Da ich keinerlei Bedürfnis verspürte, das unsägliche Spektakel des TV-Duells um die Herrschaft im Lande mit erleben zu müssen, habe ich keine Kosten und Mühen gescheut und mich in einen dunklen Raum begeben, der von der Außenwelt abgeschottet ist und der ein Alternativprogramm für rund zwei Stunden anbot. Dort (für die unter Ihnen, geschätzte Leser, die immer noch rätseln; ich war im Kino) wurde „Mr. Morgan’s Last Love“ gezeigt. Dieser Spielfilm von Sandra Nettelbeck zeigt das Leben des Witwers Matthew Morgan (Michael Caine). Mit dem Tod seiner Frau wird sein Leben vom Sinn verlassen. Allein lebt er in Paris ohne französisch zu sprechen und ohne seine beiden Kinder Karen (Gillian Anderson) und Miles (Justin Kirk), die beide mit ihren Familien in den USA wohnen. Im Grunde wartet er auf sein Ende, als er Pauline (Clémence Poésy) im Bus kennenlernt. Die junge Französin erweckt nicht nur seine Aufmerksamkeit, sondern er fühlt sich zu ihr auf eine rätselhafte Weise hingezogen und auch sie genießt die Zeit mit Matthew.
„Mr. Morgan’s Last Love“ ist ein einfühlsamer Film über Liebe und Familie. Manchmal ganz wunderbar witzig, teilweise etwas kitschig und leider etwas arm an Überraschungen, doch meistens getragen von einer sehr angenehmen und passenden Atmosphäre (passenderweise spielt der Hauptteil des Films im Herbst). Dank wunderbarer Schauspieler wie Michael Caine, dem man den alten Witwer allerdings mehr abnimmt als den pensionierten Philosophieprofessor oder Clémence Poésy, die eine immer lebensfrohe aber irgendwie rätselhaft bleibende Pauline spielt, ist „Mr. Morgan’s Last Love“ eine ruhige und hintergründige Reflexion über Liebe, Freundschaft (und den Übergang von ihr zur Liebe) und Familie.