Boston Strangler

Jahr: 2023 | Regie & Drehbuch: Matt Ruskin | Thriller | 112min | Boston in den 1960er Jahren

Früher unterschied man gern zwischen Kino- und Fernsehfilmen. Das vermeintlich gehaltvollere Produkt mit dem größeren Budget wurde erst im Kino gezeigt und kam dann irgendwann mal ins Fernsehen. Dieses Medium wollte aber nicht so lange auf alle Kinofilme warten und produzierte gern auch mal eigene Sachen (den wohl hübschesten Namen dafür hat das ZDF mit dem „Kleinen Fernsehspiel“ erfunden). In der neuen Welt der Streaminganbieter hat sich das Gewicht nun etwas verschoben, denn sowohl Kino als auch Fernsehen leiden etwas unter dem Internetzeugs. Die finanzstarken Streaminganbieter produzieren nicht nur eigene Serien, sondern auch Filme. Wenn diese besonders teuer sind, werden auch einige Filmrollen ins Kino geschickt, aber der wichtigste Punkt ist, die eigenen Konsumenten beim Internetabspieldienst zu erfreuen.

Ein solcher Dienst ist Hulu, ein Ableger von Disney. Dieser Dienst veröffentlichte 2023 den Thriller „Boston Strangler“ über 13 Frauenmorde im Großraum Boston. Die Reporterin Loretta McLaughlin (Keira Knightley) sieht nach den ersten Morden ein Muster und muss einige Arbeit leisten, ihren Chefredakteur (Chris Cooper) von der Tragweite der Story zu überzeugen. Als dieser dann aber auch von der Geschichte überzeugt ist und die Reportagen in der Zeitung groß aufgezogen werden, ist das Echo auf die Morde groß und die Polizei muss sich fragen lassen, warum sie keine substanziellen Ergebnisse erzielen kann. McLaughlin bekommt mit Jean Cole (Carrie Coon) eine erfahrene Kollegin an die Seite gestellt und obwohl sie mit dem Police Detective Conley (Alessandro Nivola) zusammenarbeiten, scheint der Fall immer verzwickter.

„Boston Strangler“ ist ein recht spannender Thriller, der sich am realen Vorbild des „Boston Stranglers“ abarbeitet. So liegt die Frage, welche die Aufklärung der Mordfälle an 13 Frauen begleitet nicht nur darin, herauszufinden wer war es, sondern die Lösung dann kritisch zu hinterfragen. Das macht auch den Spannungsrahmen des Filmes aus, wobei dieser sich – anders als die zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema – mehr festlegt. Filmisch ist das nicht abträglich. Keira Knightley spielt die Journalistin Loretta McLaughlin bemerkenswert. Der Charakter ist in etwa so angelegt, wie man vor Jahren noch die Karrieren von Männern gezeigt hätte. Es wird von einem Menschen erzählt, der seine berufliche Chance sieht, sich in die Arbeit stürzt, daraufhin seine Familie vernachlässigt und sich immer tiefer in die Arbeit eingräbt, um in seinem Job richtig gut zu sein. Diese Verbissenheit wird von Knightley sehr eindrucksvoll und etwas unsympathisch dargestellt. Als Zuschauer erlebt man eine Hauptheldin, mit der man sich nicht so leicht identifizieren kann und die man auch kritisch hinterfragen möchte. Aber das würde ich als einen Vorzug eines guten Unterhaltungskrimis sehen.

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