The Wire – 2.Staffel

Filme und Serien können ihrem jeweiligen Schauplatz nicht nur zu größerer Popularität führen (so geschehen durch „Willkommen bei den Scht’is“ mit dem Städtchen Bergues bzw. der gesamten französischen Region Nord-Pas-de-Calais) sondern sie können unser Bild über diese Orte mit neuen Inhalten füllen, die Identität von Städten prägen und Plätze für uns vollkommen neu bebildern. „Sex in the City“ zeigt das Leben junger Frauen in „der“ Großstadt der westlichen Welt, New York. „Breaking Bad“ stellt die Schönheit, aber auch die Kargheit und Einsamkeit der Wüste um Albuquerque dar und seit den „Sopranos“ weiß man, das in New Jersey nicht immer ganz legal gehandelt wird. Das bisher aber beeindruckendste Porträt einer Stadt liefert „The Wire“ mit ihrem Schauplatz Baltimore. „The Wire – 2.Staffel“ weiterlesen

Helmut Krausser – Schmerznovelle

Ein Psychologe reist in ein touristisches Badeörtchen in den Bergen, um seinen Doktorvater zu besuchen. Doch eigentlich hat er es auf dessen Frau abgesehen, die eine ehemalige Studienbekannte ist. Diese setzt sich noch vor seiner Ankunft ab und da der Psychologe nicht einfach wieder wegfahren kann, widmet er sich einem Fall, der ihn von allen Seiten angepriesen wird. Im Ort gilt Johanna Palm als Ausnahme, den ihr psychischer Zustand ist, vereinfacht formuliert, zweigeteilt. „Helmut Krausser – Schmerznovelle“ weiterlesen

Peter Stamm – Sieben Jahre

Der Architekt Alex wird gerade mit dem Studium fertig, als er eher zufällig die zurückhaltende, etwas kindische und nur wenig verführerische Polin Iwona im Biergarten kennenlernt. Irgendetwas, was er nicht genau identifizieren kann, reizt ihn an ihr und wenn es nur die unerschütterliche Feststellung Iwonas ist, das sie ihn liebt. Doch Alex nimmt sie nicht ernst und fährt stattdessen mit seiner langjährigen Freundin Sonja, einer zielbewussten, klugen und gutaussehenden Frau zu einem Sommerausflug nach Marseille, wo beide sich näher kommen und ein Paar werden. Ein halbes Jahr später macht Alex ihr ein Heiratsantrag und Iwona verschwindet aus seinem Leben. Doch sieben Jahre später wird sie wieder auftauchen. „Peter Stamm – Sieben Jahre“ weiterlesen

The Wire

Ich erläuterte bereits innerhalb dieser Kategorie „Serien“, den Vergleich von Serien zu Romanen. Ich muss bemerken, dass man an dieser Stelle einige Erweiterungen der Theorie machen muss, denn Serien sind nicht gleich Serien, so wie Romane nicht gleich Romane sind. Einige Serien sind Folge für Folge abgeschlossen, es handelt sich dabei um sogenannte Reihen, andere sind Episodenfolgen die sowohl ein einzelnes Thema in der jeweiligen Folge behandeln, als auch die Gesamthandlung weiter treiben, man denke hier an die „Sopranos“ oder insbesondere an „Six Feet Under“ und wieder andere benötigen fast die gesamte Aufmerksamkeit von der ersten Sendeminute an, da einem sonst ein wenig die Zusammenhänge verloren gehen, was vorher geschah, weil sie eine stark fortwährende Handlung haben, man nennt so etwas Fortsetzungsserie, wie hier im vorliegenden Fall, „The Wire“.

