Jahr: 1954 | Originaltitel: „An Inspector Calls“ | Regie: Guy Hamilton | Drehbuch: J.B. Priestley nach einem Bühnenstück von Desmond Davies | Länge: 80 min | Krimi
Da durch die Filmakademie mein Interesse an älteren Filmen Bestärkung fand, habe ich in der Schwarz / Weiß Sektion von Netflix den Film „Ein Inspektor kommt“ gefunden, was nach einem vergnüglichen Krimi klingt und vielleicht ein kleiner Historienschatz ist, wenn schon Netflix den Film im Programm hat (wobei die Programmauswahl von Streamingdiensten für Normalsterbliche wohl nie ergründbar sein wird).
Wir sind im Jahr 1912 in der fiktiven englischen Stadt Bromley bei Tische der Familie Birling. Die Birlings sind von hohem Rang und gutem Vermögen, als plötzlich ein Inspektor (Alastair Sim) ins Haus platzt und Fragen zu einer jungen Frau (Jane Wenham) stellt, welche in den letzten Stunden zu Tode kam. Natürlich ist man bei den Birlings hilfsbereit, doch bald stellt sich heraus, dass jedes Familienmitglied schon einmal Kontakt zur Getöteten hatte und niemand hatte dabei ein rein tadelloses Verhalten an den Tag gelegt.
„Ein Inspektor kommt“ ist ein kurzweiliger Krimi, der sehr sozialkritisch daherkommt. Die Birlings, gerade die älteren Familienmitglieder sind wenig emphatisch und nur an der eigenen Position interessiert. Dass die jüngere Generation etwas aufgeschlossener ist, gibt dann der Handlung quasi den moralischen Fingerzeig. Das wäre alles von überschaubarer Attraktivität, würde nicht das Ende des Films durchaus überzeugend sein und gerade die moralische Grenze von juristisch korrektem Handeln und ethisch korrekten Handeln sehr deutlich unterstreichen. Kein „must-see“ der Filmgeschichte, aber durchaus lohnenswerte achtzig Minuten britisches Kino.