Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen, dass es einige Regisseure gibt, bei denen meine Aufmerksamkeit eine größere Erregung erfährt, als bei anderen Akteuren dieser Berufsgruppe. Zu eben jenen Namen, bei denen schon die Ankündigung genügt, dass sie einen neuen Film in die Kinos bringen, gehört Steven Soderbergh, was mich selbst etwas wundert, denn außer „Solaris“ fand ich eigentlich keinen seiner Filme wirklich Weltklasse. Aber bei Soderbergh kann man auch nicht viel falsch machen und so überlege ich bei ihm nicht lange.
Sein neuster Film thematisiert das Leben des Pianisten bzw. der Showlegende Liberace (sprechen Sie den Namen bloß nicht so aus, wie sie es sich denken, er wird mit einem langen a und einem tsche am Ende betont). Dieser lebt in Las Vegas und genießt immer noch die Gunst seines Publikums. Obwohl schon in die Jahre gekommen (fantastisch gespielt von Michael Douglas), übt seine extravagante Art immer noch einen großen Reiz auf Publikum und seine mehrheitlich homosexuelle Entourage aus. Zu dieser stößt auch Scott Thorson (Matt Damon), der sehr bald zu seinem persönlichen Assistenten und Lover aufsteigt.
Soderbergh stellt das Leben von Liberace der späten 1970er und frühen 1980er Jahre dar, bis zu seinem AIDS bedingten Tod 1987. Liberace hat während seines gesamten Lebens nie öffentlich gemacht das er schwul ist, ganz im Gegenteil verklagte er gern Medien, wenn sie eben jenes behaupteten und bekam Recht. Ebenso wurde um seine Krankheit und seinen Tod ein großes Geheimnis gemacht, da er und sein Management fürchteten, gewaltig an öffentlichem Ansehen zu verlieren (man muss sich vor Augen führen, welcher gesellschaftliche Diskurs in den 1980er Jahren über AIDS geführt wurde, um diese Vorsicht richtig einzuordnen). Wer nun aber meint Soderbergh würde sich in seinem Film, der sich maßgeblich auf die Erinnerungen von Scott Thorson beruft, ein Drama um das Verstecken der eigenen Sexualität und das geheime Leben eines Superstars machen, der sieht sich getäuscht. „Liberace“ (im englischen Originaltitel übrigens „Behind the Candelabra“, was auch dem Titel des 1988 von Scott Thorson veröffentlichten Buches entspricht) ist vielmehr eine Liebesgeschichte zwischen einem etwas naiven Jüngling und einem älteren Showstar, der zwar sehr gutmütig ist, dafür aber ein überwältigendes Ego hat und der in seiner Welt lebt und diese auch so gestaltet, wie er sie gern hätte. Ein Film, der nicht durch seine verwegene Story überzeugt (die ist von Anfang an klar und überraschungslos), sondern durch seine hervorragenden Hauptdarsteller, bei denen eigentlich beide Oscarverdächtig auftreten. Deshalb lohnt sich „Liberace“ und weil man etwas über amerikanische Showgrößen lernt, die hierzulande fast gänzlich unbekannt sind.