Fargo

Um die Jahreswende hielt ich es für Zeit, meine Internetvideothek zu wechseln. Das Angebot der „immerseh“ Einrichtung erschien mir nicht mehr reichhaltig genug, zumal die einzig wirklich interessante Serie, die noch auf meiner Wunschliste stand, „Boardwalk Empire“ aus dem Programm genommen wurde. Also flux gewechselt zu einem amerikanischen Anbieter ähnlichem Namens im Netz, der sogar eigene Serien produzieren lässt.

„Fargo“ gehört zwar nicht zu diesen Eigenproduktionen (sondern wurde für die Fox-Tochter FX produziert), wird aber deutschlandexklusiv auf netflix (damit hätten wir den Namen meiner neuen Online-Videothek auch gleich genannt) gezeigt, also nicht in einem Fernsehsender, sondern gleich im Netz. Das soll aber nichts über die Qualität aussagen, wissen wir doch, das 1. wirklich gute Fernsehserien im öffentlichen deutschen TV eher mitleidig behandelt werden und 2., das die Zukunft der Serie gar nicht mal unbedingt nur im Fernsehen liegen muss, sondern genauso gut im Internet.

Bei Fargo haben wir es mit einer Miniserie zu tun, wobei der Begriff noch recht umstritten ist und deshalb hier auch gar nicht weiter erläutert werden soll. Was Fargo betrifft, ist es eine 10-teilige Serie mit einer abgeschlossenen Handlung, die einen Kriminalfall behandelt. Eine 2. Staffel wird gerade produziert, jedoch wird diese einen anderen Kriminalfall mit vollkommen anderen Charakteren darstellen. Natürlich wird dem geneigten Kinogänger noch der Film „Fargo“ der Coen-Brüder in Erinnerung sein, der 1996 mit mehr als 60 Millionen Dollar Einspielergebnis, den bis dato erfolgreichsten Film von Joel und Ethan Coen. Beide waren auch an der Produktion der Serie beteiligt. Tatsächlich orientiert sich die Serie am Film, allerdings weniger inhaltlich, als vielmehr an der winterlichen Atmosphäre in der tiefen Provinz der USA, im Bundestaat Minnesota. Im dortigen Örtchen Bemidji hat der Auftragskiller Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) einen Wildunfall, wobei ihm sein Opfer entflieht. Das zwingt Malvo zu einem kurzen Zwischenhalt, wo er Lester Nygaard (Martin Freeman) kennenlernt, der es nicht nur als Versicherungsvertreter schwer hat. Auf der Straße, als auch in den heimischen vier Wänden, wird ihm übel mitgespielt. Nygaard und Malvo treffen sich im Krankenhaus, wo Nygaard wegen einer gebrochenen Nase behandelt wird, die er sich in einer Auseinandersetzung mit einem früheren Mitschüler und Großmaul zuzog. Aus Gefälligkeit bietet Malvo an, sich beruflich um den ehemaligen Mitschüler zu kümmern, was Nygaard mehr verwirrt, als das er darauf eine Antwort weiß. Jedoch wird schnell eine Leiche gefunden und die Ereignisse überschlagen sich, als Nygaard seine Frau mehr oder weniger im Affekt erschlägt und er Malvo um Hilfe bittet, wobei gerade der Polizeichef wegen des Mordes am ehemaligen Mitschüler vor seiner Tür auftaucht. Der seiner Nachbarschaft treu ergebene, allerdings nicht wirklich kriminalistisch begabte Bill Oswalt (Bob Odenkirk) wird neuer Polizeichef, die fähigste Mitarbeitern seiner Einheit Molly Solverson (Allison Tolman) stellt immer wieder unbequeme Fragen und bald schon geraten beide in einen Konflikt, was die zahlreichen Morde in der Kleinstaat angeht, als sich der Polizist Gus Grimly (Colin Hanks) aus der benachbarten Stadt Duluth mit einer merkwürdigen Beobachtung meldet.

Der Reiz an Fargo besteht aus mehreren Faktoren. Zum einen liegt er an der Atmosphäre; Kleinstadt, Schnee, Kälte, Provinz, Mordserie in einer sonst friedliebenden Nachbarschaft. Zum anderen an den wirklich amüsanten Charakteren, dem puren Bösen, wolfartigen Killer Lorne Malvo, dem duckmäuserischen Lester Nygaard, der erst kennenlernt, was wirklich ihn ihm steckt, der detektivisch cleveren, aber provinziell daherkommenden Molly Solversen und dem ängstlichen Gus Grimly, der lieber Postbote als Polizist wäre. Desweiteren ist „Fargo“ wirklich spannend gemacht, bietet zahlreiche Cliffhanger und schickt die Handlung immer wieder auf neue überraschende Pfade. Lediglich am Ende der letzten Episode wirkt dies teilweise etwas zurecht gedreht. Trotzdem ist „Fargo“ fast so spannend wie „Breaking Bad“ und genauso voller schwarzem Humor, wie der gleichnamige Film. Und es bleibt die spannende Frage, wie sehr die zweite Staffel daran anknüpfen kann.

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