William Gaddis – Letzte Instanz

Auf die Idee, mal ein Buch von William Gaddis zu lesen, kam ich, als ich seinen Namen mehrmals im Umfeld der von mir so geschätzten amerikanischen Autoren Don DeLillo und David Foster Wallace wahrnahm. William Gaddis Erfolg als Autor setzte erst spät ein. Sein erster Roman „Die Fälschung der Welt“ wurde von der Kritik verrissen und hatte nur einen kleinen, dafür aber überzeugten Leserkreis gefunden. Mit seinem zweiten Roman „JR“ aus dem Jahr 1975 (rund 20 Jahre nach „Die Fälschung der Welt“) gelang ihm jedoch der Durchbruch. Darin wird ein 11-jähriger Junge ein Finanzmagnat. Freunde der Serie Dallas wissen vielleicht, dass Larry Hagmans Rolle „JR“ sich auf dieses Buch bezieht. Warum ich am Ende seinen vierten und letzten Roman „Letzte Instanz“ mir als Einstieg in sein Werk vornahm (erschienen im Jahr 1994), ist mir jedoch nicht mehr erinnerlich. „William Gaddis – Letzte Instanz“ weiterlesen

Mr. Morgan’s Last Love

Da ich keinerlei Bedürfnis verspürte, das unsägliche Spektakel des TV-Duells um die Herrschaft im Lande mit erleben zu müssen, habe ich keine Kosten und Mühen gescheut und mich in einen dunklen Raum begeben, der von der Außenwelt abgeschottet ist und der ein Alternativprogramm für rund zwei Stunden anbot. Dort (für die unter Ihnen, geschätzte Leser, die immer noch rätseln; ich war im Kino) wurde „Mr. Morgan’s Last Love“ gezeigt. Dieser Spielfilm von Sandra Nettelbeck zeigt das Leben des Witwers Matthew Morgan (Michael Caine). Mit dem Tod seiner Frau wird sein Leben vom Sinn verlassen. Allein lebt er in Paris ohne französisch zu sprechen und ohne seine beiden Kinder Karen (Gillian Anderson) und Miles (Justin Kirk), die beide mit ihren Familien in den USA wohnen. Im Grunde wartet er auf sein Ende, als er Pauline (Clémence Poésy) im Bus kennenlernt. Die junge Französin erweckt nicht nur seine Aufmerksamkeit, sondern er fühlt sich zu ihr auf eine rätselhafte Weise hingezogen und auch sie genießt die Zeit mit Matthew. „Mr. Morgan’s Last Love“ weiterlesen

Zimmer mit Aussicht

„Zimmer mit Aussicht“ ist eine britische Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von E.M. Forster. Der Film feierte 1986 Premiere und gewann zahlreiche Preise, so beispielsweise drei Oscars (unter anderem für das beste adaptierte Drehbuch). Die Regie führte James Ivory.
Die Handlung beginnt in Florenz im Jahr 1908. Die junge Engländerin Lucy Honeychurch (Helena Bonham Carter) bereist Italien gemeinsam mit ihrer Anstandsdame Charlotte Bartlett (Maggie Smith). In der Unterkunft wurde ihnen ein Zimmer mit Aussicht versprochen, jedoch bekamen sie keines. Beim gemeinsamen Abendbrot mit anderen britischen Touristen, bietet Mr. Emerson (Denholm Elliott), der gemeinsam mit seinem Sohn George (Julian Sands) die Toskana besucht, seine Zimmer zum Tausch an, da diese über eine Aussicht auf die Silhouette der Stadt verfügen. George und Lucy interessieren sich füreinander und küssen sich letztendlich auf einem Kornfeld, als Anstandsdame Charlotte gerade noch so einschreiten kann, bevor die Dinge eskalieren. Zurück in England hält der intelligente Snob Cecil Vyse (Daniel Day-Lewis) um Lucys Hand an. Sie willigt ein, doch das Drama nimmt seinen Lauf als George in die Nachbarschaft zieht. „Zimmer mit Aussicht“ weiterlesen

