Das Boot

Ein gediegener Sofa-Samstagabend und das interessante Programm des NDR, brachten mir das große Vergnügen mal wieder „Das Boot“ zu sehen und zwar in der Director’s Cut Version aus dem Jahr 1997 (wobei der Originalfilm von 1981 ist), welche auch die Version war, die ich vor 16 Jahren erstmals sah. Besonders bemerkenswert an jenem Abend war, dass die ARD fast zeitgleich „Den Untergang“ brachte, was inhaltlich zumindest mal in denselben historischen Kontext passt und übrigens auch als Ersatztitel für „Das Boot“ gar nicht mal so unpassend wäre.

Wolfgang Petersens Kriegsdrama beginnt mit einem Trinkgelage in La Rochelle, in der Nacht vor dem Auslaufen des U-Boots U96. Die Crew feiert, denn sie wissen, bald herrscht Alltag und der Alltag ist Krieg und Krieg ist lebensgefährlich bis tödlich. Erstmals an Bord ist Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer), der als Kriegsberichterstatter über das Leben der Soldaten schreiben soll. Kommandiert wird das Boot vom „Alten“ bzw. dem „Kaleu“ (Jürgen Prochnow), einem alten Seehasen, der noch als Leitenden Ingenieur oder LI (Klaus Wennemann) einen weiteren erfahrenen Bootsmann an Bord hat, während dort sonst nur junge Männer zu finden sind. Und so begleiten wir die U96, wie sie Schiffe versenkt, mit Wasserbomben angegriffen wird oder auch mal den Meeresboden berührt.

Zu einem herausragenden Film wird „Das Boot“ aber nicht durch seine Story. Vielmehr ist es die atmosphärische Dichte des Films, die einen immer wieder fesselt. Selbst beim mittlerweile vielleicht siebten Mal kam ich nicht umhin die unglaubliche Langeweile an Bord mit zu spüren, wenn kein Feind in Sicht ist, oder bekam selbst leichte Atemnot, als der Sauerstoff unter dem Meer ausging. Ich kenne kaum einen anderen Film, der einen so in das Geschehen hineinzieht. Dabei ist „Das Boot“ ein Männerfilm. Nun sind Kriegsfilme fast immer Männerfilme, da Kriege bevorzugt von Männern verursacht und auch ausgetragen werden. Und der Film spielt dabei mit Themen, die als männlich aufgeladen gelten. Wie das Kämpfen und das Durchhalten und das Nie-Aufgeben, denn was will man auch machen, wenn man in einer Blechdose irgendwo unter Wasser schippert und der Feind Wasserbomben wirft und die Nieten des Bootes sich langsam lösen. Da gibt es dann nur „Augen zu und durch“. Eine Devise, die in so vielen Kriegen gern ausgeben wird. Und doch verherrlicht der Film nicht. Es ist kein heroischer Kampf, der hier gezeigt wird, sondern der Versuch möglichst nicht zu schnell zu sterben, der riesige Aufwand am Leben zu bleiben und nebenher dem Feind ein Schnippchen zu schlagen. Unterstützt wird dies mit dem geradezu grotesk, aber realistisch wirkenden Ende. Das dies nicht ohne großartige Schauspieler geht versteht sich von selbst, Jürgen Prochnow als nachdenklicher, aber resoluter Kaleu ist dabei ebenso zu nennen, wie die Darstellung Herbert Grönemeyers als Neuling und Beobachter im Boot. Optisch ist dieser Film noch nicht einen Tag alt und man kann ihn sich heute kaum besser aufgenommen vorstellen und Klaus Doldingers Musik ist mittlerweile schon ein Evergreen. So bleibt festzuhalten, dass wenn mal wieder 208min übrig sind, diese weitaus schlechter verwendet werden können, als mit einer erneuten Wiederholung vom „Boot“.

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