welt als Ganzes nicht mehr nachvollziehbare Dimensionen erreicht haben und dass sich Parallelgesellschaften (so man dieses eigentlich höchst unlogische Wort benutzen möchte) nicht nur am unteren finanziell- gesellschaftlichen Rand, sondern vielmehr am oberen Rand etablieren.
Der Film entwickelt dabei seine Botschaft in ruhigen Bildern einer Sommernacht in den Hochhaustürmen Manhattans. Er kommt vollkommen ohne die Hektik oder das Buhei aus, dass uns die Klischees der Wall Street vermitteln und fokussiert auf die Menschen und ihr Handeln. Das gelingt ihm durch fantastische Schauspieler und eine sensible Kamera in einem zurückhaltenden, doch sehr bewegenden Film. Ein idealer Samstag-Nacht Film.