Jahr: 2017 | Drehbuch, Schnitt und Regie: Jan Henrik Stahlberg | 104 min | Tragikkomödie
Richard „Rocky“ Ockers (Jan Henrik Stahlberg) war einst der „Stecher von Wuppertal“. Jetzt lebt er allein mit Hund in Berlin und wird bald 50, sieht aber älter aus, was er nicht bemerken will. Als Squash-Partner ist er nur noch Sparring, noch schlimmer sieht es jedoch bei der einst so erfolgreichen Kommunikation mit dem anderen Geschlechts aus. Nur noch in seiner Fantasie treibt es ihn in Ägäis, wo als Rettungsschwimmer der Schwarm der Damenwelt ist. Sein Sohn Thorben (Franz Rogowski) wiederum ist das Kind einer anderen Generation. Sein Erfolg bei Frauen ist noch desaströser, was ihn frustriert und zu einem Straftäter macht, der in der Psychiatrie landet. Aus dieser entflieht er um nach Berlin zu gehen, denn dort soll es willige Frauen geben und seinen Vater „Rocky“, den er bis dahin noch niemals im Leben sah.
Die Low-Budget Produktion „Fikkefuchs“ ist eine höchst witzige, aber auch bitterböse Satire über zwei – man kann es nicht anders sagen – Assis. Sie leben in einer vollkommen über-sexualisierten Welt, wo Pornos, vulgärer Hip Hop oder Pick-Up Kurse zur Lebenswelt gehören und um Aufmerksamkeit ringen, stehen aber vor dem Problem von ihr ausgeschlossen zu sein, ein bisschen wie ein armer Konsument vor dem Schaufenster eines Luxusladens. Selten wurde in einem Film so klar menschliche Überforderung mit dem allgemeinen Zeitgeist gezeigt (hier als immer jung sein, gesund sein, gut aussehen, schön sein, charmant sein, nicht allein sein…) ohne dass man(n) sich eingestehen will, dass man überfordert ist. Dabei ist „Fikkefuchs“ eine Komödie die sehr derb ist, ein Tanz auf der Rasierklinge des guten Geschmacks, der hier mit Füßen getreten wird. Die beiden Hauptdarsteller Jan Henrik Stahlberg und Franz Rogowski brillieren mit ihrem Spiel, dass stets sehr authentisch wirkt. So kommt ein harter, aber witziger Film heraus, der sehr ehrlich den heutigen Zeitgeist betrachtet. Großes deutsches Kino.