Es dürfte sie schon etwas langweilen, wenn ich sie immer wieder damit behellige aus welcher Motivation heraus ich die einen oder anderen Autoren lese, aber ich mache es trotzdem (hauptsächlich darum, damit ich es nicht vergesse, ich möchte sie gar nicht langweilen).
An einem Sonntagvormittag im Herbst sind die Pläne für den Tag gemacht, denn es soll zur Buchmesse gehen. Was könnte da inspirierender wirken, als eine Buchsendung, von eben jener Veranstaltung im Fernsehen zu schauen, quasi als Vorbereitung. Und in eben jenem Medium fällt das Wort der vier Rezensenten auf Ian McEwan, der einhellig als großer Autor gelobt wird. Sein neues Buch „Honig“ wird in wohlwollenden Tönen besprochen, meine Aufmerksamkeit steigt und ich notiere mir den Namen in meiner Bücherliste. Da gebrauchte und etwas ältere Bücher aber preiswerter sind und meine Bücherliste sowie, so schon ein nicht gerade kleines Ausmaß annahm und damit nicht unerhebliche Anschaffungskosten verbunden waren, beschloss ich ein etwas älteres Werk des mittlerweile 65-jährigen Briten zu erwerben, dass man aus zweiter Hand bekommen könnte. In jener Buchsendung wurde von McEwan weiterhin „Solaris“ sehr gelobt, was leider (wohl auch wegen des öffentlichen Lobes) den Bestand in Online Gebrauchtbuchläden zu stark dezimierte und ich daher auf „Saturday“ zurückgreifen musste, ein dritter kurz Erwähnung findender Roman, der in jener Sendung allerdings etwas kontrovers diskutiert wurde. Das hat aber den Vorteil, dass der Internetlieferant meiner Wahl das Buch noch zu einem sehr günstigen Preis anbot. Also, bestellt! „Ian McEwan – Saturday“ weiterlesen
Kategorie: Roman
Wolfgang Herrndorf – In Plüschgewittern
Seit der Frankfurter Buchmesse bin ich in einem Literaturstrudel gefangen. Statt Filme zu schauen, lese ich lieber und es gibt ja so unglaublich viel zu lesen. Meine Leseliste ist innerhalb von wenigen Stunden auf 14 Titel angewachsen (so viele Romane lese ich sonst in ein bis zwei Jahren, wenn überhaupt). Ich bin mal gespannt, wie lange das anhält, denn für gewöhnlich halte ich das nicht lange durch. „Wolfgang Herrndorf – In Plüschgewittern“ weiterlesen
Martin Suter – small world
Jetzt hätte ich fast vergessen zu erwähnen, wie ich auf Martin Suter kam. Auf einem sonntäglichen Ausflug ins Brandenburgische Land war Radio Eins im Autoradio eingeschaltet, dessen Programm am Sonntag zahlreiche höchst hörenswerte Programme beinhaltet, wie die „Sonntagsfahrer“, die „Hörbar Rust“ oder die relativ unwitzige Humorsendung mit Olli Schulz. Ganz am Ende gegen 18 Uhr kommen dann die Literaturagenten, die man eigentlich nur im Sommer hören kann, weil im Winter um diese Zeit, die Sonne schon untergegangen ist und man für gewöhnlich keinen Ausflug mehr macht. Vor einiger Zeit, es muss der letzte oder vorletzte Sommer gewesen sein, stellten die Literaturagenten den neuen Roman des Schweizers Martin Suter vor, dessen Titel mir entfallen ist. Auch die Handlung könnte ich nicht mal mehr ansatzweise rekapitulieren, aber ich erinnere mich, wie gesagt wurde, dass Martin Suter immer so perfekte Romane schreiben würde und man konnte durchaus entnehmen, dass dies nicht nur als Lob zu verstehen war. So floss die Zeit die Elbe herunter und im langsam sich eintrübenden Herbst kam mir der Gedanke meine Romansammlung für die dunkle Jahreszeit aufzufüllen. Da bot sich ein 1,40€ Angebot bei Deutschlands meist benutztem Internetbuchkaufhaus an und ich erwarb Suters ersten Roman „Small World“ als Gebrauchtbuch.
