Lou

Jahr: 2022 | Regie: Anna Foerster | Thriller | 109min |

In den letzten Monaten hatte ich das große Glück viele gute Filme sehen zu können und ich kann mich nicht mehr an einen negativen Ausrutscher erinnern, also einen Film, der wirklich richtig schlecht war. Die Zeiten sind nun dank „Lou“ vorbei.

Auf den verlassenen Orcas Islands vor der Westküste des US-Bundesstaates Washington bahnt sich ein kräftiger Sturm an. Die mürrische und alleinlebende Lou (Allison Janney) bereitet letzte Dinge vor, die in ihrem Ableben enden sollen, doch in der Nachbarschaft wird die kleine Vee (Ridley Asha Bateman) von ihrem Vater (Logan Marshall-Green) entführt und die verzweifelte Mutter Hannah (Jurnee Smollett) wendet sich an Lou, um die Polizei zu informieren. Doch die schon gebrochen wirkende Lou erinnert sich ihrer Einzelkämpfer-Ausbildung und sie und Hannah eilen Entführer und Kind hinterher. „Lou“ weiterlesen

Stromboli

Jahr: 2022 | Regie: Michiel van Erp | Drama | Länge: 86min | Location: Insel Stromboli

In der Ansammlung der Momente eines jeden Lebens, gibt es nicht nur gute bewusste Situationen. Diese schlimmen Erfahrungen können uns ebenso prägen, wie andere Episoden unseres Daseins, die gegebenenfalls erfolgreicher, fröhlicher oder lustvoller waren. Das holländische Drama „Stromboli“ erzählt von den Prägungen, die unser Leben verdrießlich machen und wie man in der Abwehr vom Schmerz der Erinnerungen, sein Leben manchmal nur noch schlimmer macht.

Sara (Elise Schaap) ist eine sehr attraktive Frau in ihren 40ern und reist auf die Insel Stromboli. Sie hat ein nicht unerhebliches Alkoholproblem, aus welchem heraus sie allerlei Unsinn betreibt. Doch der Alkohol scheint nur zu kompensieren, dass ihre Ehe gescheitert ist und das ihre 14-jährige Tochter sie hasst (was bei Teenagern schon einmal vorkommen kann). Als Sara schon fast obdachlos auf der Insel ist, findet sie Jens (Christain Hillborg), der sie mitnimmt. „Stromboli“ weiterlesen

The Banshees of Inisherin

Jahr: 2022 | Regie & Drehbuch: Martin McDonagh | Tragikomödie | 114min | Location: Aran Islands (Irland)

Ein maßgebliches Element einer Insel, ist ihre Abgeschiedenheit von einer anderen Landmasse. Auf einer solchen Insel – klein und getrennt vom irischen Festland, wo im Jahr 1923 der irische Bürgerkrieg tobt – leben Pádraic (Colin Farrell) und Colm (Brendan Gleeson). Zwei Uhr nachmittags treffen sie sich für gewöhnlich im Pub des Eilands und schwätzen. Doch am 1.April hat Colm keine Lust mehr auf Pádraic, der die Abfuhr nicht fassen kann. Er klagt seiner geliebten Schwester Siobhán (Keery Condon) sein Leid und nimmt mit der Gesellschaft des Dorftrottels Dominic (Barry Keoghan) vorlieb. Aber eigentlich kann er nicht begreifen, dass Colm nichts mehr mit ihm zu tun haben will. „The Banshees of Inisherin“ weiterlesen

Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten

Originaltitel: „Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades“ | Jahr: 2022 | Drehbuch & Regie: Alejandro G. Iñárritu (Drehbuch mit: Nicolás Giacobone) | Spielfilm | 159min (Kinofassung: 174min) | Location: Mexiko

Es gibt Länder auf dieser Welt, die haben mich bisher nicht abgeholt, so dass ich keine Versuchung sah, dorthin zu reisen, oder – um einen Anfang zu machen – mich etwas näher mit ihnen zu beschäftigen. Mexiko gehörte in meinen Erinnerungen genau zu diesem Typ von Regionen unseres Planeten. Das hat sich in den letzten Monaten geändert. Ich bemerke, dass ich empfänglicher oder aufmerksamer bin, wenn vom größten Land Zentralamerikas die Rede ist. Dazu wird sicherlich Roberto Bolaños Roman „2666“ einen Teil beigetragen haben. Als ich neulich „Anfänge“, ein sozialwissenschaftliches Buch von David Graeber und David Wengrow[1] las, fiel meine Aufmerksamkeit auf eine interessante Interpretation der aztekischen Kultur. Nun sah ich „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ des mexikanischen Regisseurs Alejandro G. Iñárritu und ich komme nicht umhin zuzugeben, dass ich Mexiko zunehmend spannend finde. Das hat auch damit zu tun, dass Iñárritu mit diesem Film eine Art Liebeserklärung an sein Land richtet,[2] und ich diese Hommage sehr sympathisch finde. „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ weiterlesen

