Jahr: 2018 | Drehbuch und Regie: Alfonso Cuarón | Filmdrama | Länge: 135min | Location: Mexiko-Stadt
Mexiko-Stadt ist eine der größten Städte der Welt und es wäre falsch anzunehmen, die Stadt wäre ein einziger Slum. Im Stadtteil Roma jedenfalls wohnt eine bürgerliche obere Mittelschicht, der es im Jahr 1970 nicht wirklich schlecht geht. Sra. Sofía Antonio (Marina de Tavira) managet den Haushalt eines durchaus repräsentablen Stadthauses mit vier Kindern und der Großmutter, da ihr Mann Dr. Antonio (Fernando Gradiaga) selten zu Hause verweilt und lieber Kongresse besucht. Unterstützt wird Sofía von zwei Haushälterinnen. Beide sind mexikanische Ureinwohnerinnen und wenn man ehrlich ist, schmeißen eigentlich sie den Haushalt. Insbesondere Cleo (Yalitza Aparicio) wird von den Kindern sehr geliebt und ist zum Teil der Familie geworden. In ihrer äußerst begrenzten Freizeit geht sie gern ins Kino und lernt dabei den jungen Kampfkunstbegeisterten Fermín (Jorge Antonio Guerrero) kennen.
Alfonso Cuaróns präsentiert mit „Roma“ einen stark autobiographischen geprägten Film, der die Tage seiner Kindheit nachzeichnet. Behütet von der Liebe der Mutter und der zur zweiten Mutter werdenden Haushälterin Cleo, wachsen die vier Kinderfiguren auf (tatsächlich ist der Film Cuaróns damaliger Haushälterin gewidmet) und werden nicht wirklich Zeugen einer rauen (Um-) Welt, die immer wieder durch die Straßen der Stadt zieht. Dies kulminiert im Fronleichnams Massaker von 1971, wo von einer paramilitärischen Einheit, die wahrscheinlich von der Regierung unterstützt wurde, Studenten und Linke auf offener Straße gejagt und getötet werden. Doch mehr noch als diese Referenz ist „Roma“ ein Film über starke Frauen und schwache Männer, die im Film -leider realistischerweise – als verantwortungslose und feige Charaktere gezeichnet werden. Wirklich stark müssen die Frauen sein, weil ohne sie das Leben schlicht zusammenbrechen würde und für dieses Portrait bekommt Cuarón zurecht viel Lob von den Preisrichtern und Kritikern.
„Roma“ besticht künstlerisch durch eine fast schon umwerfende schwarz-weiße Optik, die sich vom grandiosen Beginn fast durch den ganzen Film zieht und die symbolisch äußerst aufgeladen ist. Das macht „Roma“ fast schon zu einem gewaltigen Meisterwerk, wenn nicht gerade diese Symbolik immer wieder überstrapaziert würde und einige Szenen dadurch zu einer unrealistischen Persiflage des Lebens der 1970er Jahre in Mexiko machen würde. Das fällt verstörend gerade gegen Ende des Filmes zunehmend auf und hat zur Folge, dass dieser wundervoll gefilmte und anrührend ruhige Film vielleicht dann doch ein bisschen zu viel will. Das lässt „Roma“ nicht scheitern, aber eben auch kein vollkommen rundes Meisterwerk werden. Trotzdem ist dieser Film eine absolute Empfehlung für alle, die wunderschöne Bilder und eine ruhige, aber sehr anrührende Geschichte über Mexiko in den 1970er Jahren und starke Frauencharaktere sehen wollen.