Jahr: 2021 | Drehbuch & Regie: Maria Schrader (Buch mit Jan Schomburg) | Spielfilm | 108min | Location: Berlin
Unsere Tage im Hier und Jetzt sind von vielen Dingen beleuchtet. Wir spüren Krisen der Welt in schneller Folge aufziehen (Seuchen, Kriege, es hat schon fast etwas klischeehaft Mittelalterliches) und neue Entwicklungen scheinen Gutes, aber auch Bedrohliches vorherzusagen. So auch das Aufziehen von Künstlicher Intelligenz, die unser Leben verändern wird. In welche Richtung ist nur zu vermuten, aber recht sicher scheint es, dass – wie immer in der Menschheitsgeschichte – Positives und Negatives gleichzeitig erscheinen wird. Maria Schraders 2021 erschienener Film, scheint den erst ein Jahr später inflationierten KI-Hype etwas vorwegzunehmen und ist damit im Jahr 2024 ein sehr aktueller Film.
Alma (Maren Eggert) ist Professorin für antike Linguistik in Berlin und hat sich zur Teilnahme an einer Studie bereit erklärt. Ihr wird der humanoide Roboter Tom (Dan Stevens) zur Verfügung gestellt. Tom ist nach Almas Wünschen für einen perfekten Partner erschaffen, gutaussehend, intelligent, charmant, zuvorkommend. Allerdings fremdelt Alma mit ihm, denn sie kann den Gedanken nicht verdrängen, dass Tom nichts Eigenes ist, sondern nur Erfüllungsgehilfe ihrer eigenen Sehnsucht nach Zweisamkeit. Doch Toms Algorithmus lernt schnell und schon bald erweist er sich als äußerst praktisch, nicht nur bei der Auswertung der Forschungsliteratur zu Almas Spezialthema (der Frage nach auftretender Poesie in sumerischer Keilschrift), sondern auch als Kompagnon bei sozialen Treffen.
Maria Schraders Film ist von der Idee her, ein künstlerisch brillanter Versuch, unsere Zeit zu durchleuchten. Er geht zwei Themen nach, zum einen einer scheinbar als steigend empfundenen Einsamkeit des modernen Menschen, in einer immer individueller werdenden Gesellschaft und zum anderen der Lösung dieses sozialen Problems mit der Abhilfe von Maschinen, also einer Entfremdung von der menschlichen Natur hinzu einer Etablierung einer neuen (teil-) künstlichen Sozialität. Wie „Ich bin dein Mensch“ dieses Thema angeht ist wundervoll (allein Almas Forschungsarbeit, dessen Thema quasi den historischen Ausgangspunkt zur zeitgenössischen Diagnose herstellt). Allerdings fehlt dem Film dann etwas zu einem Meisterwerk, denn dafür sind zu viele Probleme zu bemerken. Zum einen ist da eine insbesondere am Anfang zu künstlich gehaltene Stimmung. Die Begegnungen von Menschen wirken etwas befremdlich (dabei ist ja gerade der Witz an KI, eben nicht mehr befremdlich, sondern vertrauter als das Reale zu wirken). Das ändert sich bei der Rolle von Alma nur sehr langsam und Maren Eggert wirkt bei einigen Szenen etwas steif. Ihre Rolle ist allerdings herausfordernder als die von Dan Stevens, der schon damit überzeugen kann, die Grenzlinie zwischen Mensch und Maschine zu interpretieren (und dies sehr beeindruckend tut). Alma steht vor dem Problem der Authentizität, denn sie kann den Gedanken nicht verdrängen, dass sie eben nicht die freiwillige Liebe eines anderen Menschen erfährt, sondern die Projektion ihrer Wünsche an einen Partner. Für Maren Eggert besteht dabei das Problem, sowohl diese Zurückhaltung spielen zu müssen als auch die Faszination für ein „Ding“, das den perfekten Partner einwandfrei simulieren kann. Das ihre Rolle dann doch nicht richtig funktioniert, liegt eher an Szenen, die ihr Leben ohne Partner zeigen, wie die ziemlich klischeebeladene Situation, in welcher ihre jahrelange Forschungsarbeit den Bach runter geht. Es sind diese Kleinigkeiten, die etwas ärgern, an einem sehr aktuellen und tiefgehenden Film, der wohl in den nächsten Jahren an Aktualität eher zunehmen wird.