Jahr: 2018 | Regie und Drehbuch: Nicole Holofcener | Tragikkomödie | Länge: 98 min | Location: Connecticut
Anders Hill (Ben Mendelsohn) ist in seinen 50er Jahren angekommen. Bisher pendelte er täglich mit dem Vorortzug nach New York,verdiente gut, bewohnte mit seiner Frau Helene (Edie Falco) ein wunderbares Haus und zog darin den gemeinsamen Sohn Preston (Thomas Mann) groß. Damit ist sein Leben ungefähr ganz genauso verlaufen, wie bei all seinen Nachbarn. Doch Anders hat den Gewohnheiten Lebewohl gesagt, was an dieser Stelle bedeutet,dass er seine Frau verlassen, sich eine eigene Wohnung genommen und sich von seiner Firma pensionieren hat lassen. Noch einmal will er neu beginnen und durchstarten. Doch so richtig will das nicht funktionieren. Die weiblichen Bekanntschaften,die er macht sind in vielerlei Hinsicht unbefriedigend und in der Nachbarschaft ist er so etwas wie zur Persona non grata degradiert worden. Da hilft ihm nur bedingt, dass der Nachbarssohn Charlie (Charlie Tahan) ihn ziemlich cool findet, aber wohl auch nur, weil er sich mit ihm Drogen teilt. Ein Hoffnungsschimmer ist da eher Barbara (Connie Britton), die sich in ähnlichenLebensumständen befindet wie Charlie.
„Land der Gewohnheiten“ ist ein ruhiger, aber abwechslungsreicher und eingängiger Film. Ein Portrait über das Leben in der Vorstadt, wo es noch ruhige und sichere Nachbarschaften gibt und wo die Gefahr des Lebens ganz woanders lauert. Die Hamburger Band Blumfeld sangen einmal die wundervolle Zeile „Ist das alles was das Leben fragt? Kommst du mit in den Alltag?“ und man kann diesen Film als so etwas wie die Verfilmung dieser Fragen sehen. Irgendwann, wenn alles abbezahlt ist (oder das meiste, so das es eigentlich keine Sorgen mehr macht),wenn die Kinder so alt sind, dass sie sich ein eigenes Heim bauen können und wenn die Erkenntnis, dass das eigene Leben in Gewohnheiten abdriftet, nicht mehr Erkenntnis ist, sondern nur noch Langeweile bedeutet, dann kommt die Sinnfrage des Lebens vorbei und klingelt an der Haustür. Nicole Holofcener zeigt uns die Ankunft dieser Frage auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Und auch wenn es anfangs so wirkt, als könnte man wählen im Leben, zwischen Ausbruch aus den Gewohnheiten oder dem tagtäglichen Beibehalten des Liebgewonnen, ist die Konsequenz des Filmes uns doch zu verdeutlichen, die Herbert Grönemeyer einmalso wunderbar für jedes menschliche Leben mit „Alles bleibt anders“ besang.