Der denkwürdige Fall des Mister Poe

Originaltitel: „The Pale Blue Eye“ | Jahr: 2022 | Regie & Drehbuch: Scott Cooper (basierend auf dem gleichnamigen Roman von Louis Bayard) | Krimi | 128min | Location: Militärakademie West Point in den 1830er Jahren

Augustus Landor (Christian Bale) war einst ein begnadeter Ermittler, hat sich aber nach dem Tod seiner Frau und dem Verschwinden seiner Tochter zurückgezogen und lebt einsam in einer Hütte im Hudson Valley. Ein Mordfall in der Militärakademie West Point lässt die dortigen Befehlshaber Superintendent Thayer (Timothy Spall) und Captain Hitchcock (Simon Mc Burney) auf Landor zurückgreifen, denn ungeheuerliches ist passiert. Der junge Kadett Fry (Stephen Mayer) hat sich erhängt, oder wurde ermordet, denn man hat ihm sein Herz entfernt und gestohlen. Landor erfährt in seiner Stammtaverne, in welcher er auch Anschluss bei der Kellnerin Patsy (Charlotte Gainsbourg) findet, von einem jungen Mann, der nicht nur ein begnadeter Dichter zu sein scheint, sondern auch große detektivische Begabung hat; Edgar Allen Poe (Harry Melling). „Der denkwürdige Fall des Mister Poe“ weiterlesen

Die nackte Kanone

Originaltitel: „The Naked Gun“ | Jahr: 1988 | Regie: David Zucker | Drehbuch: ZAZ (Jerry Zucker, Jim Abrahams, David Zucker) | Slapstick-Komödie | 81min

Die von mir gelegentlich besuchte kleine Filmakademie im Kraftwerk Mitte bot diesen Januar einen Kurs an, der sehr verheißungsvoll klang, „In Trash We Trust“, verbunden mit der Vorführung des von mir seit Teenager-Jahren hochgeschätzten Komödienhighlights, „Die nackte Kanone“. Es sollte ein kurzweiliger, aber nicht unbedingt informativer Abend werden, der mir nicht wirklich erhellte, was einen Trashfilm ausmacht bzw. wo genau die Abgrenzung zu anderen Genres liegt. Die beiden Vortragenden der Akademie begannen ihren Abend damit festzustellen, dass sie einer Einordnung oder Abgrenzung definitorisch nicht liefern können und boten dem Auditorium stattdessen eine interaktive Trash-Filmquiz Runde an, im Format von Jeopardy. Als eitler Autor dieser Zeilen gebe ich zu, verleitet gewesen zu sein, aus dem zahlreich vorhandenen Publikum herauszutreten und mich an einen der drei, extra herangeschafften, Quizbuzzer zu begeben und ich kann mich nur bei meiner Schüchternheit bedanken, dies nicht getan zu haben, denn alle drei mehr oder weniger langsam hervortretenden Kandidaten, waren weitaus gebildetere Filmkenner (mindestens des Trash-Genres, höchstwahrscheinlich aber über den diffusen Filmbereich hinausgehend) und errieten jede Menge Filmtitel von deren Existenz ich nur marginal, vom Hören-Sagen, oder gar keine Ahnung hatte.
Trotz des sehr unterhaltsamen Abends gebe ich zu, minimal enttäuscht gewesen zu sein,[1] denn in mir wuchs die Frage, was eigentlich Trash-Filme ausmachen. Die Hinweise, dass diese entweder über ein geringes Budget verfügen oder bewusst eine schlechte Optik, Handlung, schauspielerische Leistung oder ähnliches besitzen, oder andere Filme bzw. gesellschaftliche Zustände parodieren, hilft da nicht weiter, denn dann wird die Subsumierung des Gegenstandes recht schnell beliebig und ich war etwas überrascht, Filme wie „Das Leben des Brain“[2] oder „Big Lebowski“[3] an einem Trash-Film-Abend präsentiert zu bekommen. „Die nackte Kanone“ weiterlesen

