DVDs und Internetvideotheken verwässern das Aktualitätsproblem bei Serien ungemein. Musste man früher an jedem Wochentag zur gleichen Uhrzeit seinen Fernseher einschalten, so kann man heute erst Jahre später eine Serie für sich entdecken und innerhalb von Wochen, Handlungen, die auf viele Staffeln ausgelegt waren, konsumieren. Deshalb lesen Sie auf diesem Blog zumeist über höchst inaktuelle Serien, die teilweise schon jahrelang abgedreht sind, bevor hier auch nur ein Wort über sie geschrieben wird.
Das soll jetzt geändert werden. Grund dafür ist ein spannendes Spin-Off (also einer Serie, die die Handlung einiger Charaktere anderer Serien aufnimmt), dass seit Anfang des Jahres jeden Dienstag auf netflix veröffentlicht wird und insgesamt zehn Folgen beinhaltet. Gemeint ist „Better Call Saul“. Eine Serie, um den umtriebigen Anwalt Saul Goodman, den der geneigte „Breaking Bad“ Zuseher schon kennt. Da letztgenannte Serie den dort schon recht dubiosen Charakter von Saul Goodman (Bob Odenkirk) in einige Unannehmlichkeiten stürzt, erleben wir bei „Better Call Saul“ eine Art Prequel, dass die Genese des Anwalts beleuchtet.
In Staffel eins gibt es gar keinen Saul Goodman, denn sein Charakter heißt hier noch James McGill. Als ehemaliger Kleinkrimineller hat er sich zu einem erfolglosen Anwalt hochgearbeitet, der für die Akquise von Fällen einiges Geschick aufwenden muss, was dann nicht immer höchst professionell oder gar rechtsstaatlich aussieht. Doch Jimmy, wie er von allen genannt wird, hat ein gutes Herz, dass zwei Leuten gehört. Zum einen seinem Bruder Chuck (Michael McKean), einem ehemaligen Staranwalt, der unter einer rätselhaften Elektrowellenallergie leidet und sein Haus nicht mehr verlässt und zum anderen Kim Wexler (Rhea Seahorn), welche für Chucks Anwaltskanzlei arbeitet, in der Jimmy aber keine richtige Anstellung findet.
Und noch ein zweiter Charakter aus „Breaking Bad“ taucht in „Better Call Saul“ auf. Leibwächter Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks) ist in diesem Prequel noch als Parkplatzwächter engagiert und arbeitet hier ebenso resolut und kompromisslos, wie man ihn später als Sicherheitschef von „Los Pollos Hermanos“ kennt. Ehrmantraut und McGill begegnen sich auch in der 1.Staffel und man darf gespannt sein, wie aus diesen beiden Handlungssträngen, später größere Zusammenhänge entstehen.
„Better Call Saul“ ist in Staffel eins eine noch recht eigenwillige Serie, bei der man nicht so Recht weiß, was sie einem sagen möchte. Zum einen ist sie teilweise sehr witzig, dann aber auch wieder recht melancholisch, die Charaktere jedoch sind gut herausgearbeitet. Die Grundidee scheint zu sein, zu zeigen, wie man langsam aber sicher in kriminelle Geschäfte verwickelt wird, wobei man eigentlich gar nichts Böses im Schilde führt, dass jedoch wäre auch nur ein „Breaking Bad“ light. Staffel eins wirkt daher auch eher wie eine Einführung, fast nur wie ein zehnteiliger Pilotfilm zur eigentlichen Serie. Da eine zweite Staffel aber gerade produziert wird, darf man gespannt sein, wie es weitergeht.