Stefan Baron und Guangyan Yin-Baron – Die Chinesen. Psychogramm einer Weltmacht

China ist momentan ein beliebter Themenschwerpunkt von negativ konnotierten Nachrichten. Die Chinesen produzieren global agierende Vieren, überwachen ihre Bürger und frönen einen Hyperkapitalismus und nennen das Ganze Kommunismus.
Es ist an der Zeit sich ein etwas genaueres Bild zu machen, vom bevölkerungsreichsten Staat der Welt und einer Kulturnation, die historisch soweit zurück geht, dass man selbst als stolzer Europäer neidvoll nach Osten schaut. „Stefan Baron und Guangyan Yin-Baron – Die Chinesen. Psychogramm einer Weltmacht“ weiterlesen

Rafael Chirbes – Am Ufer

In der Buchhandlung „La Batisfera“ in Valencias meeresnahen Stadtteil Cabanyal werden einige Bücher noch mit einer Papierschärpe ummantelt und mit einer kleinen Inhaltsangabe versehen. Ich mag so etwas sehr und wenn auf dem Papierchen dann noch steht, es würde sich um Spaniens feinsten Autoren handeln, dann bin ich angefixt. „Rafael Chirbes – Am Ufer“ weiterlesen

Jürgen Osterhammel – Die Verwandlung der Welt

Es ist Gründonnerstag und ich lese die Seiten 1300 und 1301 eines der besten Fachbücher, die ich in den letzten Jahren las, Jürgen Osterhammels „Die Verwandlung der Welt“, eine fulminante Geschichte der Welt des 19. Jahrhunderts. Ich habe Monate an diesem Buch gesessen, irgendwann im Herbst des letzten Jahres begonnen, in einer Zeit als meine persönliche Welt ebenso normal schien, wie die Globale. „Jürgen Osterhammel – Die Verwandlung der Welt“ weiterlesen

Judith Hermann – Lettipark

Judith Hermans Erzählungen sind schon vor über zwei Jahren auf meinem Lese-Sofa in Form von „Sommerhaus, später“ gelandet und in guter Erinnerung geblieben. Ich war sehr froh, mir nun mal „Lettipark“ ausleihen zu können, mit 17 tatsächlich allesamt ziemlich kurzen Geschichten. „Judith Hermann – Lettipark“ weiterlesen

Ferdinand von Schirach – Kaffee und Zigaretten

Weder Kaffee und noch weniger Zigaretten gehören zu Genussmitteln, die meinen Appetit in irgendeiner Weise anregen. Es ist aber ein großes Glück das Ferdinand von Schirachs neueste Veröffentlichung keine Betrachtung der Vor- oder Nachteile von oben genannten Stoffen ist, sondern eine Sammlung von kurzen autobiographischen Erzählungen, Beobachtungen, Statements und Notizen, die in 48 Beiträgen gesammelt sind. „Ferdinand von Schirach – Kaffee und Zigaretten“ weiterlesen

Philip Roth – Goodbye, Columbus

Philip Roth Frühwerk „Goodbye, Columbus“ aus dem Jahr 1958 besteht aus einem kurzen Roman und fünf weiteren Erzählungen, die sich alle um die Frage der jüdischen Identität in den USA drehen. Am eindrucksvollsten ist die Titelgeschichte, eine rund 170 Seiten lange Novelle, über die Liebe eines Sommers zwischen dem eher kleinbürgerlichen Juden Neil Klugman, der sich in Brenda verliebt, einer Tochter aus wohlhabendem und strenggläubigem jüdischem Hause. Obwohl Brendas Familie ihn schnell als neuen Freund akzeptiert, sind die moralischen Grenzen der Gesellschaft der 1950er Jahre für eine erste Liebe beherrschend für die beiden jungen Leute.  Die Geschichte dreht sich darum zwischen Traditionen, Assimilation und freiheitlichem Leben zu entscheiden und das macht diese Liebesgeschichte sehr lesenswert, obwohl ihre moralischen Bezugspunkte in den 1950er Jahren angesiedelt sind und heute eigentümlich wirken. „Philip Roth – Goodbye, Columbus“ weiterlesen

Paul Auster – 4321

Der Sommer bietet ausreichend Möglichkeiten sich ausgiebig mit Lektüre auseinanderzusetzen. Schon seit einiger Zeit freute ich mich, auf Paul Austers 2017 erschienen Roman „4321“, der mit über 1250 Seiten gerade richtig kam, um sich auf dem ausgebreiteten Handtuch an den Strand zu legen, die Wellen des Mittelmeeres, die spielenden Kinder und die emsig vorbeilaufenden Spaziergänger langsam zu vergessen und sich auf das Abenteuer eines so langen Romans einzulassen. Tatsächlich habe ich nur rund einen Monat für dieses, mit großem Abstand, längste Buch von Auster benötigt, was vor allem daran liegt, dass „4321“ sich sehr flüssig lesen lässt. Um mehr über das Buch zu schreiben, muss ich aber etwas über die erzählten Geschichten des Romans berichten und hier – geneigter Leser – müssen Sie entscheiden, ob Sie an dieser Stelle weiterzulesen, denn den ein oder anderen Teaser muss ich einbauen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: ich bin auf die grundsätzliche Idee des Aufbaus des Buches erst auf Seite 120 gekommen (ja, ja ich weiß, das hätte ich eher bemerken können) und ich will Ihnen diesen Spaß eigentlich nicht nehmen, selbst einige Sachen zu enträtseln.  „Paul Auster – 4321“ weiterlesen

