Juli Zeh – Neujahr

Ein Urlaub in Lanzarote über Weihnachten und Neujahr. Familienvater Henning ist mit seiner Frau Theresa und seinen beiden kleinen Kindern auf die Kanaren geflogen, während seine Schwester Luna im heimatlichen Göttingen bei ihm wohnen darf, da sie selbst ihr Leben irgendwie kaum allein in den Griff bekommt. Eine seltsame Kraft treibt Henning auf der Insel an, wo er am Neujahrstag einen Fahrradausflug ohne Familie unternimmt und hofft, nicht von einer seiner immer häufiger auftretenden Panikattacken überrascht zu werden. „Juli Zeh – Neujahr“ weiterlesen

Downsizing

Jahr: 2017 | Regie & Drehbuch: Alexander Payne | Science-Fiction Spielfilm | Länge: 135min |

Paul Safranek (Matt Damon), Ergotherapeut aus Omaha, Nebraska, führt mit seiner Frau Audrey (Kristen Wiig) ein eher unspektakuläres Leben. Umso spektakulärer jedoch, ist eine norwegische Erfindung, welche unseren Planeten vor Überbevölkerung, Klimakatastrophe und Verarmung schützen soll; das Schrumpfen der Menschheit, im Sinne seiner radikalen Verkleinerung auf rund 12cm Größe. „Downsizing“ weiterlesen

Ewald Arenz – Alte Sorten

Es ist der erste Tag des Septembers und der Sommer nähert sich ganz langsam seinem Ende. Sally ist aus der Klinik ausgerissen. Sie ist 17 Jahre alt und die Welt versteht sie nicht. Sie flüchtet und trifft weit weg vom Rummel der städtischen Umgebung auf Liss. Diese lebt einsam auf einem Bauernhof in einem Dorf an bergigen Weinhängen, irgendwo im Süden des Landes. Schnell stellt sich heraus, dass die ruhige und sehr zurückhaltende Art von Liss, Sally faszinierend findet, weshalb sie ihre Flucht einstellt und auf dem Bauernhof bleibt. Eine Freundschaft entsteht, die aus gegenseitigem Interesse am jeweils anderen beruht und scheinbar können sich beide gegenseitig etwas geben. „Ewald Arenz – Alte Sorten“ weiterlesen

Niemals selten manchmal immer

Originaltitel: „Never Rarely Sometimes Always“ | Jahr: 2020 | Regie: & Drehbuch: Liza Hittman |Drama | Länge: 102 min

Manchmal wird man von den Kinokritikern seines Vertrauens dazu motiviert einen speziellen Film im Kino anzusehen. Das muss dann aber nicht immer dazu führen, dass man ebenso überzeugt vom Werk ist und wenn dies der Fall ist, tendiere ich zumindest dazu längere Erklärungen abzugeben, warum dies so ist, so wie im Folgenden. „Niemals selten manchmal immer“ weiterlesen

Das letzte Wort

Idee: Thorsten Merten | Dramedy-Serie | 6 Folgen in 1.Staffel | Erstausstrahlung 2020 bei netflix

Die Feierlichkeiten zur Silberhochzeit von Karla (Anke Engelke) und Stephan Fazius (Johannes Zeiler) sind gerade vorbei, als dieser plötzlich verstirbt. Beerdigungsunternehmer Borowski (Thorsten Merten) kümmert sich um die Beerdigung und Karla will diese so großartig wie möglich gestalten, als sich herausstellt, dass vom erhofften Vermögen der Fazius nicht mehr viel da ist, da Stephan in den letzten zwei Jahren nicht mehr als Zahnarzt arbeitete, sondern heimlich als Künstler umsattelte. Der sich daraus ergebende finanzielle Engpass führt zu einer kleineren Trauerfeier, was wiederum auch Borowski bekümmert, der in ebensolchen pekuniären Schwierigkeiten steckt. Doch daraus entwickelt sich eine geschäftliche Beziehung, denn Karlas Talent zeigt sich im Halten von Trauerreden und diesen Job übernimmt sie zukünftig beim Beerdigungsunternehmen. Dieses kann damit notdürftig überleben und Sohn Ronnie Borowski (Aaron Hilmer) kann weiter Leichen präparieren, wofür er ein fast schon künstlerisch zu nennendes Talent besitzt. Bei der Familie Fazius versucht man währenddessen auch ohne den Vater zurecht zu kommen, wobei sich Tochter Judith (Nina Gummich) zu so etwas wie einer Managerin des Haushalts aufschwingt, während Sohn Tonio (Juri Winkler) zur Psychotherapeutin geht und Oma Mina (Gudrun Ritter) quatsch macht. „Das letzte Wort“ weiterlesen