Der unglaubliche Burt Wonderstone

Es gibt Filme, denen man eigentlich keine Beachtung schenkt, so wie „Der unglaubliche Burt Wonderstone“. Nun gibt es aber auch Situationen, an denen man solche Filme schaut, die man sonst nicht beachten würde. Ein Bordentertainmentsystem beispielsweise, so wie es LAN Airlines auf dem Weg von Frankfurt nach Madrid zur Verfügung stellt, ermöglicht den Filmgenuss über den Wolken. Beachtet muss hierbei allerdings werden, das ein gewöhnlicher Flug von FRA nach MAD meist nur rund 2 Stunden dauert und daher kein Film mit Überlänge geschaut werden kann, da man sonst einfach mal nicht fertig wird. Also suchte ich mir, aus der zugegebener Maßen ziemlich reichhaltigen Bibliothek meines Systems, „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ aus, erstes weil er nur 101 Minuten lang ist und zweitens, weil eine leichte Komödie ideale Unterhaltung über den Wolken ist, wie ich finde. „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ weiterlesen

Django Unchained

„Django Unchained“ ist eine Action-Komödie von Quentin Tarantino aus dem Jahr 2012. Dr. King Schultz (Christoph Waltz) ist Kopfgeldjäger und im Süden der USA kurz vorm Beginn des Bürgerkrieges unterwegs. Er sucht die Brittle Brothers, auf die eine nicht unerhebliche Geldsumme zur Ergreifung „Tod oder Lebendig“ ausgesetzt ist. Sein Problem ist jedoch, dass er nicht weiß, wie die Gebrüder aussehen. Dafür befreit er den Sklaven Django (Jamie Foxx), der nur zu gut weiß, wie seine ehemaligen Peiniger zu erkennen sind. Gemeinsam jagen sie die drei Brüder und freunden sich immer mehr an. Schultz ist kein Freund der Sklaverei und Django ein äußerst begabter Schütze. Da das Gewerbe gut anläuft, versuchen sie Djangos Frau Broomhilda von Shaft (Kerry Washington) zu befreien. Jedoch befindet sich diese im Besitz von Südstaaten Baron und „Negerkampf“-Fetischisten Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), der sie auf seinem Besitz Candieland hält, wo sie vom herrischen Verwalter Stephen (Samuel L. Jackson) drangsaliert wird. „Django Unchained“ weiterlesen

In ihrem Haus

„In ihrem Haus“ ist ein Film von François Ozon aus dem Jahr 2012. Das Schuljahr geht wieder los und der Literaturlehrer German (Fabrice Luchini) ist – wie jedes Jahr – entsetzt, wie hilflos und schlecht seine neue Klasse ist. Jedoch bemerkt er den Aufsatz von Claude (Ernst Umhauer), der in zweierlei Weise sich vom Rest der Arbeiten heraushebt. Zum einen durch seinen hohen literarischen Anspruch, zum anderen durch sein Thema. Denn es ist eine Beobachtung seines Mitschülers Rapha Artole (Bastien Ughetto) und dessen Eltern Rapha Senior (Denis Mènochet) und Esther (Emmanuelle Seigner). Im Gespräch mit seiner Frau (Kristin Scott Thomas) denkt Germain über den Aspekt des Voyeurismus und der damit verbundenen unfairen Behandlung der Familie des Schülers Rapha nach. Doch die literarische Qualität ist derart hoch, dass er Claude eine 1 Minus gibt. Dieser beliefert seinen Lehrer weiter mit literarischen Beobachtungen der Familie Artole und ein Spiel beginnt, als Germain, Claude fördert und gleichzeitig immer neue Werke sehen möchte. „In ihrem Haus“ weiterlesen

Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt

Dodge Petersen (Steve Carell) hat leider die Ausfahrt verpasst und sitzt mit seiner Frau Linda (Nancy Carell) im, am Straßenrand stehenden Auto, als die Radionachrichten verkünden, dass der letzte Versuch, die Erde vor dem auf Kollisionskurs geratenen Asteroiden Matilda zu retten, unglücklicherweise fehlgeschlagen ist. In drei Wochen wird der Matilda auf die Erde aufschlagen und die Menschen auslöschen. Linda fackelt nicht lange und verlässt den PKW und Dodge, sie scheint Wichtigeres vor zu haben. Die ganze Welt gerät aus den Fugen, Parties, Drogen, Aufstände, die Liste der Exzesse ist lang, nur Dodge will sich nicht so recht beteiligen. Fast gleichgültig geht er seinem Restleben nach, während um ihn herum alles ausrastet. Da trifft er auf Penny (Keira Knightley), deren größter Wunsch es war, nochmal nach Europa zu fliegen, um ihre Familie zu treffen, was sie aber leider verpasst hat. Aufgescheucht durch einen nächtlichen Aufstand ergreifen beide die Flucht und beginnen eine Fahrt durch Amerika bis zum Ende der Welt. „Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“ weiterlesen

