„Späte Wut“ ist der deutsche Titel des spanischen Filmes „Tarde para la ira“ von Raúl Arévalo. Er kam 2016 in die spanischen Kinos und gewann dort zahlreiche Preise und ist momentan auf dem deutschen netflix-Angebot zu sehen. Die Handlung beginnt 2007 bei einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft. Curro (Luís Callejo) fährt den Fluchtwagen, doch alles läuft anders als geplant. Curro muss allein starten, lässt seine Komplizen zurück und wird doch geschnappt. Wie sich herausstellt als Einziger. Er wird zu einer hohen Haftstrafe verurteilt, auch weil er seine Komplizen nicht verrät. José (Antonio de la Torre) taucht acht Jahre später scheinbar unvermittelt in einem runtergekommenen Viertel in Madrid auf und scheint Gefallen an Ana (Ruth Díaz) zu finden, welche mit Curro ein Kind hat, der nun vor seiner Entlassung steht.
Späte Wut ist ein Thriller der sich ganz dem Thema Rache widmet (insofern wäre vielleicht „Späte Rache“ der etwas passendere deutsche Titel gewesen). Nach etwas turbulenter erster Filmphase wird schnell klar, wer hier Rache verüben möchte und warum. Das wird teilweise sehr spannend, manchmal aber auch etwas langatmig in Szene gesetzt, lebt aber von den drei wirklich herausragenden Schauspielern. Kameratechnisch hat „Späte Wut“ wenige Höhepunkte, die Inszenierung des Fluchtversuchs Curros oder die Szene im Hotelzimmer in der Provinz sind da leider die einzigen Ausnahmen. Die Geschichte erweist sich dabei als ebenso zwiespältig. Auf der einen Seite ist sie wenig vorhersehbar, auf der anderen Seite dann doch fast nur auf das Thema Rache ausgelegt. Die Darstellung dieser Unerbittlichkeit ist dann ebenso zwiespältig, aber leider nicht wirklich nachvollziehbar, denn sie ist einerseits sehr berechnend, auf der anderen Seite sehr spontan. Wo die Grenze verläuft und wo Planung und Spontanität sich abwechseln wird im ganzen Film kaum verständlich. Einzig das Ende ist so wundervoll offen gestaltet, dass sich ein zweiter Teil des Filmes geradezu anbietet.