Alles hat seine Zeit. Wehmütig blicken wir zurück auf etwas, das Vergangen ist und sich nicht wieder einfangen lässt, eine Melancholie erfasst uns, wenn wir daran denken, aber auch eine Freude, das wir etwas Wundervolles erlebt haben, dass uns etwas gegeben hat, dass uns zudem gemacht hat, der wir heute sind.
Manchmal ist nicht wirklich klar, wann etwas seine Zeit hat oder eben gehabt hat. Ist die USA noch die unumstrittene Weltmacht? Ist Hollywood der Magnet des Filmbusiness? Veränderungen prägen den Lauf der Dinge und in einer zunehmend dynamischen Welt scheinen Meinungen die eine diffuse Rückkehr in eine vergangene Zeit predigen mehr und mehr Gehör zu finden. Die Welt steht einfach nicht still und wenn doch, sollte man dies tunlichst genießen.
So, wie wenn man im Stau steht, im Gewirr der Autobahnen von Los Angeles. Was kann man da besseres tun als aufzustehen und die Sonne genießen, die scheinbar immer, ob Sommer oder Winter, über der Stadt scheint, so schlägt es uns die erste Szene von „La La Land“ vor.
Auch Mia (Emma Stone) steht im Stau und nutzt die Zeit für ein Vorsprechen für eine Fimrolle zu üben, ihr Traum ist es, wie der von so vielen anderen, Schauspielerin zu werden. Hinter ihr steht Sebastian (Ryan Gossling), der genervt ist, dass Mia nicht losfährt und seine Hupe ausgiebig bedient, um dies akustisch anzudeuten. Ein unschönes, aber kurzes, erstes Zusammentreffen der Beiden. Doch natürlich sieht man sich immer zweimal im Leben (in Hollywood Filmen eigentlich noch mehr als das). Beeindruckt von der Musik, die aus einem Klub kommt, betritt Mia diesen, um dort den Pianisten (natürlich Sebastian) zu erleben, welcher für eben jene Musik verantwortlich ist und dafür vom Club-Besitzer (J.K. Simmons) gefeuert wird. Die beiden sehen sich und Mia möchte gerade zu einem Lob für Sebastians Musik ansetzen, als dieser sie anrempelt und frustriert wegen der gerade eingetreten, unbefriedigenden, beruflichen Situation abgeht. Natürlich war dies nicht das letzte Wiedersehen, denn nur wenig später trifft man sich auf einer Party und der Film würde keinen Sinn machen, wenn beide sich nicht näher kämen.
Die Story von „La La Land“ weiter fortzuführen wäre nicht sinnvoll, denn auf den ersten Blick haben wir es hier lediglich mit einer romantischen Liebesgeschichte in Musical-Form zu tun. Doch damit ist der Film von Damien Chazelle keinesfalls ausreichend beschrieben. Hinter der romantischen Komödie versteckt sich ein Film mit vielerlei Facetten. Dessen Wichtigste ist eine Hommage an die Stadt Los Angeles, deren Spitzname – für alle die es, so wie ich, nicht wussten: „La La Land“. In der Form des Musicals gelingt es dem Film an die alten, glorreiche Zeit der Hollywood Studios zu erinnern, die nicht nur Drehbuchautor und Regisseur Damien Chazelle so viel gaben, sondern ganzen Generationen von Kinobesuchern. Gleichzeitig ist die Produktion auch eine Hommage an den Jazz, dem Sebastians Leben gewidmet ist und dessen Traum es ist, einen eigenen Jazzclub zu eröffnen. Doch „La La Land“ bleibt dabei nicht stehen. Er erzählt eine klassische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund den American Dream zu erreichen und damit beides in gewisser Weise zu hinterfragen. Was ist wichtiger? Der Erfüllung eines Lebenstraumes, etwas „das man schon immer werden wollte“ zu erreichen? Oder die Liebe (des Lebens) einzufangen? An all diesen Punkten setzt das Musical an, dass ganz nebenbei auch in seinem Genre überzeugt (und Musicals haben es bei mir immer schwer!). Eine britische Zeitung schrieb, man geht bei diesem Film mit einer Träne in den Augen und einer Musik im Kopf aus dem Kino. Nur auszudrücken, dass man eine gute Zeit hatte, ist aber viel zu wenig, denn tatsächlich beschert uns „La La Land“ nicht nur eine gute Zeit im Kino, sondern zeigt uns, das eine gute Zeit, ebenso eine wundervolle Geschichte aus der Vergangenheit sein kein, wie auch die Verwirklichung der Gegenwart. La La Land ist ein fast perfekter Film, der dem Zuseher zeigt, das Leben imperfekt bleiben muss, aber trotzdem voller guter Zeiten sein kann.