Vor doch schon recht vielen Jahren las ich Siri Hustvedts ziemlich großartigen Roman „Was ich liebte“ und so war es schnell klar, als ich durch eine günstige Fügung an ihren Roman „Die Verzauberung der Lily Dahl“ kam, diesen auf meine Sommerleselist aufzunehmen. Tatsächlich ist das letztgenannte Werk, der etwas ältere Titel und kam bereits 1997 heraus („Was ich liebte“ folgte dann 2003), aber beide Romane gelten als Hustvedts bekannteste Literaturen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die 19-jährige Lily Dahl, welche aus ihrem Fenster heraus in den frühen Morgenstunden, den Maler Ed Shapiro beobachten kann, der im Hotel nebenan, einige Menschen der Kleinstadt Webster porträtiert. Lily ist nicht uninteressiert am gutaussehenden Fremden aus New York. Überhaupt fasziniert sie die große weite Welt und sie träumt eines Tages einmal eine Schauspielerin zu werden, wie Marylin Monroe. Doch momentan jobbt sie noch im Idealo Cafe, dass gleich unter ihrem Apartment liegt und das das übliche Publikum anzieht, wie die schmutzigen Bodler Zwillinge oder den stotternden Martin, der mit Lily bei der lokalen Theateraufführung des „Sommernachtstraums“ von Shakespeare mitspielt. Dafür übt Lily mit ihrer Nachbarin, der Rentnerin Mabel, welche gerade ihre Memoiren schreibt.
„Die Verzauberung der Lily Dahl“ ist ein flott zu lesendes Buch, dessen Atmosphäre den Sommer in einer Kleinstadt eindrücklich getroffen hat. Die Charaktere wirken lebendig, wenngleich teilweise etwas undurchsichtig (ich bin mir nicht sicher, ob das etwas Sprunghafte, Nervöse und nicht Nachvollziehbare, vielleicht gerade die Stärke der Beschreibung einer 19-jährigen Frau , oder ob ich das gerade nicht nachvollziehbar und schwer verständlich finden soll, wahrscheinlich würde ich aber der ersten Einschätzung zuneigen). Was den Roman jedoch etwas in die Länge zieht, ist die Unklarheit, was einem da als Leser überhaupt vorliegt; ein Buch über Liebe, ein Krimi, eine Geistergeschichte oder eine Kleinstadtgeschichte? Am Ende ist es wohl vor allem ein Buch über das Erwachsenwerden einer jungen Frau und über das Losgehen des Lebens, was in diesem Zusammenhang wohl meint, dass man seinen gewohnten Alltag so weit verändert, dass man die Zukunft nicht mehr vorherbestimmt vor sich sieht, sondern als eine Wolke der Möglichkeiten, die die Welt für einen bereit hält.