Jahr: 2019 | Regie & Drehbuch: Roy Andersson | Spielfilm | Länge: 76 min
Kino-Trailer sind nicht wirklich mein Ding. Sie verraten gern zu viel über einen Film und sind meist so überzeichnet, dass man sich so richtig für den Film nicht mehr begeistern kann. Ich mag es im Fall eines Kinobesuches mehr, überrascht zu werden, aber schauen sie sich mal diesen Trailer an:
Allein die Bildsprache, die schon im Trailer gut einzusehen ist, hat mich ziemlich gespannt gemacht und scheint eine Besonderheit für den schwedischen Regisseur Roy Andersson zu sein.
„Über die Unendlichkeit“ ist ein durchaus besonderer Film, der sich als minimalistisches Kino bezeichnen lässt. Minimalistisch ist dabei, dass er von der Story her, wie ein Film voller kurzer Episoden wirkt, die sich alle in ganz unterschiedlicher Herangehensweise um die Thematik Unendlichkeit drehen. Diese meist nur wenige Minuten lange Geschichten sind stark poetisch konnotiert. Sie entfalten Ihren Reiz, wie sehr die einzelnen Szenen über ihre Handlung hinaus beim Zuschauer eine Wirkung erzielen, die eher einem Gedicht ähnelt, als einer Erzählung. Das schafft Andersson mit einer überwiegend still stationierten Kamera, welche Szenen festhält, in denen sich nur sehr wenig bewegt, und wenn dann alles sehr langsam. Es entfalten sich Bildwelten in denen kaum gesprochen wird und bei denen die Schauspieler nicht auf das Drama der sie darstellenden Individuen verweisen, sondern auf das Drama der stattfindenden Situation. So entsteht ein Film, der an einem Besuch in einer Gemäldegalerie erinnert. Man schaut auf gern weitwinklig eingestellte Gemälde, die alles im Bildbereich fokussieren und so detailliert in Szene gebracht werden, dass allein das Betrachten der Einstellung schon ein Genuss ist. Natürlich ist diese Art von Film nicht für jeden etwas. Wer viel aneinandergereihte Action-Handlung benötigt wird hier enttäuscht werden, wer aber so etwas wie poetisches Kino sehen möchte, mit im wirklich wahrsten Sinne entschleunigten Bildern, der sollte sich „Über die Unendlichkeit“ nicht entgehen lassen, denn „Unendlichkeit“ findet sich in diesem Meisterwerk in so vielen Stellen, im Grauen des Krieges, im weihnachtlichen Schnee, in Schuld und Reue, in Berührungen, im (Nicht)-Glauben oder im Ankommen und Abfahren.