Von „Trains Dreams“ las ich das erste Mal in einem Roman. Der Autor, dem ich durch jenes Buch und weitere Werke sehr gewogen bin, gab dort an, dem Buch von Dennis Johnson sehr gewogen zu sein. Seit diesem Moment ging mir die Novelle „Train Dreams“ nicht mehr aus dem Kopf. Mir ist durchaus bewusst, dass Lobpreisungen in Romanen nicht immer ernst gemeint sein müssen, aber meine Neugier war nun eben mal geweckt. Und außerdem können bei mir zwischen geweckter Neugier und letztendlichem Lesen durchaus auch Jahre liegen.
„Train Dreams“ erzählt vom Leben Robert Graniers. Er wurde irgendwann 1886 geboren, irgendwo in Utah oder Kanada. Wer seine Eltern sind weiß er nicht mehr, nur noch das er im Alter von 4 Jahren mit dem Zug kommend, bei Verwandten aufschlug. Granier war nie ein geselliger Typ und besonders schlau kann man ihn auch nicht nennen. Sein Geld verdient er sich mit harter Arbeit, zumeist am Bau von Eisenbahnen. Er lässt sich in einem Tal im Nordwesten der USA nieder. Manchmal, bei gutem Wetter, kann er bis in die 100km entfernten kanadischen Rockys sehen. Obwohl der Ozean nicht weiter weg ist, wird Granier ihn nie erleben. Anfang seiner 30er Jahre wird Granier sein Glück finden und mit ihm auch sein größtes Unglück.
„Train Dreams“ ist eine wirklich besondere Novelle. Sie führt uns zurück in eine Zeit, wo harte Arbeit körperlich war, in eine unironische, aber schon komplexer werdende Welt, die gleichzeitig einfacher und härter war als heute. Johnson schafft es wie ein impressionistischer Maler, uns ein Gefühl vom Leben Graniers und seiner Zeit zu geben, ohne viele Worte zu verwenden. Ob er damit ein Porträt der Aufbaugeneration des amerikanischen Westen zeichnet, oder eine Geschichte über die Unterwerfung der Natur durch den Menschen, kann jeder für sich selbst entscheiden. Doch auf alle Fälle ist es ein mitfühlendes Bild, für einen manchmal zu simplen und nur wenig ehrenwerten Typen wie Robert Granier.