Handlungsmittelpunkt von „Small World“ ist Konrad Lang, ein Mitsechziger, der für die ultrareichen Kochs auf Griechenland eine Ferienvilla verwaltet. Leider befeuert er versehentlich im Winter das Holz, das neben dem Kamin steht und nicht das im Kamin aufgestapelte Holz und die Villa brennt ab. Die Kochs verzichten jedoch darauf, Konrad Lang zu verklagen und bieten dem alten Freund der Familie eine Wohnung in der Schweiz an, um dort seinen Lebensabend zu genießen. Dieser gestaltet sich für den destingierten Konrad Lang eher langweilig und dreht sich hauptsächlich um den Genuss zahlreicher Alkoholika. Doch er hat Glück und trifft eines Tages Rosemarie Haug. Beide verlieben sich und dem Glück sollte nichts entgegenstehen, doch trotz einer Alkoholentziehung vergisst Konrad immer mehr und wirkt zunehmend verwirrter, was auch die Kochs aufhorchen lässt.
„Small World“ ist ein Buch über Alzheimer. Suter gelingt es dieses schwierige Thema sehr lesenswert aufzubereiten. Seine Sätze wirken präzise, seine Sprache ist klug, alles wirkt durchdacht und man hat das Gefühl hier möchte jemand perfekt unterhalten, so wie man es von einem routinierten Hollywood-Film erwartet. Dabei ist „Small World“ weder ein Drama, wie es sich in der ersten Hälfte darstellt, noch ist es ein Krimi, wie es sich im zweiten Teil des Buches anlässt. Man könnte das Buch als ziemlich gut gemachte Unterhaltung betrachten, wunderbar lesbar, bei der man aber irgendwie nie das Gefühl hat etwas großartiges Neues zu lesen, sondern ein Buch vor sich hat, was es schafft den Leser in seinen Bann zu ziehen, was präzise recherchiert ist und bei man sich nie fragt, was soll das jetzt wieder, aber das irgendwie auch immer auf dem Boden bleibt. Die Figuren sind nachvollziehbar ausgearbeitet, werden jedoch sehr schnell in Gut und Böse aufgeteilt und dann auch so, für das ziemlich platte Happy End vorbereitet. Ich glaube das meinten die Literaturagenten auch, als sie von „perfekt“ im Zusammenhang mit Suter sprachen. Ziemlich perfekt gemachte Unterhaltung, aber eben auch nicht mehr.
Wolfgang Herrndorf – Tschick
Als ich Ende August mit der Bahn von Leipzig nach Dresden fuhr, las ich in den eingängigen Internetportalen vom Tode Wolfgang Herrndorfs. Bis dahin kann ich nicht wirklich behaupten, ihn als Autor je wirklich wahrgenommen zu haben und ich gebe zu, dass er für mich nur der Typ war, der „Tschick“ geschrieben hatte, ein Buch das irgendwo ganz gut sein sollte, so hörte man immer wieder und das sogar vom Staatsschauspiel Dresden als Theaterstück auf die Bühne gebracht wurde. Angeregt von den – selbstredend – wohlwollenden Nachrufen, entschloss ich mich „Tschick“ anzulesen, denn erstens fühlte ich mich noch jung genug für einen Jugendroman und zweitens musste ich doch auch mal lesen, was alle so toll fanden. „Wolfgang Herrndorf – Tschick“ weiterlesen
William Gaddis – Letzte Instanz
Auf die Idee, mal ein Buch von William Gaddis zu lesen, kam ich, als ich seinen Namen mehrmals im Umfeld der von mir so geschätzten amerikanischen Autoren Don DeLillo und David Foster Wallace wahrnahm. William Gaddis Erfolg als Autor setzte erst spät ein. Sein erster Roman „Die Fälschung der Welt“ wurde von der Kritik verrissen und hatte nur einen kleinen, dafür aber überzeugten Leserkreis gefunden. Mit seinem zweiten Roman „JR“ aus dem Jahr 1975 (rund 20 Jahre nach „Die Fälschung der Welt“) gelang ihm jedoch der Durchbruch. Darin wird ein 11-jähriger Junge ein Finanzmagnat. Freunde der Serie Dallas wissen vielleicht, dass Larry Hagmans Rolle „JR“ sich auf dieses Buch bezieht. Warum ich am Ende seinen vierten und letzten Roman „Letzte Instanz“ mir als Einstieg in sein Werk vornahm (erschienen im Jahr 1994), ist mir jedoch nicht mehr erinnerlich. „William Gaddis – Letzte Instanz“ weiterlesen
Wolf Haas – Verteidigung der Missionarsstellung
Wolf Haas neuer Roman „Verteidigung der Missionarsstellung“ könnte eine kluge Aufarbeitung menschlicher Erotik sein, so meint man nach kurzem Studium des Titels zu meinen. Tatsächlich findet man inhaltlich einen Roman über die Liebe, allerdings nicht wirklich über körperliche Spielarten dieser, sondern eher über einen Mann, der sich zu besonderen weltgeschichtlichen Ereignissen verliebt.
