Jahr: 2017 | Graig Gillespie | Länge: 120min | Location: hauptsächlich Portland / Oregon
Die olympischen Winterspiele 1994 im norwegischen Lillehammer sind allgemein in guter Erinnerung geblieben, aber so richtig genau entsinnt man sich dann doch nicht mehr, wer was wann wie gewonnen hat. Die Mockumentary „I, Tonya“ bringt uns einem der (kleinen) Skandale jener Spiele wieder in Erinnerung.
Tonya Harding (Margit Robbie) wächst unter ziemlich unschönen Umständen in Portland, Oregon auf. Ihre Mutter (Allison Jeanny) ist eine gefühlskalte und ewig kritisierende Nörglerin und ihr erster Freund Jeff (Sebastian Stan) wird fast so schnell zu ihrem ersten Mann, wie Ausbrüche von Gewalt in der Beziehung Einzug halten. Tonya bleibt das Eiskunstlaufen, in welchen sie ihre überragende Athletik einsetzen kann und als erste Frau einen dreifachen Axel springt (der Film berichtet, dass es sich dabei um einen äußerst schwierigen Sprung handelt). Doch Tonya fehlt der künstlerische Ausdruck und die gleichfalls nette familiäre Ausstrahlung neben der Eisfläche, die man von einem amerikanischen Star erwartet. Und so wird sie zur Eiskönigin und das ganz im negativen (kalten) Sinn. Dem geht ein Ereignis voraus, eine Eisenknüppelattacke, die auf ihre größe Konkurrentin Nancy Kerrigan verübt wird und bei der Tonyas Ehemann eine entscheidende Rolle spielt und schließlich irgendwie auch sie selbst.
„I, Tonya“ beleuchtet die familiären Verhältnisse und den Werdegang der Eiskunstläuferin Tonya Harding, deren Leben tatsächlich wie geschaffen für einen Film ist. Dabei überragt Margot Robbies großartige Darstellung und trägt den gesamten Film. Doch damit sind die positiven Seiten schon genannt, denn das Hauptmanko an „I, Tonya“ ist die fehlende Balance der Erzählung fehlt. Es wird nie so recht klar, worum es diesem Film wirklich geht (die Person Tonya Harding? die Eiskunstläuferin? der Angriff auf ihre große Konkurrentin Nancy Kerrigan?), was ihm letztendlich furchtbar lang erscheinen lässt. Auch als großer Allison Jeanny Fan habe ich mich sehr auf ihre oscarprämierte Darstellung der Mutter Tonyas gefreut, war aber reichlich beim Schauen des Filmes enttäuscht, eine irgendwie nur hässlichere und fiesere Art der Darstellung ihrer Figur aus „Mom“ zu sehen. So bleibt ein sehr gespaltenes Fazit von „I, Tonya“, eine großartige Margot Robbie in einem sehr durchwachsenen Film, der Höhen hat, der aber teilweise furchtbar lang ist.