John Irving – Straße der Wunder

John Irving gehört zu den großen amerikanischen Romanciers der Gegenwart. Nach vielen Jahren der Unkenntnis, war es an der Zeit auch etwas von ihm zu lesen, beeinflusste er doch Autoren wie beispielsweise T.C. Boyle.

Im Mittelpunkt der Handlung des 2015 erschienenen Werkes „Straße der Wunder“ steht Juan Diego, ein mexikanisch-stämmiger, amerikanischer Schriftsteller, der erheblich älter wirkt als er mit seinen 55 Lebensjahren ist. Das liegt zum einen an seinen Herzproblemen und mehr noch an seinem hinkenden Fuß, den er sich bei einem Unfall als Kind zugezogen hat. Es ist diese Kindheit, genauer ein kurzer Zeitraum in seinem 14. Lebensjahr, der einer der beiden Erzählebenen des Romans darstellt. Der Junge lebt gemeinsam mit seiner wunderlichen Schwester Lupe auf einem Müllplatz, doch beide Kinder haben erstaunliche Talente. Während Lupe Gedanken lesen kann, dafür aber unverständlich redet, ist es ihr Bruder, der sie als einziger in der Welt versteht, der aber sich selbst aus den weggeworfenen Büchern der Bewohner der mexikanischen Stadt Oaxaca das Lesen beigebracht hat. Dieses Talent findet die Aufmerksamkeit eines jesuitischen Mönches, Pepe, der sein Förderer wird. Der andere Ebene spielt in der Jetztzeit, genauer im Herbst 2010. Juan Diego ist ein weltweit bekannter Autor und begibt sich auf die Philippinen, weil er dort ein Versprechen aus seiner Jugend einlösen möchte. Auf der Reise dahin, geht er wenig sorgsam mit seinen Medikamenten um, gleichzeitig trifft er auf zwei sehr ungewöhnliche Frauen, Mutter und Tochter, die sehr mysteriös – geisterhafte Reisebekanntschaften zu seien scheinen. „John Irving – Straße der Wunder“ weiterlesen

Eine Taube sitzt auf dem Dach und denkt über das Leben nach

Jahr: 2014 | Regie und Drehbuch: Roy Andersson | Spielfilm | 101 min

Und nochmal Roy Andersson. Da „Über die Unendlichkeit“ einige Erwartungen weckte, freute ich mich, Anderssons vorherigen Film „Eine Taube sitzt auf dem Dach und denkt über das Leben nach“ ansehen zu können. 2014 gewann der Streifen den Goldenen Löwen in Cannes und wurde auch sonst von der Kritik sehr wohlwollend behandelt. „Eine Taube sitzt auf dem Dach und denkt über das Leben nach“ weiterlesen

Über die Unendlichkeit

Jahr: 2019 | Regie & Drehbuch: Roy Andersson | Spielfilm | Länge: 76 min

Kino-Trailer sind nicht wirklich mein Ding. Sie verraten gern zu viel über einen Film und sind meist so überzeichnet, dass man sich so richtig für den Film nicht mehr begeistern kann. Ich mag es im Fall eines Kinobesuches mehr, überrascht zu werden, aber schauen sie sich mal diesen Trailer an:

„Über die Unendlichkeit“ weiterlesen

Tenet

Jahr: 2020 | Regie und Drehbuch: Christopher Nolan | Science-Fiction-Action-Spionage Film | Länge: 150min

