Eine spanische Bar ist ein offener Treffpunkt vom Stammgästen und zufällig hineinschneienden Besuchern. Es ist weniger wie eine Verlängerung des Wohnzimmers zu denken, sondern wie eine überdachte und mit Speis und Trank angereicherte Ecke der Straße. Álex de la Iglesia, ist in seinem Heimatland einer der bekanntesten Regisseure, nahm sich 2016 dieses Schauplatzes an und inszenierte einen Thriller mit dem ihm eigenen schwarzen Humor. „El Bar“ weiterlesen
Schlagwort: Film
Moonlight
Im Kino über den Wolken gab es diesmal, neben dem obligatorischen Streifen mit Greta Gerwig, für die LAN scheinbar ein Faible (wahrscheinlich zu Recht) hat, jede Menge Oscar-prämierte Filme. Darunter auch „Moonlight“, der dieses Jahr den Preis des besten Filmes gewonnen hat (was begleitet war mit einem kaum zu vergessenen und höchst amüsanten Fehler bei der Preisverleihung, der aufzeigt, dass auch Berateragenturen mit simplen Briefumschlagzuweisungen Probleme bekommen können). „Moonlight“ weiterlesen
Toni Erdmann
Das Leben besteht aus einer verschwommen hohen Anzahl an Momenten, die wir durchleben. Wir gleiten von einem Moment zum nächsten und wohin wir gleiten ist eine Frage des Lebensweges. Zwei scheinbar ganz unterschiedliche Lebenswege gehen Winfried Conradi (Peter Simonischek) und seine Tochter Ines (Sandra Hüller). Winfried lebt mit seinem Hund in der gut bürgerlichen Umgebung eines ehemaligen 68ers. Er ist Musiklehrer und seine Leidenschaft sind skurrile und nicht immer wirklich witzige Streiche, welcher er bevorzugt mit einem künstlichen Gebiss vorträgt. Seine Tochter ist eine Karrierefrau bei der Unternehmungsberatung Morrison. Sie lebt zurzeit in Bukarest und führt das arbeitsreiche Leben eines Expats, bei dem die berufliche Situation scheinbar den gesamten Tag bestimmt und auch einen wie auch noch so kleinen Freizeitbereich bestimmt. Da Winfrieds Hund gestorben ist und er wohl Angst hat etwas zu vereinsamen, reist er spontan nach Bukarest, um seine Tochter zu überraschen. Hier prallen die beiden Lebenswelten aufeinander. „Toni Erdmann“ weiterlesen
Manchester-by-the-sea
Der Mensch ist das Ergebnis von biologischen Vorbestimmungen und der Ereignisse, die sein Leben zu der Situation hin geformt haben, in welcher er sich gerade wiederfindet. Lee Chandler (Casey Affleck) arbeitet als Hausmeister in Boston und verrichtet seine Arbeit vorschriftsmäßig und gewissenhaft, ist aber sicherlich nicht ein Quell an sprudelnder Unterhaltung oder anregender Konversation. Er wird zurückgerufen in seine Heimatstadt Manchester-by-the-Sea (etwa 40km nördlich von Boston), da sein Bruder Joe (Kyle Chandler) im Sterben liegt. Dort trifft Lee auf Joes Sohn Patrick (Lucas Hedges) und seine Ex-Frau Randi (Michelle Williams) und auf seine Vergangenheit, die er nicht hinter sich lassen kann. „Manchester-by-the-sea“ weiterlesen
Aufschneider
„Aufschneider“ ist ein zweiteiliger österreichischer Film aus dem Jahr 2009. Er wurde von David Schalko und Josef Hader geschrieben, der auch die Hauptrolle übernommen hat.
Der Pathologe Dr. Fuhrmann ist das was man einen pathologischen Griesgram nennen kann. Scheinbar nie gut gelaunt schneidet er Leichen auf. Sein einziges Hobby besteht darin, dem ihm verhassten Dr. Böck (Oliver Baier) einen Kunstfehler nachweisen zu können. Doch die Welt meint es schlecht mit Fuhrmann. Sein neuer Assistent Winkler (Manuel Rubey) findet das Gefallen seiner Tochter Feli (Tanja Raunig), die noch vor der Hochschulreife steht, aber ihr eigenes Leben leben will, schon allein deshalb, da ihre Mutter Karin (Ursula Strauss), Fuhrmanns Ex-Frau, welche seit zwei Jahre getrennt von ihrem Mann lebt, eine Beziehung zu Dr. Böck eingegangen ist. Dies zu erfahren bekommt Dr. Fuhrmann alles andere als gut.