Adolfo Bioy Casares – Abenteuer eines Fotografen in La Plata

Der argentinische Schriftsteller Adolfo Bioy Casares zählte zu den engen Freunden von Jorge Luis Borges, einer meiner Lieblingsschriftsteller, von dem sie – geneigte Leser – auf diesem Blog jedoch noch nichts gelesen haben, da mir einfach nichts qualitativ wertvolles einfällt, was halbwegs die geistreichen Schriften von Borges wiederspiegelt. Vielleicht finde ich aber noch die Inspiration Borges wirklich gebührend in diesem Blog zu beschreiben, so lang kommen wir erstmal zu Bioy Casares, dessen recht kurzer Roman „Die Abenteuer eines Fotografen in La Plata“ 1985 herauskam. „Adolfo Bioy Casares – Abenteuer eines Fotografen in La Plata“ weiterlesen

Philip Roth – Mein Mann, der Kommunist

Der Ich-Erzähler Nathan Zuckerman (wahrscheinlich Roths liebstes Alter Ego) trifft eher aus Zufall seinen alten Englischlehrer Murray Ringold. Dieser ist mittlerweile 90 Jahre alt und hat noch eine Geschichte zu erzählen, die indirekt auch Nathan betrifft. Denn nach dem 2.Weltkrieg traf Nathan im Vorgarten der Ringolds auf Murrays Bruder Ira, damals ein bekannter Radiostar. Ira mimte in New York und Umgebung Abraham Lincoln und wurde damit berühmt, ebenso wie mit seiner Heirat des Filmstars Eve Frame. Da Ira dem Kommunismus sehr nahestand, bekam er in den 1950er Jahren Probleme in der McCarthy – Ära, in welcher Kommunisten, oder solche Menschen, die man dafür hielt, in den USA wegen ihrer politischen Ideologie verfolgt wurden.

Roth beschreibt in seinem 1998 im englischen Original als „My Husband the Communist“ erschienen Roman die Geschichte einer ziemlich seltsamen Ehe. Auf der einen Seite steht da Ira Ringold, einen schnell aufbrausenden („ira“ heißt im Lateinischen „zornig“) ehemaligen Bergarbeiter, der in der Armee über einen Freund und Mentor zum Kommunismus kam und jetzt bei einer Radioshow als Iron Rinn arbeitet, um Ungerechtigkeiten in der amerikanischen Gesellschaft anzuprangern. Auf der anderen Seite steht Eve Frame, eine gebürtige Jüdin, die wegen ihrer ärmlichen Herkunft aber eine ziemliche Antisemitin geworden ist und mit Ringold nun schon in vierter Ehe verheiratet ist. Aus Eves zweiten Ehe ging ihre Tochter Slyphid hervor, die über 20 Jahre alt ist, als Ira und Eve heiraten und damit fürchten muss die vollständige Kontrolle über ihre Mutter zu verlieren, die sie Zeit ihres Lebens anstrebte und die sie zum Tyrannen der Familie machte. „Philip Roth – Mein Mann, der Kommunist“ weiterlesen

Haruki Murakami – Kafka am Strand

Es ist sein 15. Geburtstag als Kafka Tamura beschließt seinen alleinerziehenden Vater zu verlassen und von zu Hause wegzugehen, da sein Vater ihn einst mit dem Fluch des Ödipus belegte. Es zieht in auf die Insel Shikoku, der kleinsten der vier japanischen Hauptinseln. Auf dem Weg dorthin lernt er das etwas ältere Mädchen Sakura kennen. Doch schließlich verschlägt es ihn in Komura-Gedächtnisbibliothek nach Takamatsu, wo er von Herrn Oshima, dem Assistenten der Leiterin Saeki-San aufgenommen wird.
In einem parallel verlaufenden Erzählstrang wird von Kamura erzählt, der bei einem mysteriösen Ereignis im 2.Weltkriegs seine Intelligenz verlor, dafür aber die Fähigkeit hat, mit Katzen zu sprechen. Sein Leben lang arbeitete er als Tischler und nun, da er über 60 ist, bessert er seine kleine Rente damit auf, herumstreunende Katzen wieder zu finden. „Haruki Murakami – Kafka am Strand“ weiterlesen