Parade’s End

Die Mini-Serie „Parade’s End“ (in Deutschland mit dem Untertitel „Der letzte Gentleman“ versehen) hätte ich sicherlich nicht geschaut, wenn nicht in der Hauptrolle Benedict Cumberbatch zu sehen gewesen wäre, den ich seit der Serie „Sherlock“ sehr schätze. Auch hier spielt er wieder einen Menschen mit leicht genialen Zügen, der jedoch verhaftet ist, in einer fast beängstigenden Traditionalität und dies in den Zeiten, als das britische Empire kurz vor seinem Untergang stand. Er spielt Christopher Tietjens, der nach einer kurzen Affäre mit Sylvia (Rebecca Hall), diese heiraten muss, da er sich als potentieller Vater, des aus der Liebelei hervorgegangenen Kindes sieht. Beide sind unglücklich, Sylvia verlässt ihn mit einem Offizier, während Christopher sich in die junge Suffragette Valentine Wannop (Adelaide Clemens) verliebt, sich aber wegen seiner Heirat, keinesfalls näher mit ihr abgeben kann. Wir verfolgen Tietjens Leben, von der eigenen blaublütigen Familie mit größtem Missfallen gestraft, unglücklich verheiratet, aber den sozialen Regeln der Zeit streng unterwürfig. So kommt es schließlich zum 1.Weltkrieg und Tietjens muss sich entscheiden. „Parade’s End“ weiterlesen

Javier Marías – Alle unsere frühen Schlachten

Es gibt eigentlich nur wenig Gründe für mich, ein Fußballbuch eines Real Madrid Fans zu lesen. Dafür mag ich viel zu sehr Reals Erzfeind Barça und was noch mehr wiegt, ich hasse Real (im Regelfall bedingt das Eine das Andere). So ist dies nun mal als Fußballfan. Fußball zu schauen macht nur Freude, wenn man nach Gut und Böse aufteilt. Nun liegt mir aber doch Javier Marías „Alle unsere frühen Schlachten“ vor, ein Buch eines leidenschaftlichen Real Fans mit 34 kurzen Geschichten zum Thema Fußball. Das ich das Bändchen lese, hat mehrere Gründe, die summiert die Lektüre sehr lohnenswert erscheinen lassen. Da ist zum einen der wesentliche Fakt, das Marias sicherlich zu den besten Schriftstellern unserer Tage gehört und ich die Art seines Schreibens für sehr, sehr lesbar halte. Zum Anderen ist da die Tatsache, dass Real dieses Jahr nichts (oder anders formuliert: NULL TITEL; nada) gewonnen hat, was meinen Hass durch eine Prise Mitleid mildert. Und letztendlich ist so viel, was man im Fernsehen über Fußball sehen kann, oder was in Zeitungen, dem Netz oder Büchern geschrieben steht, ein solch oberflächiger Mist, dass ich mir gern mal etwas anschauen möchte, von dem man eine gewisse Reflexion erwarten kann. „Javier Marías – Alle unsere frühen Schlachten“ weiterlesen

Wolf Haas – Verteidigung der Missionarsstellung

Wolf Haas neuer Roman „Verteidigung der Missionarsstellung“ könnte eine kluge Aufarbeitung menschlicher Erotik sein, so meint man nach kurzem Studium des Titels zu meinen. Tatsächlich findet man inhaltlich einen Roman über die Liebe, allerdings nicht wirklich über körperliche Spielarten dieser, sondern eher über einen Mann, der sich zu besonderen weltgeschichtlichen Ereignissen verliebt.
Benjamin Lee Baumgartner ist ein Mann, der sich gern in Zeiten schwerer Seuchen verliebt. 1988 grassiert BSE in England, doch er kauft sich als Vegetarier ein Fleischprodukt, weil ihm die Kioskverkäuferin so gut gefällt und er sie unbedingt kennenlernen möchte. 2006 kommt es zur Vogelgrippe und wieder verliebt sich Baumgartner, diesmal aber in China in einem Restaurant, in welchem er Hühnchen bestellt und 2009 folgt die Schweinegrippe, natürlich ist Baumgartner vor Ort. „Wolf Haas – Verteidigung der Missionarsstellung“ weiterlesen