Das Jahr 2024 war persönlich mindestens so aufregend, wie die globalen Ereignisse, von denen man die Vermittlung der jährlichen Steigerungen der Boshaftigkeit ja schon fast erwarten muss. Aber selbstverständlich ist nicht alles schlecht, ganz im Gegenteil, es gab auch sehr viel Wahres, Schönes und Gutes im Jahr 2024.
Wie gewohnt folgt an dieser Stelle ein kurzer Rückblick auf das vergangene Jahr unter Berücksichtigung der Bücher, Filme und Serien, die ich auf dieser Seite besprochen habe.
Literatur
Das Jahr 2024 war ein sehr intensives Jahr für mich, besonders im Zusammenhang mit meiner Mutter und interessanterweise habe ich zwei Bücher zum Thema Söhne und Mütter gelesen. In Wolf Haas Buch „Eigentum“, als auch in Christian Krachts „Eurotrash“ erleben wir Ich-Erzähler, die von ihren Müttern und ihren eigenen Leben berichten, sei es in Auseinandersetzung mit familiärer Armut oder durch eine Reflektion der eigenen Familiengeschichte. Christian Kracht kam gegen Ende des Jahres nochmals auf mein Lesetischlein mit „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“, einer kalten und düsteren Dystopie über die großen Ideologien des 20. Jahrhunderts.
Ein Highlight des Jahres war sicherlich die Fortführung meines Interesses an Literatur von Alexander Osang, vom dem ich nicht nur den hervorragenden Erzählband „Lunkebergs Fest“ sondern auch den ebenso großartigen Roman „Königstorkinder“ las. Stimmungstechnisch vielleicht noch besser war aber eine Ko-Produktion mit seiner Frau Anja Reich mit dem schönen Titel „Wo warst Du?“, welche die gemeinsame Sicht auf den 11.September 2001 in New York City betrachtet und vielleicht eines der offensten, authentischsten und schönsten Portraits einer Beziehung ist, die ich kenne. Für mich war dies das beste Buch des Jahres.
Gleichfalls als ein Beziehungsroman ist auch T.C. Boyles Roman „Die Frauen“ zu lesen, einer sehr humorvollen Biografie des Architekten Frank Lloyd Wright. Erwähnung soll an dieser Stelle noch Roberto Bolaños Erzählband „Telefongespräche“ finden, über das Leben im Großen und Ganzen, das Schreiben und allerlei Beziehungen. Das gilt auch für Paul Austers letzten Text „Baumgartner“ der wie bei vielen gerade besprochenen Werken, auch die Rolle des Schreibens und der Autorenschaft beleuchtet. Zweifellos war die Reflektion der Autorenschaft und die Frage der Erzählung der wohl einflussreichste Themenkreis meines Literaturkanons 2024, wie mir jedoch erst beim Schreiben dieser Zeilen aufgefallen ist.
Serien
Wieder erwarten war das Serienjahr 2024 gespickt von Highlights! Nachdem ich mir schon fast sicher war, dass keine Serie „Irma Vep“ übertreffen kann, kam mit „The Bear“ dann nochmal eine Steigerung, mit einer Serie, die nicht nur den Sinn des Tuns im Leben reflektiert, sondern atmosphärisch eine Dichte erzielt, die man in dieser Form bisher noch nicht erlebt hat. Das ist große Kunst und an dieser Stelle muss die gerade erwähnte Serie „Irma Vep“ nochmal erwähnt werden, denn auch sie ist auf höchstem künstlerischem Niveau und beschäftigt sich mit der Frage, wie Film-Kunst entstehen kann. Ebenfalls Highlights war die sehr humorvolle argentinische Serie „Nada“ und das ebenfalls äußerst amüsante „Only Murders in the Building“. Das Ende des Jahres hatte war dem Thema Mode gewidmet, mit den beiden sehr sehenswerten Serien zu berühmten Modeschöpfern „Becoming Karl Lagerfeld“ und „Cristóbal Balenciaga“.
Filme
Mein Filmjahr 2024 war insbesondere in der ersten Hälfte reich an kinematografischen Highlights. In einer sehr engen Entscheidung küre ich „Asteroid City“ zum besten Film des Jahres, weil dieser Film einfach in so vielen Facetten brillant ist. Unbedingt als großartig zu titulieren ist aber auch „Anatomie eines Falls“ mit der fantastischen Sandra Hüller und „Maestro“ mit einer ebenso beeindruckenden Carry Mulligan. Beide Schauspielerinnen bekamen leider nicht den Oscar für ihre Leistungen, sondern Emma Stone für „Poor Things“. In der Besprechung dieses Films von Giorgios Lanthimos habe ich versucht zu erklären, warum ich das anders sehen würde. Tatsächlich finde ich auch „Alpen“, einen früheren Film von Lanthimos, besser als „Poor Things“. Beim Thema großartige schauspielerische Leistungen darf „Der beste Film aller Zeiten“ nicht fehlen, denn in einem Kammerspiel mit allerfeinster Optik brillieren Penélope Cruz, Antonio Banderas und Oscar Martínez. Erwähnung muss auch „Ich bin dein Mensch“ finden, der beste deutsche Streifen meines Kinojahres.
Zusammenfassung
Bestes Buch des Jahres: Anja Reich / Alexander Osang „Wo warst Du?
Beste Serie des Jahres: The Bear – Staffel 2
Bester Film des Jahres: Asteroid City