„I am afraid of America. I am afraid of the world. I am afraid I can’t help it. I am afraid I can’t…” So lautet der Refrain zu David Bowies Song “I am afraid of Americans”. Ein Lied der das Mistrauen, oder sogar die Paranoia gegenüber den USA beschreibt. Und was könnte diese Angst besser beschreiben, als die geheimen Machenschaften amerikanischer Geheimdienste wie der CIA. Für den Vorspann der Serie “Berlin Station”, welche in Deutschland momentan auf Netflix abrufbar ist, wurde nun passenderweise Bowies Song genutzt, handelt es sich doch um eine Spionageserie, die das Arbeiten des Büros des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA in Berlin darstellt. Die 10-teilige erste Staffel, die für den eher kleinen Pay-TV Anbieter Epix produziert wurde, ist ein Werk des eher als Kriminalautor bekannten Olen Steinhauer.
Das Agentenleben in der „Berlin Station“ ist eher aufgewühlt. Der Whistleblower Thomas Shaw macht der Station zu schaffen, denn immer wieder verrät er der Öffentlichkeit geheime Daten und die Mitarbeiter der Station sind verunsichert, welches Geheimnis als nächstes in der „Berliner Zeitung“ landet (warum die Serienmacher sich gerade die Berliner Zeitung als investigatives Medium ausgesucht haben, bleibt mir etwas schleierhaft). Daniel Miller (Richard Armitage) wurde nach Berlin versetzt, um herauszufinden, wer Thomas Shaw ist. Doch seine Aufgabe ist nicht einfach, auch weil die Arbeit beim Geheimdienst ein ständiges Verwickelt-Sein in Grabenkämpfen ist, bei denen Stationschef Steven Frost (Richard Jenkins) eher das vertuschen eigener Probleme übernehmen muss, als beispielsweise den Zwist zwei seiner wichtigsten Mitarbeiter, dem stellvertretenden Leiter Robert Kirsch (Leland Orser) und Valerie Edwards (Michelle Forbes) zu kontrollieren. Hilfe kann Miller eigentlich nur von seinem alten Kollegen Hector DeJean (Rhys Ifans) erwarten, der hauptberuflich Vize-Kulturattachee ist, diese Position aber zumeist in den Kneipen, Bars und Klubs der Stadt ausübt. Und natürlich sind da auch die deutschen Kollegen vom Bundesverfassungsschutz in Person von Hans Richter (Bernhard Schütz) und seiner Stellvertreterin Esther Krug (Mina Tander). Doch wo man auch in Berlin hinschaut, hat man das Gefühl das jeder nur für sich arbeitet und Misstrauisch vor dem anderen ist.
„Berlin Station“ ist eine Spionage-Thriller-Serie wie man sie von Homeland her kennt (dessen 5.Staffel ebenfalls in Berlin spielt). Dabei ist als erstes zu bemerken, dass hier viel Wert auf authentische Schauplätze und geografische Genauigkeit gelegt wird, was durchaus gelingt, auch wenn dies ein Berlin-Bild zeigt, was sehr das hippe und etwas abgeschmackte Berlin darstellt, dass man als Tourist so gerne sucht. Wenn man sich daran nicht stört, wird die Serie schnell recht spannend. Als Zuschauer steht man vor der für Europäer eher ungewöhnlichen Herausforderung, sich mit dem CIA zu identifizieren (aber he, bei den Sopranos haben wir uns mit einem Mafia-Boss identifiziert). „Berlin Station“ ist aber keine Werbeshow für die Arbeit des CIA, denn die Aktivitäten und Taten von Geheimdiensten werden in ihrer Rationalität und Funktionalität aufgezeigt. „Berlin Station“ zeigt dass es diesen Organisationen um Wissen geht und die Ausspielung dieses Wissens um eigene politische Ziele durchzusetzen, egal ob dies moralisch zu rechtfertigen ist, oder nicht. Die Serie macht es sich nicht leicht, ein einfaches schwarz-weißes Bild zu zeichnen, bei denen Whistleblower die Guten und Geheimdienste die Bösen sind, was durchaus ein Qualitätsmerkmal ist. Dabei entwickelt sie einen abwechslungsreichen Plot, der gegen Ende nochmal so viel Fahrt aufnimmt, dass seine allerletzte Folge dann etwas überstürzt wirkt und logische Probleme in einer kurzen Zusammenfassung wegplättet. Das und die etwas farblose Hauptfigur Daniel Miller (aber andererseits ist es vielleicht gerade ein entscheidender Punkt einen Geheimagenten farblos zu zeichnen) sind die kleinen Schwächen, einer sonst wirklich sehr sehenswerten Serie, dessen zweite Staffel im Oktober in den USA anlaufen soll.