Im „virtuellen“ Regal meiner mir im Internet angebotenen Serien habe ich vor einiger Zeit mal nach „The Wire“ gegriffen. Viel wusste ich über die Serie nicht, außer dass einige Meinungen sie als die beste je gemachte Serie betrachten und das es um einen Kriminalfall geht, der in Baltimore spielt.
Ich nehme an sie kennen Baltimore genauso wenig wie ich, eins steht aber fest, die Stadt an der Ostküste in Maryland gehört zu den gefährlichsten Städten der USA, deren Niedergang in den letzten Jahrzehnten dem von Detroit gleicht. „The Wire“ weiterlesen

Mario Vargas Llosa – Das Fest des Ziegenbocks

Ein im 20. Jahrhundert verhältnismäßig häufig vorzufindendes politisches Amt war das, des Diktators. Mario Vargas Llosa ist es zu verdanken, dass wir unter den zahlreichen im karibischen Raum regierenden Herrschern der letzten 100 Jahre, die Gestalt von Rafael Trujillo näher kennen lernen, seines Zeichens Diktator der Dominikanischen Republik für über drei Dekaden (was im Diktatoren-Index schon mal einen ganz guten Wert für Langlebigkeit darstellt).

„Das Fest des Ziegenbocks“ gibt Auskunft über die traurige Zeit um das Jahr 1961, als die Herrschaft Trujillos schon dreißig Jahre alt ist und das Land durch Gewaltexzesse im In- und Ausland in die politische Isolation getrieben wurde. Weder die Kirche noch die USA, beides ehemalige treue Verbündete des Regimes, wollen den mittlerweile 70-jährigen „Wohltäter des Volkes“ noch unterstützen, während dieser auch immer mehr die Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen zu spüren bekommt. „Mario Vargas Llosa – Das Fest des Ziegenbocks“ weiterlesen

Stefan Zweig – Schachnovelle

Schach übt eine gewisse Faszination aus. Es ist eines der ganz wenigen Spiele, die den Zufall ausschließen und die Spieler nur Kraft ihrer Überlegungen gewinnen lassen. Nach der Lektüre von Glavinics „Carl Haffners Liebe zum Unentschieden“ bin ich ein wenig beim Thema hängen geblieben und nahm mir Stefan Zweigs „Schachnovelle“ zur Hand. Immerhin das meistverkaufte Werk des Wiener Schriftstellers. „Stefan Zweig – Schachnovelle“ weiterlesen

Thomas Glavinic – Carl Haffners Liebe zum Unentschieden

Weltmeisterschaften sind ja gerade in aller Munde. Thomas Glavinic erzählt in seinem Debütroman aus dem Jahr 1998 auch von einer Weltmeisterschaft und zwar einer zwischen Österreich und Deutschland. Wir reden aber nicht über jetzt und hier und auch nicht über Fußball, sondern über Schach und 1910.
Es ist Winter in Wien, als das Erste von zehn Duellen um den Weltmeistertitel im Schach ansteht. Der Deutsche Emanuel Lasker, seit nunmehr fast 16 Jahren Weltmeister tritt in der Hauptstadt der K-K Monarchie gegen Carl Haffner, einem zurückhaltenden, ärmlichen, aber wegen seiner großen Fairness, den Wienern äußerst sympathetischen Repräsentanten des hiesigen Schachklubs. Haffner ist großer Außenseiter des Weltmeisterschaftskampfes, der fünf Spiele in Wien und fünf in Berlin beinhaltet. „Thomas Glavinic – Carl Haffners Liebe zum Unentschieden“ weiterlesen

Wolf Haas – Ausgebremst. Der Roman zur Formel 1

Ich bin kein Auto-Narr. Aber ich schaue ab und an mal Formel 1. Früher mehr, heute weniger (liegt das am Alter?). Meine Aufmerksamkeit begann mit dem Einstieg von RTL in die Rennserie in den frühen 90ern, und mit dem bald darauf einsteigenden Michael Schuhmacher ins rasante Kreisel-Drehen. Ein erstes einschneidendes Erlebnis, dass mir in Erinnerung bleib, war dann die Jugendherbergsfahrt unserer Klasse 9-4 im Jahre 94 nach Oberstdorf. Ich erinnere mich im Grunde an fast gar nichts mehr, außer daran, dass ich in den Schlagzeilen der Bild-Zeitung (nicht gekauft, nur kurz überflogen) erfuhr, dass Rubens Barrichello einen schweren Unfall beim Training für das Rennen in Imola hatte. Als wir am nächsten Tag, einen Samstag, nach Hause fuhren und den Bus bestiegen, erfuhren wir (also wir Jungs, ich kann mich nicht an ein Mädchen in unserer Klasse erinnern, die auch nur irgendein Interesse an Sport hatte), das es sogar einen Toten gab. Logischerweise dachten wir, dass Barichello an den Unfallfolgen verstarb, doch es war der jungen Österreicher Ratzenberger der beim Training einen noch schwereren Crash hatte, so dass er noch auf der Strecke für Tod erklärt wurde. Tags darauf war das Rennen, was ich auch nicht sah, wegen eines Fords. Meine Eltern hatten in den Tagen meiner Abwesenheit in Bayern, einen Neuwagen erworben und dieser wurde einer Einweihungsfahrt unterzogen. Ich bin mir nicht sicher, aber es muss in Höhe des Albertplatzes gewesen sein, als wir im Autoradio vom schlimmen Unfall Aryton Sennas hörten. Auch der dreimalige Weltmeister erlebte das Ende des Sonntages nicht mehr. Zwei Tote und ein Schwerverletzter waren das schlimmste Wochenende der Formel 1 Geschichte und meine erste Erinnerung an ein komplettes Rennwochenende. „Wolf Haas – Ausgebremst. Der Roman zur Formel 1“ weiterlesen