Benjamin Lee Baumgartner ist ein Mann, der sich gern in Zeiten schwerer Seuchen verliebt. 1988 grassiert BSE in England, doch er kauft sich als Vegetarier ein Fleischprodukt, weil ihm die Kioskverkäuferin so gut gefällt und er sie unbedingt kennenlernen möchte. 2006 kommt es zur Vogelgrippe und wieder verliebt sich Baumgartner, diesmal aber in China in einem Restaurant, in welchem er Hühnchen bestellt und 2009 folgt die Schweinegrippe, natürlich ist Baumgartner vor Ort. „Wolf Haas – Verteidigung der Missionarsstellung“ weiterlesen
Franz Kafka – Das Schloss
Mein Interesse an Franz Kafka geht eigentlich zurück am Roman als Gattung insgesamt. Um die Jahrtausendwende herum kaufte ich mir das Buch: „Wie interpretiert man einen Roman?“ In diesem Buch werden neben vielen theoretischen Erklärungen auch einige wegweisende Romane vorgestellt. Und ein relativ leicht zu beeindruckender Mensch wie ich, der sich seine Leseliste gern aus einem angeblichen Kulturkanon zusammenstellt, konnte feststellen, dass Franz Kafkas „Das Schloss“ in jenem Romaninterpretationsbuch als Musterbeispiel für die Literatur als Überwindung der Realität genannt wurde.
Diese Geschichte liegt allerdings weit über 10 Jahre hinter mir, was weder meiner Leselust huldigt, noch meine Bestrebungen die Kunstwerke der literarischen Welt zu verschlingen, unterstreicht. Im Winter jedoch war ich auf der Suche nach einem Roman und begab mich recht offenen Geistes in eine große Dresdner Buchhandlung. Letztendlich entschied ich mich für ein Buch von Faulkner, hatte aber auch für einige Zeit Kafkas „Schloss“ in der Hand, nur um allerdings gesagt zu bekommen, dass dieses Buch eher zu Nervosität führe, da der Hauptdarsteller eben jenes Schloss nie erreichen würde. Ich hielt seinerzeit diese Information für zu inhaltsreich, was sie aber – jetzt nach Beendigung des Werkes, kann ich es sagen – definitiv nicht ist.
Da ich nun aber Faulkner erwarb, war ich mit Leseaufgaben gut eingedeckt. Eine Diskussion mit meinem Arbeitskollegen brachte mich jedoch auf die Idee auch einmal eine neue – von mir skeptisch beobachtete – Form des Romanlesens auszuprobieren, das Lesen am Handy. Da ich sonst auch jede freie Sekunde auf ihm rumspiele, wäre dies gegebenenfalls eine nützliche Erweiterung meines Spektrums. Siehe da, „das Schloss“ war schnell gefunden und das sogar kostenlos.
Ich empfehle das Lesen eines Romans am mobilen Endgerät jedoch nicht, zumindest nicht auf dem Handy. Mir fehlte während der Lektüre zu sehr eine Seite umzublättern, das Gefühl gebundenes Papier in den Händen zu haben oder eine Zeile unterstreichen zu können. Zusätzlich muss ich vermelden, dass die von mir benutzte App zahlreiche Programmprobleme hatte (Lesezeichen ließen sich nicht richtig setzen, der Text war schlecht formatiert, die Vorlesefunktion war ein Witz) so das viel Zeit ins Land ging, ehe ich ein relativ dünnes Buch wie „Das Schloss“ beendete. Allerdings lag dies tatsächlich nur an der Darreichungsform, nicht am Inhalt. „Franz Kafka – Das Schloss“ weiterlesen