Wo soll ich anfangen? Ich habe „Tenet“ jetzt einmal gesehen und die Frage ist nicht leicht zu beantworten, bei einem Film dessen Komplexität alles übertrifft, was ich bisher in 2,5 Stunden im Kino bewundert habe. Beginnen wir bei der Genre-Einordnung. „Tenet“ ist ein Science Fiction Film, weil er zwar in der Gegenwart spielt, aber von einer Technik der Zukunft erzählt, einer umgekehrten Entropie, welche Objekte temporal invertiert, oder anders formuliert; damit auch die restlichen 99,99% der Weltbevölkerung es nachvollziehen kann; es geht um Objekte die sich in der Zeit rückwärts bewegen, für die also gestern, morgen ist.
„Tenet“ ist gleichfalls ein Spionage Film, weil ein namenloser Geheimagent (John David Washington) mit dieser Technik vertraut wird und den Auftrag erhält herauszubekommen, was dahinter steckt, denn es wird vermutet, dass in der Zukunft eine Art von 3.Weltkrieg herrscht, bei welchem man Dinge in der Zeit zurücksendet, um schlimmstenfalls die Gegenwart zu zerstören.
Und „Tenet“ ist ein Action Film, weil Christopher Nolan, irgendwie einen Narren an vielen und breit aufgezogenen Action-Sequenzen gefressen hat, wenngleich diese Action-Szenen durchaus etwas Innovatives beinhalten und doch viel zu lang geworden sind (ein Problem das schon der Schluss von „Inception“ hatte).
Nach diesen tastenden Heranrücken an den Film, nun so etwas wie eine kurze Angabe, worüber er handelt:
In der Oper von Tallin findet ein terroristischer Überfall statt, bei dem der namenlose Spezialagent, als Mann der CIA eingreift und einen anderen Spion rettet und gleichzeitig ein wertvolles Objekt sichert. Jedoch wird der Spion von russischen Söldnern gefangen genommen und der einzige Ausweg scheint es zu sein, dass der Spion eine Todespille einnimmt, damit er seine Geheimnisse nicht preisgibt. Die Tablette jedoch scheint nicht zu wirken, denn der Spion findet sich gerettet auf einem Schiff wieder und wird auf einen offshore Windpark gebracht, um sich auf neue Einsätze vorzubereiten. Wieder reaktiviert, wird ihm von den temporär invertierten Objekten erzählt und ihm klar gemacht, er solle gefälligst den 3.Weltkrieg, oder gar Schlimmeres, verhindern. Ihm wird mit Neil (Robert Pattinson), ein weiterer Agent als Partner zur Seite gestellt. Ihr erster Weg führt sie zur indischen Waffenhändlerin Priya (Dimple Kapadia), welche wiederum meint, der russische Oligarch Andrei Sator (Kenneth Branagh) wäre in der Lage, radioaktive Waffen zu invertieren. Um an den Oligarchen heranzukommen, muss der Spion sich an dessen Frau Kat (Elizabeth Debicki) heranmachen, welche allerdings ein sehr unterkühltes Verhältnis zu ihrem Gatten pflegt, was wohl nicht nur daran liegt, dass sie – als Kunsthändlerin-  ihm einst unabsichtlich einen falschen Goya aufschwatzte, welcher in einem extrem gesicherten Lager im Osloer Flughafen liegt. Spätestens hier (sie merken es vielleicht bereits, geneigter Leser) fängt die Story von „Tenet“ langsam, aber sicher an, komplex zu werden, und zwar so komplex, dass es schier unmöglich ist, die Geschichte in all ihren Komplikationen zu verstehen, geschweige denn sie an dieser Stelle zu erzählen. „Tenet“ weiterlesen

Memento

Jahr: 2000 | Regie und Drehbuch: Christopher Nolan | Krimi |  Länge: 109 min |

Es ist an der Zeit ab und an einen Klassiker der Jahrtausendwende wieder neu anzusehen. Ein solcher ist mit Sicherheit „Memento“, ein Krimi, mit dem Christopher Nolan Anfang der 2000er Jahre seinen Durchbruch schaffte. Den Film zeichnet eine – in jenen Jahren der Jahrtausendwende so gern und kreativ angewendete – innovative Erzählstruktur aus. Memento besteht aus zwei Ebenen; bei der ersten Ebene laufen die verschiedenen Szenen rückwärts ab, jede Szene erklärt also was vorher passierte. Die zweite Ebene – in schwarz-weiß gedreht – erzählt chronologisch, den Vorlauf der Handlungen der ersten Ebene und erläutert gleichzeitig, was im Leben des Haupthelden Leonard (Guy Pierce) passierte. „Memento“ weiterlesen