Daniel Kehlmann – Wo ist Carlos Montúfar? Über Bücher

Ich mag Bücher und ich mag Bücher von Daniel Kehlmann. Was läge da näher als ein Buch von Daniel Kehlmann über Bücher zu lesen? Nun gut, sie haben Recht, dass liegt nicht unbedingt Nahe, denn Bücher über Bücher müssen nicht gleich auch gute Bücher sein. Aber ich mag es eben auch, wenn über Bücher geredet wird (im Fernsehen bleibe ich beim Zapping meistens an Buchsendungen hängen). Ich bin mir über meine persönlichen Hintergründe da gar nicht so sicher. Mag ich es, weil man neue Werke vorgestellt bekommt und damit seine Leseliste auffüllen kann (die allerdings die unangenehme Eigenschaft hat immer voller, statt leerer zu werden, umso älter man wird)? Oder mag ich es, weil diese Buchvorstellungen wie Werbung für Anteilsscheine am kulturellen Kapital sind und mit erfolgter Lektüre man ein bisschen mehr auf dem Konto hat (und in dem hier vorliegenden Artikel natürlich auch noch so eitel ist, dass einer diffusen Anzahl von Lesern als Information darzureichen)? Oder mag ich es, weil es eben doch unglaublich gute Bücher gibt, weil sie erzählen wie die Wirklichkeit ist und dabei komplett erfunden sein können? Es wird wohl an allen drei und wohl noch mehr Faktoren liegen. „Daniel Kehlmann – Wo ist Carlos Montúfar? Über Bücher“ weiterlesen

Thomas Glavinic – Das bin ja ich

Erst kürzlich beendete ich Glavinics Buch „Die Arbeit der Nacht“, von dem ich nicht wirklich begeistert war. Was liege ferner, als gleich noch einen Roman vom Österreicher zu lesen? (Beantworten Sie sich diese Frage bitte selbst) Aber wie wäre es mit einem Roman, der beschreibt, wie der gerade gelesene Roman fertiggestellt ist und jetzt auf Veröffentlichung wartet. In „Das bin ja ich“ beschreibt Glavinic (allerdings nicht in der Form eines Berichts, sondern eines Romans), was nach der Fertigstellung von „Die Arbeit der Nacht“ passiert. Das fertige Manuskript liegt also bei seiner Agentin und diese sucht einen Verlag für ihn. Währenddessen verkauft Glavinics Freund Daniel Kehlmann tausende von Exemplaren seines neuen Romans „Die Vermessung der Welt“ und scheint immer irgendwo in der Weltgeschichte, bei bekannten Persönlichkeiten zu verweilen. Zu Hause warten Glavinics Frau Else und sein Sohn Stanislaus auf ihn. Und wie immer wenn er ein Buch zu Ende geschrieben hat, und die Arbeiten zu einem Neuen noch nicht aufgenommen hat (selbstreflexiv kommt der Roman in sich allerdings allenfalls indirekt vor), weiß er nicht wie es weiter gehen soll und so streift er durch Wien und man erfährt einiges aus dem Leben eines Autoren. „Thomas Glavinic – Das bin ja ich“ weiterlesen