The Meyerowitz Stories (New and Selected)

Jahr: 2017 | Regie & Drehbuch: Noah Baumbach | Tragikomödie | 110min | Location: New York

Zur Recherche über den Film „Weißes Rauschen“ suchte ich die Filmografie von Noah Baumbach ab. Da fand sich neben „Frances Ha“ oder „Marriage Story“, die ich beide schon sah und überzeugend fand, auch eine ganze Reihe weiterer Filme. Das übermächtige Netflix erinnerte mich gar daran, dass Baumbachs 2017er Werk „The Meyerowitz Stories (New and Selected)“ auf meiner Watch-List steht. Wenn das keine Play-Aufforderung ist! „The Meyerowitz Stories (New and Selected)“ weiterlesen

Weißes Rauschen

Originaltitel: „White Noise“ | Jahr: 2022 | Regie & Drehbuch: Noah Baumbach | Drama | 136min

Das Studium der Soziologie, gerade in den frühen 2000er Jahren, war keines was direkt in lukrative Arbeitsverhältnisse mündete. Das war und ist aber überhaupt nicht schlimm, denn ein von mir wahrgenommenes großes Plus dieses mehrjährigen Vorgangs des Lernens (bei gleichzeitig größtmöglicher öffentlicher Spreizung der Bekanntgabe des neugelernten Stoffes und der dazugehörenden Fremdwörter), ist das Kennen- und Schätzenlernen von Themen, die (mir) vielleicht sonst gar nicht bewusst geworden wären. So bin ich über eine nähere Auseinandersetzung mit der Postmoderne[1] zu Don DeLillos Roman „Weißes Rauschen“ gekommen. Ich war damals in meinen frühen 20ern und schwer begeistert vom Roman, der bereits 1984 im englischen Original erschien und der alsbald zu meinem Lieblingsroman avancierte.[2]
Noah Baumbach bekam 2021 einen nicht ganz kleinen Geldbetrag von netflix, damit er diesen Roman verfilmen konnte und das Resultat kann man sich mittlerweile beim Streaminganbieter ansehen. „Weißes Rauschen“ weiterlesen

The Gentlemen

Jahr: 2019 | Regie & Drehbuch: Guy Ritchie | Action – Gaunerkomödie | 115min

Der Amerikaner Mickey Pearson (Matthew McConaughey) hat sich in Großbritannien zu einem Marihuana Drogenboss hochgearbeitet, wobei er sich nicht scheute, blutige Finger zu machen. Nun möchte er sein blühendes Geschäft an den gleichfalls amerikanischen Businessman Matthew Berger (Jeremy Strong) verkaufen, da er sich gemeinsam mit seiner Frau Rosalind (Michelle Dockery) zur Ruhe setzen möchte. Doch dieser Deal verläuft nicht reibungslos, wie der etwas schmierige Privatdetektiv Fletcher (Hugh Grant) herausfindet und mit seinem Wissen die rechte Hand von Pearson Raymond Smith (Charlie Hunnam) um etwas Geld erpressen möchte. Flechter macht deutlich, dass Zeitungsherausgeber Big Dave (Eddie Marsan) einen Groll auf Pearson hegt und eine schmutzige Geschichte veröffentlichen möchte. Und diese Geschichte ist tatsächlich unschön, denn Pearsons geheime Marihuana Produktionseinheiten wurden von Dry Eye (Henry Golding), einem Unterboss der chinesischen Mafia, aufgespürt und von einer Gruppe Kleinkrimineller niedergemacht. Diese Gruppe wiederum gehört zum Coach (Colin Farrell), der aber nicht glücklich darüber ist, seine Jungs beim Ausüben von kriminellen Akten gegenüber Pearson wieder zu finden und Smith Wiedergutmachung anbietet. „The Gentlemen“ weiterlesen

Der tommr.de Jahresrückblick 2022

2022 ist Geschichte und wie immer, wenn ein Jahr endet möchte ich kurz die Highlights des Jahres in Film, Serien und Buchform wiedergeben, die ich auf tommr.de niederschreiben konnte. Wie es der geneigte Leser dieses Blogs vielleicht bereits gewohnt ist, sollte man meine spleenige Absicht zum Herausstellen von Bestenlisten nicht überbewerten. „Der tommr.de Jahresrückblick 2022“ weiterlesen