Jahr: 2023 | Regie: Bradley Cooper | Drehbuch: Bradley Cooper und Josh Singer | Bio-Pic | 129min
Schon kurz bevor die diesjährigen Oscar-Nominierungen veröffentlicht wurden, habe ich „Maestro“ gesehen, der immerhin sieben Mal für den weltweit bekanntesten Filmpreis, unter anderem auch in der Kategorie „Bester Film“, vorgeschlagen wurde. Dem kann ich (bedingt) zustimmen.
Leonard Bernstein (Bradley Cooper) ist der aufstrebende Star der internationalen klassischen Musikszene und darf bereits im Alter von 25 Jahren ein Konzert des New York Philharmonic Orchestra leiten, dessen Chefdirigent er 15 Jahre später werden wird. Kurz nach dem 2.Weltkrieg lernt er die Schauspielerin Felicia Montealegre (Carey Mulligan) kennen, die nach einigen Jahren heiraten wird und aus deren Ehe drei Kinder entspringen. Doch Bernstein fühlt sich in dieser stereotypischen Familienwelt der 1950er Jahre nicht erfüllt, bricht immer wieder aus und hat Affären mit anderen Männern. Trotz einer gewissen Toleranz von Felicia wird ihr dies zu viel, besonders als die Kinder alt genug sind und auf ihren eigenen Beinen stehen können.
„Maestro“ ist eine filmische Biografie eines der größten Musiker des 20.Jahrhunderts, fokussiert die Erzählung jedoch auf die Liebesgeschichte zwischen Lenny und Felicia. Wir lernen das musikalische Genie Bernstein und seine Musik kennen (ob die vielen Szenen mit Orchester gut bzw. inszeniert sind, ist mir als Laien von klassischer Musik vollkommen unklar, aber sie wirken sehr kraftvoll und beeindruckend) und werden von Lebensabschnitt zu Lebensabschnitt getragen, wobei gerade in der ersten Hälfte des Filmes, die Handlung ein wenig beliebig wirkt, oder anders formuliert, man kann schlecht sagen, wohin der Film möchte und fühlt sich etwas zurückgelassen, ja fast gelangweilt. Aber das holt „Maestro“ im zweiten Teil wieder heraus und dies mit einige hervorragend umgesetzten filmischen Mitteln. Zum einen ist da die Kamera und das Bühnenbild, das teilweise eine überragende ästhetische Größe hat (nur ein Beispiel, die Szene des Ehekrachs in der New Yorker Wohnung, bei welcher im Hintergrund die Thanksgiving Parade stattfindet, als Zuschauer betrachtet man ein perfekt inszeniertes Bühnenbild, ein Stillleben, das doch nicht still ist und das einen beeindruckenden Rahmen für die Auseinandersetzung zwischen Felicia und Lenny bietet). Hier den Oscar für die beste Kameraarbeit an Matthew Libatique zu vergeben wäre nur folgerichtig. Ein weiterer herausragender Punkt sind die schauspielerischen Leistungen und da ist Carry Mulligan unbedingt hervorzuheben, deren Darstellung zu Recht mit einer Oskar-Nominierung belohnt wurde. Auch Cooper bekam eine Nominierung, aber hier kann ich mich manchmal nicht des Gefühls entledigen, dass es in einigen (wenigen) Szenen sein Spiel etwas zu stark aufgesetzt wirkt (so wie die Maske probiert hat ihn mehr „Bernsteinig“ aussehen zu lassen, Bernstein in der Realität aber irgendwie besser aussah, was dann doch überraschend ist, wenn Bradley Cooper eine Figur verkörpert). Als Fazit bleibt zu sagen, dass „Maestro“ beeindruckendes Kino ist, allerdings mit einer etwas langsam anlaufenden ersten Hälfte.