Leider zu selten, kann ich von einer hervorragenden deutschen Serie berichten. „Mord mit Aussicht“ ist so ein Ausnahmefall. Das ich erst durch meine Internetvideothek mit der Serie vertraut wurde ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die Ausstrahlung der Serie in der ARD gern mit meinen Fußballzeiten kollidierte, denn gehört von der ziemlich hohen Qualität hatte ich schon vorher. Wenn ich mich recht erinnere, verließen sogar mal meine Tante und mein Onkel eine Familienveranstaltung sehr pünktlich, um rechtzeitig für eine Ausstrahlung der Sendung zu Hause zu sein (aber ganz sicher darüber bin ich nicht).
Da die Serie sehr hohe Einschaltquoten genoss und allgemein sehr gefeiert wurde, werden die meisten schon wissen worum es bei „Mord mit Aussicht“ geht. Deshalb hier nur kurz. Im Mittelpunkt steht die Großstädterin Sophie Haas (Caroline Peters), die in die Eifel versetzt wird. Das dies die tiefste Provinz ist, die man sich vorstellen kann, suggeriert dann auch der Name des Dörfchen in welchem Frau Haas ihren Dienst antreten muss, nämlich Hengasch, ganz in der Nähe der Kreisstadt Liebernich. Und wäre die Eifel nur so schön, wie sie nun mal ist, wäre alles auch halb so schlimm, aber hier Leben auch Menschen, die für einen Großstädter wie Sophie Haas recht ungewöhnlich sind. So wie ihre Kollegen auf der neuen Dienststelle. Da ist Polizeiobermeister Schäffer (Bjarne Mädel), der zwar ein gutes Herz hat, aber eine Mischung aus Provinzwachtmeister und mäßig begabten Kriminalisten ist und dadurch keine große Hilfe darstellt, wenn es um das Lösen von Fällen im Ort geht. Und spätestens hier wird es wirklich bitter, denn in Hengasch passiert einfach mal nichts. Der letzte Mord ist Jahre zurück, so dass sich auch die junge Polizeimeisterin Bärbel Schmied (Meike Droste) kaum daran erinnern kann. Doch mit Sophie Haas wird einiges anders. Zum einen schon mal dadurch, dass neu auftauchende Todesfälle genauer untersucht werden, auch wenn der ansässige Arzt Dr.Bechermann (Patrick Heyn) bei jedem neuen Toten nur zu gern auf Herzinfarkt tippt. Und siehe da, hinter dem ein oder anderen vermuteten natürlichen Tod, steckt doch ein Mord. Das passt nun gar nicht Hans Zielonka (Michael Hanemann), dem ehemaligen Polizeichef des Ortes, wird man doch den Verdacht nicht los, seine Aufklärungsarbeit der letzten Jahrzehnte war nicht frei von kapitalen Schnitzern. Zum anderen findet Sophie Haas sich in einem sehr dörflichen Gepräge wieder, deren Informationszentrale Schäffers Frau Heike (Petra Kleinert), gern auch „Muschi“ genannt, ist, welche quasi als Bild-Zeitungsersatz die Rolle der Gerüchtestreuerin einnimmt.
So ist es auch nicht gerade leicht für Sophie Haas, ein unbeschwertes Singleleben zu führen, da man nicht nur unter ständiger Beobachtung steht, sondern die Regeln des dörflichen Zusammenlebens einfach mal antiquiert für eine moderne Großstädterin anmuten und die der eigene Vater (Hans Peter Hallwachs) auch noch gut heißt und auch aufs Land zieht, was Situationen für Frau Haas nur unnötig kompliziert. Doch siehe da, immer wieder gibt es auch angenehme Momente für die Kriminalistin, so findet sich der ein oder anderen Verehrer im Ort, oder und das freut die sie fast mehr, ab und zu mal einen unnatürlichen Todesfall.
„Mord mit Aussicht“ ist wirklich großartige Comedy, die in dieser Form den witzigsten deutschen Humor der letzten Jahre darstellt und nebenher noch sehr intelligent gemacht ist (alle Jonathan Franzen Fans wissen, warum der Ornitologe in Folge „Und ewig singt das Blaukehlchen“ auch Franzen heißt) und sie hält für den Alltag wunderbare Floskeln bereit, die sich ganz hervorragend in die alltägliche Diskussion einbauen lassen, so etwa wie „man, man, man“ um seine Unzufriedenheit über einen Sachverhalt auszudrücken. Wer es bisher verpasst hat die Serie zu sehen, dem empfehle ich das nachzuholen hiermit ausdrücklich.