„Aufschneider“ ist eine wunderbar witzige österreichische Komödie, die Schalko ebenso produzierte, wie er auch Regie führte. In knapp 176 Minuten erlebt der Zuschauer, Intrigen eines Krankenhauses, Familienzerwürfnisse, Liebschaften und Rache bzw. Eifersuchtsfeldzüge und das alles mit erkalteten Leichen im Hintergrund. Dazu gesellt sich ein wunderbar liebevoller Humor, wie ihn wirklich gute österreichische Serien und Filme auszeichnen.
Vor der Morgenröte
Im Kino über den Wolken laufen manchmal Filme, die im Kino in der Stadt noch vor gar nicht langer Zeit noch liefen. Hat man dann einige Stunden Zeit, wie bei einem Lufthansa-Flug nach Buenos Aires, freut man sich darüber, dass der Sessel des Vordermanns an seiner Rückseite so eine reichhaltige Auswahl bietet. So war auch in der Filmbibliothek, die deutsch-österreichisch-französische Koproduktion „Vor der Morgenröte“ zu finden. Für den Film sprach nun nicht nur, dass er von mir tatsächlich vor der Morgenröte geschaut wurde (weil Nachtflug) und auch nicht nur, dass er in Südamerika spielt (das wusste ich vorher gar nicht), sondern eher, dass er mit Josef Hader in der Hauptrolle besetzt war und ich hörte das dieser seine Sache wohl grandios mache. „Vor der Morgenröte“ weiterlesen
Maggie’s Plan
Maggie (Greta Gerwig) hat einen Plan. Sie möchte ein Kind. Da sie sich aber für beziehungsunfähig hält, ist sie der Meinung, Kind allein reicht. Also sucht sie nach einen Samenspender, den sie im Gurkenunternehmer Guy (Travis Fimmel) findet. Dieser soll sein Erbgut im nächsten Frühjahr Maggie überlassen. Doch bis dahin trifft Maggie John (Ethan Hawke), einen verhinderten Romanschriftsteller und Wissenschaftler, der gerade in einer Ehekrise mit seiner Frau Georgette (Julianne Moore) steckt. John und Maggie lernen sich näher kennen und eine Dreiecksgeschichte beginnt.
Maggie’s Plan von Rebecca Miller ist ein amüsanter, wenngleich recht simpler Film über das Thema Lebensplanung und Familie heutzutage. Dabei überzeugen die Schauspieler, allen voran Ethan Hawke, sowie die charmante Greta Gerwig, als auch die wie immer wundervolle Julianne Moore. Wer vergnügliche und nicht zu herausfordernde 98min Zeit hat, dem sein „Maggie’s Plan“ sehr empfohlen.
The Lobster
Über Zusammensein, Alleinsein und Liebe wurde in der menschlichen Geschichte nicht gerade wenig gesprochen, gesungen und philosophiert. Die inhaltlichen Darreichungsformen gingen dabei in unterschiedliche Richtungen, vom schmerzvollen Trennungslied bis hin zur romantischen Komödie mit Happy End. In gewisser Weise ist Giorgos Lanthimos englisch-sprachiges Filmdebüt aus dem Jahr 2015 ebenso ein Film dieses Genres, aber das auf einer ganz anderen Ebene.
