Gundermann

Jahr: 2018 | Regie: Andreas Dresen | Drehbuch: Laila Stieler | Länge: 127min | Bio-Pic | Location: Lausitzer Braunkohlerevier

Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) war eine Legende der DDR-Liedermacherszene, der auch nach der Wende größere Erfolge in Ostdeutschland feierte, im Westen aber unbekannt war. Andreas Dresen porträtiert Gundermanns Leben (und benennt den Film einfach gleich nach der Hauptperson) in der DDR bis in die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung und porträtiert eine sehr ungewöhnliche und ambivalente Persönlichkeit. Gundermann war überzeugter Kommunist, aber auch ein Mann, der sich gern mit Mächtigen anlegte, wenn er Missstände sah. Er flog aus der Volksarmee und wurde nicht vollwertiges Mitglied der SED, obwohl er das gern geworden wäre, seine Texte reflektierten die Schwierigkeiten des Lebens und beleuchten politische oder auch ganz private Probleme. Gundermann war aber auch Stasi-Spitzel, wenngleich er selbst ebenso bespitzelt wurde. Gundermanns Heimat war die DDR und er tat, was er für richtig hielt, diese Heimat zu verbessern.
Dresens Film legt den Scheinwerfer auf zwei Themen in Gundermanns Biographie. Da ist zum einen sein Hineingezogenwerden in die Firma (daher die Stasi) und seine persönliche Aufarbeitung nach der Wende und da ist zum anderen seine Liebesbeziehung zu Conny (Anna Unterberger), die seine Frau werden wird und die das nicht ganz einfache Los gezogen hat, mit dem ständig unter Strom stehenden Gundermann eine Familie zu organisieren. Dieser wiederum möchte trotz seines ansteigenden musikalischen Erfolgs mit seiner Band nicht auf seine Arbeit auf dem Braunkohlebagger verzichten.

„Gundermann“ ist ein sehr eindrucksvolles Portrait eines scheinbar sehr eindrucksvollen Menschen, der so viele Facetten hatte, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit aber alle irgendwie in ein Gesamtbild passten (Gundermanns früher Tod wird im Film nicht behandelt). Alexander Scheer gelingt diese Darstellung wirklich meisterhaft. Zusätzlich muss bemerkt werden, dass er die für den Film verwendeten Lieder von Gundermann selbst einsang, was nicht nur stilecht gelingt, sondern auch Lust auf mehr von Gundermanns Werk macht. Auch die anderen Rollen sind bestens besetzt und so finden sich Stars wie Axel Prahl (als IM Führungsoffizier), Bjarne Mädel (als Parteisekretär), Thorsten Merten (als bespitzelter Puppenspieler), Peter Sodann (als Parteiveteran) oder Milan Peschel (als Kollege) in kleinen, aber fast immer authentisch wirkenden Rollen wieder. Dazu setzt Dresen die Tagebaulandschaft in der Lausitz in ein recht ästhetisches Licht, was vielleicht nicht ihrem Image – besonders nach der Wende – entspricht, aber eine schöne Hommage an diese sehr spannende Gegend ist. Wenn es an „Gundermann“ etwas zu kritisieren gibt, dann vielleicht, dass er die wirklichen Taten, die Gerhard Gundermann als IM-Spitzel unternahm, also die Situationen, in denen er Informationen an die Stasi weitergab, ausspart. Das führt dann dazu das der Film-Gundermann sich später für eine Mitgliedschaft bei der Stasi schämen muss, aber nicht für die eigentlichen Taten, die er als Mitglied der Firma begangen hat. Sieht man von diesem kleinen Manko ab, ist „Gundermann“ ein herausragender Film nicht nur über einen ausgesprochenen interessanten Menschen, sondern auch ein authentischer Film über die jüngere deutsche Geschichte.

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