Max Raabe – Es wird wieder gut

aus der Reihe: Musik liegt in der Luft

Der Sinn, oder besser der Ablauf eines Lebens ist im Regelfall ein ständiges emotionales Auf und Ab. Wäre es das nicht, wäre das Leben wohl eine recht langweilige Abfolge von mehr oder minder dahintreibenden Ereignissen. Heutzutage tendiert uns die Instagram-Welt, von einigen kritischen Analysen, auch das „Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ genannt,[1] zu suggerieren, dass wir im Zuge bestmöglicher Selbsteffektivierung (körperlich, geistig, intellektuell, sozial, sexuell, emotional, …) ein verdammt duftes Leben führen. Wie Sie wissen, geneigter Leser, ist dem nicht immer so (und vielleicht noch nicht mal immer öfters).

Es gibt Momente, Stunden, Tage oder längere zeitliche Einheiten, in denen sich graue Wolken manifestieren und die Gründe dazu sind mannigfaltig, so wie das Leben Facetten hat. Aber es gibt etwas, das einen diese grauen Wolken überwindbar erscheinen lassen und das passiert, wenn man gesagt bekommt: „Es wird wieder gut“. Dabei ist es eigentlich egal, ob man als Kind gerade vom Fahrrad gefallen ist, man schwer krank geworden ist oder ein geliebter Mensch verloren gegangen ist. Solang es jemanden gibt, der einen sagt, dass es wieder gut wird (auch wenn das eine schamlose Lüge sein kann!), gibt es noch Hoffnung und Trost und das ist etwas, was Max Raabe uns in seinem außerordentlichen Lied „Es wird wieder gut“ vom aktuellen Album „Wer hat hier schlechte Laune“ vorsingt. Selten habe ich ein Lied gehört, was mich nicht nur beim ersten Hören schon gefangen genommen hat, sondern wo Musik und Text so brillant zusammenpassen.

Beginnen wir beim Text:

Es wird wieder gut
Auch wenn’s nicht so aussieht
Die letzte Zeit war sehr
Schwer

Es wird wieder gut
Der Schmerz wird vergehen
Und du wirst sehen
Es wird wieder gut
Es wird wieder gut

Es ging alles schief
Ganz massiv
Es war, wenn man mal ehrlich ist
Ein Tief

Es geht mal runter und mal rauf
Nimm’s in Kauf
Im Leben wie beim Dauerlauf
Gib nicht auf

Es wird wieder gut
Auch wenn’s nicht so aussieht
Die letzte Zeit war sehr
Schwer

Es wird wieder gut
Der Schmerz wird vergehen
Und du wirst sehen
Es wird wieder gut

Es wird wieder gut

Dieser Text betont, die Hoffnung, die es immer auch bei allem Mühsal, aller Traurigkeit gibt, doch was Raabes Song so brillant macht, ist die musikalische Verzauberung, die er in uns anrichtet. Bis 2:09 ist der Song ein ruhiges, melancholisches Stück, ein Trübsal, eine (wenn auch kleine) Aussicht auf Hoffnung. Der Text ist fast vollständig gesungen, doch dann – erst ganz leise, dann immer heftiger – setzen Bläser ein und mit ihnen startet ein Feuerwerk und nur rund 40 Sekunden später, scheinen wir automatisch tanzen zu wollen. Das Böse aus uns rauszuschütteln und dem Guten zuzusteuern. Mit einem Rhythmus, dem man als gewöhnlicher Mitteleuropäer dem Süden zuschreibt, verdeutlicht uns der Song, was die Idee von Leben, von Glück und Freude bedeutet und wenn Max Raabe nach 3:34 noch einmal – fast hauchend uns klar macht „es wird wieder gut“, dann können wir nicht anders, als darauf unser Leben lang zu vertrauen.

[1] Shoshana Zuboff „Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“. Leider ein weiterer trauriger Fall meines Tsondukus, bis irgendwann einmal hier ein Text dazu erscheint!

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