„The Lobster“ spielt in einer dystopischen Gesellschaft, die radikal zwischen Paaren und Singles trennt. Die Paare leben in der Stadt und wer Single wird, aus welchen Grund auch immer: Trennung oder Tod des Partners, der muss in ein Hotel, zu einer Art Anbandelungsurlaub. Doch aufgemerkt, wer sich nicht in 45 Tagen einen neuen Partner angelt, der wird in ein Tier seiner Wahl verwandelt. Der Ausdruck: „ich werd zum Tier“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Jetzt könnte man ja meinen, 45 Tage in einem Flirtcamp, da wird sich schon irgendeine(r) finden, aber in Lanthimos dystopischer Welt stoßen wir auf ein Sozialverhalten, dass den Charme der Bedienungsanleitung eines Videorekorders hat und so viel Ironie kennt, wie ein drei-jähriges Kind. Über Humor müssen wir gar nicht erst reden. Wie günstig ist es da, dass man sich eine Aufenthaltsverlängerung besorgen kann und das bei gemeinsamen Jagdausflügen im Wald. Dort leben, ausgestoßen von der Gesellschaft, die Singles zusammen mit den Tieren. Mit Betäubungsgewehren bewaffnet gehen die Hotelbewohner auf die Jagd nach Singles und wer einen trifft, der darf einen Tag länger im Hotel einen Partner suchen.
Die Erzählerin des Films (Rachel Weisz) berichtet uns vom Schicksal des verlassenen David (Colin Farrell), der zusammen mit seinem ehemaligen Bruder, einem heutigen Hund, in das Hotel einzieht, um eine Frau zu finden. Ihm und den anderen Gästen, wie seinen beiden männlichen Bekannten, einem Mann der stark lispelt (John C. Reilly) und einem hinkenden Mann, dessen Frau vor 7 Tagen starb (Ben Whishaw) wird im Hotel von der resoluten Managerin (Olivia Colman) und dem Personal (u.a. Ariane Labed) durch Gesellschaftstanz, Animation und kleine Theaterspiele auf anschauliche Art und Weise klar gemacht, dass „Single sein“ keinerlei Vorteile hat. Doch die Frauen im Hotel sind so alle nicht ganz nach Davids Geschmack und er findet kaum Gemeinsamkeiten mit den Damen, wie der ständig aus der Nase blutenden Frau (Jessica Barden) oder der erbarmungslos Gefühlskalten (Angeliki Papoulia). Und so verrinnen die Tage. „The Lobster“ weiterlesen
Eva
Stellen sie sich vor sie haben ein Kind (gerade den Eltern unter ihnen, sollte diese Vorstellung nicht schwer fallen). Dieses Kind ist wunderbar, es ist etwas Besonderes und das nicht nur, weil es von ihnen ist. Wie könnten sie dieses Kind nicht über alles lieben? Stellen sie sich aber jetzt bitte vor, dieses Kind wäre ein Roboter. Dieser Roboter wäre eine perfekte Nachbildung eines Kindes, niemand würde den Unterschied je merken und stellen sie sich vor, sie hätten dieses Roboter-Kind erschaffen, weil sie Roboter bauen. Wie würden sie zu diesem Wesen (da es wie ein Mensch ist und sich nicht von einem Menschen unterscheiden kann, wollen wir es mal Wesen nennen) stehen? „Eva“ weiterlesen
R.E.D. – Älter, Härter, Besser
Dem ZDF-Montagskino und dem Zufall, genau zum Filmbeginn mit einem Auge auf der Fernbedienung zu sein und mit dem anderen beim Zweiten, ist es zu verdanken dass ich mir die rüstige Rentneractionkomödie „R.E.D.“ (auf den sowohl im englischen, als auch im deutschen dümmlichen Untertitel verzichte ich mal) anschaute. Im Mittelpunkt steht der Ex-CIA Agent Frank Moses (Bruce Willis), der telefonisch mit der Sachbearbeiterin seiner Pensionskasse Sarah (Mary Louise Parker) anbandelt und sie gern einmal besuchen würde. Nun kommt es aber zu einem eher überstürzten Treffen, da Moses plötzlich von einem Spezialkommando umgebracht werden soll, er aber sich noch rechtzeitig retten kann und Sarah lieber mit in Sicherheit nimmt. Natürlich muss er auf Freunde zurückgreifen, zumeist alte CIA Spezis (u.a. der Frauenheld und Todsterbenskranke Joe Matheson (Morgan Freeman), der vom Verfolgungswahn besessene Marvin Boogs (John Malkovich) oder die Schießwütige Victoria (Helen Mirren)), um sich der Verfolgung zu erwehren. „R.E.D. – Älter, Härter, Besser“ weiterlesen